22-Jähriger geht mit Schere auf Homosexuellen los
Glockenbachviertel - Zwei Männer, die Händchen haltend durch München laufen oder sich auf der Straße küssen. Darüber dürften sich aufgeklärte Menschen eigentlich nicht mehr echauffieren. Ein 22-Jähriger ist am Samstagmorgen im Glockenbachviertel deshalb völlig durchgedreht.
Mit zwei Freunden unternahm der Münchner am Wochenende eine Kneipentour. Am frühen Samstagmorgen landete das Trio dabei schließlich in der Müllerstraße im Glockenbachviertel. Die drei jungen Männer standen gegen 5.30 Uhr ganz in der Nähe der „Bau-Bar“, einer beliebten Bar in der Schwulenszene.
Als ein Schreiner (37) aus München mit seinem Freund vorbeiging, brannten bei dem 22-Jährigen die Sicherungen durch. Er beschimpfte das Paar als „Schwuchtel“ und „Scheißschwule“.
Das Paar ließ sich die Pöbeleien nicht gefallen und gab Contra. So entwickelte sich aus ein paar blöden Sprüchen eine handfeste Keilerei auf offener Straße.
Der 22-Jährige bedrohte den Schreiner. Dann zog er plötzlich aus einer Tasche eine Schere und schlug dem 37-Jährigen mit dem Griff auf den Kopf. Anschließend stach er mit der Spitze der Schere in Richtung des Schreiners. Der 37-Jährige konnte den Angriff geistesgegenwärtig mit einer schnellen Handbewegung abwehren. Dabei erlitt er allerdings eine blutende Wunde am Mittelfinger seiner linken Hand.
Wenig später traf eine Polizeistreife in der Müllerstraße ein. „Lassen sie die Schere fallen“, forderte einer der Beamten den 22-Jährigen auf. Der Münchner versuchte davon zu laufen. Die Polizisten rannten ihm hinterher. Dabei stürzte einer der Beamten und zog sich eine Risswunde am Schienbein zu, berichtet Polizeisprecher Peter Beck.
Weil der 22-Jährige ebenfalls verletzt war und eine Wunde am Kopf hatte, riefen die Polizisten den Rettungsdienst. Ein Sanka brachte ihn in eine Klinik. Dort tobte der 22-Jährige munter weiter. Er beschimpfte Ärzte und Krankenschwestern.
Auf Anweisung der Staatsanwaltschaft sollte in der Klinik eine Blutprobe von dem Verdächtigen für einen Alkohol- und Drogentest genommen werden. Doch auch das passte dem Münchner nicht. Er schrie und tobte. „Erschießt mich, erschießt mich“, bettelte er immer wieder die beiden begleitenden Polizisten an.
Nachdem die Ärzte mit ihrer Arbeit fertig waren, wurde der 22-Jährige wieder zurück zum Streifenwagen gebracht. Die Polizisten lieferten den Schwulen-Hasser wegen akuter Selbstgefährdung im Bezirkskrankenhaus in Haar ab. Dort sitzt er inzwischen in der geschlossenen Abteilung.
In ein paar Tagen wird das Ergebnis des Drogentests vorliegen. Dann steht fest, ob der 22-Jährige high oder betrunken war. Erst nach Anschluss der psychiatrischen Untersuchungen wird entschieden, wann der 22-Jährige aus dem Bezirkskrankenhaus wieder entlassen werden kann.
Die Polizei ermittelt gegen ihn wegen gefährlicher Körperverletzung.