15 Iraker aufgegriffen: Bewährungsstrafe für den Schleuser

Acht Iraker wurden in Aying, sieben in Oberaudorf aufgegriffen: Jetzt wurde einem der Hintermänner der Prozess gemacht.
John Schneider |
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Vor der Verhandlung: Schleuser Dara G. (36).
jot Vor der Verhandlung: Schleuser Dara G. (36).

München Dass er überhaupt in Deutschland vor Gericht stehen muss, überraschte Schleuser Dara G. (36). Schließlich hatte er bereits in Italien vier Jahre in Haft gesessen. Dass man ihm nun auch in München wegen ähnlicher Straftaten den Prozess machen wollte, traf ihn unvorbereitet.

Doch die italienischen Behörden lieferten den 36-Jährigen im Mai nach Deutschland aus. Denn auch hier liefen Ermittlungen wegen gewerbsmäßigem Einschleusen von Ausländern gegen ihn, nachdem man im November 2010 auf einem Autobahn-Parkplatz bei Aying acht Iraker in einem Chrysler Voyager erwischt hatte. Ziel der Fahrt war Dänemark. Die Spur zu den Schleusern führte aber nach Mailand. Unter anderem zu dem Angeklagten Dara G..

Der Hintergrund: Der irakische Familienvater – er ist verheiratet und hat zwei Kinder – arbeitete in Mailand für eine Schleuserorganisation, die vor allem Iraker und Iraner von Italien über Deutschland nach Skandinavien schleuste.

Dazu wurden sie in einem sogenannten Safehouse untergebracht. Ein Ermittler berichtete dem Amtsgericht am Montag, dass in der relativ kleinen Mailänder Wohnung manchmal 150 Menschen in drei Wochen durchgeschleust wurden: „Es war so eng, das die Menschen teilweise nur stehend Platz fanden.“

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Dara G. ist voll umfänglich geständig, erklärte seine Anwältin Heidi Pioch. Der geständige Iraker sagt selber, dass er in Mailand für die Versorgung dieser Menschen zuständig war. Laut Anklage hat er die Flüchtlinge aber auch zu den Schleuser-Autos gebracht. So wie im Fall der acht Ayinger Iraker.

Und in einem weiteren angeklagten Fall: 20 Tage nach dem Ayinger Aufgriff kamen sieben Iraker in Mailand an, die ebenfalls von Dara G. versorgt wurden. Er übernachtete mit ihnen im Safehouse, und brachte einige Flüchtlinge dann am nächsten Morgen zu ihrem Schleuser-Auto. Doch auch in diesem Fall hatten die Schleuser Pech. Auf der A93 bei Oberaudorf war Schluss mit der Skandinavien-Fahrt. Die Schleuser waren mit ihrer menschlichen Fracht in eine Polizeikontrolle.

Der Iraker wollte sich in Mailand seine eigene Schleusung verdienen

Was er denn selber verdient habe, wird Dara G. gefragt. Der kurdische Freiheitskämpfer antwortet, dass er mal eine Zigarette oder Geld für Essen bekam. Die eigentliche Motivation war die eigene Schleusung nach Skandinavien. Die wollte er sich durch seine Arbeit in der Mailänder Zelle verdienen.

Oberstaatsanwalt Kai Gräber honorierte das Geständnis des Angeklagten, das die Lektüre vieler, vieler Aktenordner überflüssig machte. Normalerweise würden Schleuser in Bayern strenger bestraft. Bei Dara G. würden aber zwei Jahre Haft reichen, die dann zur Bewährung ausgesetzt werden können, plädierte der Ankläger.

Richterin Sonja Birkhofer-Hoffmann schloss sich dem an. Zumal Dara G. bereits über vier Jahre in Italien gesessen hat und die Taten lange zurückliegen.

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