40 Jahre MVV: Millionen Kunden
Der Verkehrsverbund stellt einen Rekord nach dem anderen auf – und steht vor gewaltigen Herausforderungen.
München - Jeden Tag steigen Abertausende in den Bus oder in die S-Bahn, lesen gemütlich die Zeitung, flirten oder schimpfen über die drangvolle Enge in der Sardinenbüchse. Das ist jeden Tag aufs Neue ganz selbstverständlich – mit dem MVV, dem Münchner Verkehrs- und Tarifverbund. Aber das war nicht immer so. Denn bis vor 40 Jahren fuhren Busse, und Bahnen in einem unkoordinierten Kuddelmuddel umher, die heutige S-Bahn war ein loser Haufen von Vorortbahnen – bis vor den Olympischen Spielen am 28. Mai 1972 der alles verbindende MVV geboren wurde.
Der MVV: Das ist der Dachverband für Busse und Bahnen. Er selbst besitzt keinen einzigen Bus und keine Bahn. Er ist der Koordinator. Busse und Bahnen gehören den Gesellschaften, die im MVV-Raum fahren: MVG (die fast namensgleiche Münchner Verkehrsgesellschaft der Stadtwerke), die S-Bahn und das Heer von Regionalbussen. Zum MVV gehören München, der Freistaat (für S-Bahn) und acht Landkreise.
Die Geschichte der Boom-Region zeigt, wie wichtig diese Gründung wurde. So meldet der MVV zum Jubiläum wieder einen Rekord: 645 Millionen Fahrten 2011. Neben der S-Bahn platzen auch einige U-Bahnlinien aus allen Nähten. Die MVG schaffte gerade den siebten Rekord nacheinander: 522 Millionen Fahrgäste 2011 – plus zehn Millionen! Im Einzelnen: U-Bahn plus acht Millionen (368 Millionen), Bus plus drei Millionen (178 Millionen), Tram plus 1,5 Millionen (99,5 Millionen).
Bei der U-Bahn ist in einigen Bereichen die Grenze erreicht. „Das stellt uns vor gewaltige Herausforderungen“, so MVG-Chef Herbert König: „Wir werden vom eigenen Erfolg überrollt, kommen der steigenden Nachfrage kaum noch hinterher.“ Er plant Investitionen von 1,5 Milliarden Euro allein für die U-Bahn.
Zahlen: Die S-Bahn war für 210000 Kunden ausgelegt, heute sind es 800000. Am Tag. Die U-Bahn begann mit 13,5 Kilometern Strecke: heute sind es 85 Kilometer mit 100 Stationen. Die Monatskarte vier Ringe kostete damals 17,83 Euro, heute 64,20 Euro – plus 269 Prozent. Zum Vergleich: Der Benzinpreis stieg um 341 Prozent, das Bier wurde 497 Prozent teurer. Gefeiert wird am 15. Juli – nach den Ferien.