2000 Quadratmeter für gesündere Herzen

Mit einem modernen Neubau will das Deutsche Herzzentrum seine Forschung voran bringen. Das kommt allen Patienten zugute.
Sophie Anfang |
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Noch ist es nicht zugänglich: das neue Forschungszentrum des Deutschen Herzzentrums München.
Daniel von Loeper Noch ist es nicht zugänglich: das neue Forschungszentrum des Deutschen Herzzentrums München.

München - Wolfgang Herrmann, Präsident der TU, lässt seinen Blick kurz über das Gelände des neuen Forschungszentrums am Deutschen Herzzentrum schweifen.

Hier, rechts neben dem weißen Kastenbau mit den großen Fenstern, sieht Herrmann nicht nur eine Grünfläche, er sieht Potenzial. Denn ginge es nach den Wünschen des Uni-Präsidenten, wäre das neue Zentrum für Herz-Ärzte und -Forscher gleich doppelt so groß ausgefallen.

Weil die Finanzen da doch nicht mitspielten, sind es jetzt 2000 Quadratmeter Laborfläche geworden. Für die Forschung ist auch das ein großer Schritt nach vorne. „Im Vergleich zur Gesamtaufstellung der Medizin an der TU ist das Deutsche Herzzentrum klein, aber es ist ein Juwel“, sagt Herrmann.

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Das an seine Universität angegliederte Klinikum hat sich in den vergangenen Jahrzehnten verstärkt von einem reinen Versorgungszentrum hin zu einem Ort der Forschung entwickelt. Die neuen Räumlichkeiten hinter dem Hauptgebäude an der Lazarettstraße soll diese Tendenz noch einmal verstärken.

21 Millionen Euro Kosten

Rund 21 Millionen Euro lassen sich die Universität und der Freistaat das Gebäude kosten. Noch sind die Arbeiten nicht abgeschlossen, die Einrichtung vollständig oder die Laborplätze funktionstüchtig. Richtig los geht es erst im Oktober.

Dort, wo früher das Ronald McDonald-Haus stand, werden dann 100 Ärzte, Biologen, Biochemiker und Informatiker an ihren Forschungsprojekten arbeiten.

Es ist Geld und Mühe, dass auf lange Sicht auch den Patienten zugute kommt. „Wenn Sie eine Spitzenposition einnehmen möchten, können Sie ohne Forschung nicht existieren“, sagt Rügiger Lange, der Direktor der Herzchirurgie.

Die Medizin hat beim Thema Herzerkrankungen in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht. Patienten, die großflächig operiert werden mussten, mit offenem Brustkorb, gibt es seltener. Der Trend geht hin zu kleinen Eingriffen, die teilweise sogar ohne Skalpell erfolgen können.

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Ein großes Rätsel gibt es in der Forschung dennoch: Wie kann es gelingen, geschädigtes Muskelgewebe am Herzen zu ersetzen. Die Natur hat es nicht vorgesehen, dass sich dieses selbst wieder heilt. „Das ist die einzig komplett ungelöste Frage“, sagt der Herzchirurg Markus Krane.

"Es wird funktionieren"

Am Forschungszentrum versucht er, dieses Problem zu lösen. Dazu werden Bindegewebezellen mit einem Cocktail aus Transkriptionsfaktoren, also Proteinen, neu programmiert. Sie werden im übertragenen Sinn dazu erzogen, zu Herzmuskelzellen zu werden.

„Als Therapieform funktioniert das im Moment noch nicht“, gibt Krane zu. Wahrscheinlich auch nicht innerhalb der kommenden zwei bis drei Jahre. Aber der Forscher ist optimistisch: „Es wird funktionieren.“ Nicht nur an Mäusen, sondern auch bei Menschen.

Zudem hofft man am Herzzentrum, durch die neuen Forschungsmöglichkeiten mehr über die Ursachen von Herzinfarkten und Herzfehlern zu erfahren. Erst vor kurzem wurden am Herzzentrum eineiige Zwillinge operiert. Beide kamen mit einem Herzfehler zur Welt, bei einem der Kinder konnte die Operation relativ einfach durchgeführt werden, beim anderen jedoch nur mit erheblichem Mehraufwand.

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Woher die Unterschiede kommen, können sich die Ärzte bislang nicht erklären. Genetik ist komplex. Es sei wie bei einem Schreibprogramm auf dem Computer, erklärt der behandelnde Arzt, Peter Ewert. Das Programm sei immer gleich, aber man könne darauf eben sowohl ein Goethe-Gedicht als auch einen Fachtext abfassen.

Die Aufgabe von Ewert und seinen Kollegen wird es nun sein, herauszufinden, warum das Gen-Programm des Herzens die eine oder eben andere Geschichte schreibt.

 

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