21-Jähriger in München vor Gericht: Eigene Mutter mit 23 Axtschlägen brutal getötet

München - Merkwürdig teilnahmslos beantwortet Kevin G. (21) die Fragen der Großen Jugendkammer zum Auftakt des spektakulären Mordprozesses gegen ihn. Die Bluttat gibt er zu. Doch der Vorsitzende Richter Stephan Kirchinger will mehr wissen, will verstehen, warum der damals 20-jährige Planegger am 5. Januar 2023 seine Mutter mit (mindestens) 23 Axtschlägen gegen Hals, Gesicht und Kopf getötet hat. Die Antwort überrascht.
Er habe nicht nur seine Mutter – sie starb kurz nach der Tat im Krankenhaus durch Verbluten und massiven Verletzungen des Gehirns – sondern auch seinen Vater und sich selbst umbringen wollen. Seine Begründung: "Damit sie nicht so traurig sind." An die Tat selber habe er nur noch eine verschwommene Erinnerung, weiß aber noch, dass seine Mutter, während der Schläge gesagt habe: "Du bringst mich um." Warum so viele Schläge, wird Kevin G. gefragt. "Um sicherzugehen" ist seine Antwort.
Axtmord in München: Der Vater entkam den Plänen des Sohnes
Der Vater entging dem Tod, weil er zum Zeitpunkt der Bluttat an seiner 46-jährigen Frau unterwegs war. Kevin G. schickte ihm später eine Nachricht, in der sinngemäß stand, "dass er auch gestorben wäre, wenn er da gewesen wäre". Bereits in der Nacht zuvor habe er mit dem Handbeil vor der Schlafzimmertür gestanden. Doch er fürchtete nicht stark genug zu sein, um ernsthaften Schaden anzurichten und ließ von der Tat ab. Vorerst.
Auslöser der Gewalttat am nächsten Tag war dann ein Schreiben der Familienkasse, das seiner Mutter in die Hände fiel. Sie konfrontierte ihren Sohn mit der darin angedrohten Kindergeld-Rückerstatttung von 6000 Euro. Das Kartenhaus der Lügen drohte einzustürzen. Kevin G. hatte seinen Eltern vorgegaukelt, dass er sich um Arbeit bemühe, beziehungsweise krankgeschrieben war. Die von der Familienkasse eingeforderten Belege dafür, blieb der damals 20-jährige Heranwachsende aber schuldig, fing stattdessen die Schreiben der Familienkasse ab, damit seine Eltern nichts bemerken.
Weil er mehr Freizeit wollte: Angeklagter bricht seine Ausbildung ab
Vor Gericht berichtet er freimütig, dass er nicht der Typ sei, der gerne acht Stunden arbeitet. Er habe mehr Zeit für sich gebraucht. Die nutzte er laut Anklage, um Computerspiele zu spielen, zu lesen und sich mit kinderpornographischen Dateien – der dritte Anklagepunkt – zu beschäftigen. Um Zeit für sich zu gewinnen, habe er seine Ausbildung zum Steuerfachangestellten abgebrochen.
Nach draußen ging er selten, lief die meiste Zeit im Pyjama in der Wohnung rum und genoss es, so Anklägerin Johanna Heidrich, sich von seiner Mutter bedienen zu lassen. "Ich wollte von der Realität nichts wissen", sagt der Angeklagte dazu. Kevin G. ist nicht nur wegen Mordes, sondern auch wegen schwerer Brandstiftung angeklagt. Nachdem er seine Mutter schwer verletzt in der Wohnung zurückgelassen hatte, legte der Ex-Feuerwehrler mit Spiritus im Keller des Hauses Feuer.
Der Geruch des Feuers und des Rauches alarmierte die Nachbarn, die wiederum die Feuerwehr alarmierten. Das Feuer konnte so rechtzeitig gelöscht werden. Kevin G. erklomm nun einen Baukran, kletterte die 40 Meter hoch und schrieb von der Kran-Kabine aus Nachrichten an seine Freunde. Gesprungen ist er nicht. "Ich wollte springen, aber der Urinstinkt zu überleben, ließ das nicht zu", sagt Kevin G. im Prozess.