250 000 Euro für eine Handvoll Aufträge
MÜNCHEN - Hanne F. (53, Namen geändert) muss sich gefühlt haben wie eine Fliege im Spinnennetz. Eher als Opfer denn als Täterin. Dennoch nahm sie gestern auf der Anklagebank Platz. Der Vorwurf: 65 Fälle der „Bestechung im geschäftlichen Verkehr“. 256 000 Euro hat die Geschäftsführerin einer Firma für Tonermaterial an Beate K. gezahlt, Ex-Einkäuferin einer Telekom-Tochter. Damit wollte sie verhindern, dass diese sich einen anderen Zulieferer sucht.
Die Initiative ging von der Einkäuferin aus, erklärt Hanne F. vor Gericht. Eines Tages habe Beate K. – gegen die ebenfalls ermittelt wird – bei ihr angerufen und unter Tränen gefragt, ob sie Geld leihen könnte. Sie hätte sich mit einer Schrott-Immobilie verspekuliert. Doch das war nur der Anfang.
Beate K. wollte mehr. Viel mehr. Immer wieder musste Hanne F. ihr Konto auffüllen, Geld geben für neue Autos, Reisen und Zahnarztkosten. Oder für eine Einbauküche für 25 000 Euro.
„Direkt gedroht hat sie nicht“, sagt sie über Beate K. „Sie wusste aber, welche Knöpfe sie bei mir drücken muss.“ So habe ihr die Einkäuferin einmal gesagt, „dass auch andere Mütter schöne Töchter haben“. Oder sie sei tagelang nicht ans Telefon gegangen, um Hanne F. zappeln zu lassen. „Sie hat mich ausgenommen wie eine Tarantel.“
Dafür gab’s weiter Aufträge vom Großkunden. Den Schaden für die Telekom-Tochter durch die Machenschaften der beiden Frauen hat die Staatsanwaltschaft auf über 615 000 Euro geschätzt.
Hanne F. ist ruiniert. Sie hat das Geschäft aufgeben müssen, sitzt auf einer halben Million Euro Schulden. Immerhin: Das Gericht stellte ihr eine Bewährungsstrafe in Aussicht.
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