30 Millionen Liter Wasser abgepumpt: Was aus den Fischen im Sendlinger Loch wurde
Zu Münchens bekanntestem Bauloch gab es jahrelang nur schlechte Nachrichten. Dieses Kapitel ist nun hoffentlich zu Ende. Seit ein paar Tagen wird an der riesigen Baustelle neben der Alram- und Aberlestraße heftig gebuddelt. Fünf Bagger wurden mit einem Kran hinuntergelassen. Sie schaufeln tonnenweise Schlamm vom Grund.
So viel Aktion ist ein ungewohntes Bild für die Anwohner: Fünf Jahre lang hatte sich auf der Baustelle nichts bewegt – mal abgesehen von den Fischen, die im Wasser schwammen und den Enten, die hier ihre Runden drehten.

Die Luxus-Eigentumswohnungen, die der frühere Grundstückseigentümer hier hochziehen wollte, wurden nie gebaut. Dem Bauträger war das Geld ausgegangen. Der Unmut über den Stillstand wuchs, die unmittelbare Umgebung vermüllte.
Mit dem neuen Eigentümer geht es am Sendlinger Loch nun endlich voran. Wie berichtet, hat der US-Investor Pembroke das Grundstück im Juli für rund 53 Millionen Euro gekauft. Projektentwickler ist das Starnberger Unternehmen Ehret+Klein. Die Neuen wollen einiges anders machen als ihr Vorgänger. Aber zuvor müssen sie sich erst mal mit dem herumschlagen, was ihnen hinterlassen wurde.
Im Frühjahr soll die Grundsteinlegung gefeiert werden
Noch immer ist die Prüfung der sogenannten Anker im Gange. Sie haben den Zweck, zu verhindern, dass die Grube einstürzt. Da die Gewährleistung für die Stahlseile ablief, hatte die Stadt im Sommer ernsthafte Bedenken. Kurz vor knapp war es, dass sogar der Steuerzahler für Sicherungsmaßnahmen in Höhe von mehr als zwei Millionen Euro hätte einspringen müssen. Doch dieser Kelch ging an den Münchnern zum Glück vorüber.
Aus dem Hause Ehret+Klein heißt es, die Firma, die das Loch seinerzeit ausgeschaufelt und gesichert hatte, habe sehr gute Arbeit gemacht. Bislang seien alle überprüften Anker abgenommen worden. Nun fehlt nur noch eine Reihe. Dann kann es eigentlich bald losgehen mit dem Bau.
Das Wasser und die Fische sind inzwischen raus. "Insgesamt wurden über 30 Millionen Liter Wasser aus der Baugrube abgepumpt und gefiltert wieder dem Grundwasser zugeführt", sagt Petr Ehrl, der Sprecher von Ehret+Klein. Wenn der Schlamm weg und die Grube fertig ausgehoben ist, kann bald die Bodenplatte gesetzt werden. Im Frühjahr soll die Grundsteinlegung gefeiert werden. Man sei im Zeitplan, sagt Ehrl.

Pembroke will Mietwohnungen bauen – "erschwingliche", wie Deutschland-Chef Christian Bosiljanoff im Sommer der AZ sagte. Es soll viele kleinere Wohnungen geben, eine Kita mit Garten, eine Tiefgarage, mehrere kleine Ladenflächen, und fest eingeplant ist, dass wieder ein Rewe einzieht.
Der ursprünglich vorgesehene Concierge-Bereich mit Aufpasser, der schaut, wer ein- und ausgeht, ist vom Tisch. Viele Sendlinger hatten sich aufgeregt, dass solch luxuriöse Wohnungen nicht ins Viertel passen.
Äußerlich soll sich an dem Neubau nicht allzu viel ändern, im Großen und Ganzen wird er so ähnlich ausschauen wie auf früheren Entwürfen. Visualisierungen möchte man aber noch keine zeigen, die Bauherren wollen abwarten, bis ihre Änderungsanträge genehmigt sind.
Von den Giebeln haben nur wenige überlebt
Die Abfisch-Aktion war aus Sicht des Bauherrn erfolgreich. Allerdings brauchte es mehrere Einsätze. Erst als das Wasser sehr niedrig war und sich die Fische in einer "Ecke" sammelten, wurden sie mit Stromschlägen betäubt und herausgefischt.
Die Rotfedern wurden in den Hinterbrühler See umgesiedelt. Die Giebel durften nicht ausgesetzt werden, da sie als Bedrohung für heimische Arten gelten. Sie wurden "in Absprache mit den Behörden anderweitig verwertet", so Lehr. So landeten sie in der Reptilienauffangstation – als Futter.
Überlebt hat von den Giebeln nur eine Handvoll: Der zuständige Fischer hat sie mit nach Hause genommen. Dort schwimmen sie nun in seinem Gartenteich.
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