2500 Münchner sind spielsüchtig!

Immer wenn er seinen Lastwagen abstellte, zog es Helmut Weber (Name geändert) zu den Spielautomaten. Dort verzockte der LKW-Fahrer nicht nur sein Erspartes, sondern auch den Erlös aus einem Großteil seiner Ladung (vor allem Spirituosen), die er nach und nach unter die Leute brachte. Er war spielsüchtig.
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Spielsucht in München
Ronald Zimmermann Spielsucht in München

MÜNCHEN - Immer wenn er seinen Lastwagen abstellte, zog es Helmut Weber (Name geändert) zu den Spielautomaten. Dort verzockte der LKW-Fahrer nicht nur sein Erspartes, sondern auch den Erlös aus einem Großteil seiner Ladung (vor allem Spirituosen), die er nach und nach unter die Leute brachte. Er war spielsüchtig.

Kein Einzelfall: „Der typische Glücksspieler ist männlich, um die 40 Jahre alt – und abergläubisch“, hat Gerhard Bühringer vom Institut für Therapieforschung herausgefunden. Viele Abhängige glauben, die vermeintlichen Regelmäßigkeiten der Automaten oder Roulettekugeln zu kennen: „Dass am Ende immer die Maschine oder das Casino gewinnt, können sie nicht akzeptieren.“

Dabei ist Spielsucht längst keine Erkrankung von einzelnen Zockern mehr. Allein in München dürften nach Schätzungen rund 2500 Menschen abhängig sein. Jeder zweite spielt regelmäßig, über 70 Prozent haben es zumeist schon einmal probiert.

Am beliebtesten ist in Bayern immer noch das Lotto-Spiel, bei dem das Risiko einer Abhängigkeit am geringsten ist. Es folgen Sportwetten, Besuche im Spielcasino und das Zocken am Geldspielautomaten. Das höchste Risiko geht aber vom Internet-Poker im Internet.

Rüffel für den FC Bayern

Einen Rüffel gab’s deshalb auch für den FC Bayern, der seit kurzem für die Pokermarke free-bwin.com wirbt: „Wir würden nicht mit so einem Anbieter kooperieren, können dem FC Bayern aber nur Handlungsempfehlungen aussprechen“, sagte Andreas Czerny, der Geschäftsführer der neu eingerichteten Landesstelle für Glücksspielsucht.

Um die Abhängigkeit zu bekämpfen, will die Landesstelle die Zahl von Suchtberatungsstellen in Bayern weiter erhöhen und Forschungslücken schließen. So soll eine Längsschnittstudie demnächst klären, wie die Spielsucht über die Jahre verläuft und wie die Betroffenen damit zurecht kommen.

Bei Lastwagenfahrer Helmut Weber ist diese Frage bereits beantwortet: Er hat vor einigen Tagen versucht, sich wegen seiner Spielschulden das Leben zu nehmen.

Daniel Aschoff

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