13,4 Millionen Euro für 600 Meter Radweg? Das steckt hinter den Kosten

Ein Teilstück des Altstadt-Radlrings ist fertig. Eines Tages soll man von hier lückenlos bis nach Garching sausen können. Doch das dürfte noch ein ganzes Weilchen dauern.
Hüseyin Ince
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v.l.: Thomas Gruber vom Bayerischen Bau- und Verkehrsministerium, die Bezirkschefin der Altstadt Andrea Stadler-Bachmaier (Grüne), die Münchner Baureferentin Jeanne-Marie Ehbauer (Grüne) sowie OB-Kandidat und Zweiter Bürgermeister Dominik Krause (Grüne).
v.l.: Thomas Gruber vom Bayerischen Bau- und Verkehrsministerium, die Bezirkschefin der Altstadt Andrea Stadler-Bachmaier (Grüne), die Münchner Baureferentin Jeanne-Marie Ehbauer (Grüne) sowie OB-Kandidat und Zweiter Bürgermeister Dominik Krause (Grüne). © Daniel von Loeper

München - Etwa fünf Jahre ist der Radentscheid her. Damals wurde mit zwei Bürgerbegehren deutlich, was sich viele Münchnerinnen und Münchner wünschen: sicherere sowie auch lückenlosere Radlwege. 160.000 Unterschriften kamen zusammen. Seither ist einiges beschlossen worden: unter anderem der Radlschnellweg München-Garching.

Recht zäh geht es seither voran. Am Montagmorgen gegen zehn Uhr ist nun eine wichtige Teilstrecke offiziell eröffnet worden, nämlich 600 Meter vom Lenbachplatz über den Maximiliansplatz bis zum Platz der Opfer des Nationalsozialismus ‒ und zwar auf beiden Seiten der Fahrbahn, nach einer jahrelangen Baustelle.

Endlich ein komfortabler Radweg, werden sich viele Radler denken. Und tatsächlich: Auf der Höhe Altstadtring Ecke Brienner Straße ist der grüne Streifen beinahe so breit wie die halbe Fahrbahn für Autos.
Endlich ein komfortabler Radweg, werden sich viele Radler denken. Und tatsächlich: Auf der Höhe Altstadtring Ecke Brienner Straße ist der grüne Streifen beinahe so breit wie die halbe Fahrbahn für Autos. © Daniel von Loeper

Grün ist er, der Radlstreifen, "2,80 Meter breit, 75 cm Sicherheitsstreifen, höhengleiche Querung, gut abgetrennt und damit deutlich sicherer", nicht zu vergessen, das hier verwendete, lärmmindernde Kopfsteinpflaster, zählt die Stadtbaureferentin Jeanne-Marie Ehbauer (Grüne) mit zittriger Stimme auf ‒ nicht aus Nervosität. Es ist sehr kalt am Montagvormittag, nahe der Bushaltestelle Maximiliansplatz.

Planmäßig: Eröffnung des Radweges in München-Garching bei Minusgraden

Temperaturen um den Gefrierpunkt, dazu ein Hauch Eiswind. Da hilft die beste Funktionskleidung und dickste Polarjacke nur bedingt, wenn man sich nicht bewegt. In Bewegung sind dafür einige Radler. Dass der Radstreifen gut ankommt, merkt man auch daran, dass trotz des winterlichen Wetters regelmäßig Radler unterwegs sind.

Sieben Planungsabschnitte hat die Radschnellverbindung von München nach Garching/Unterschleißheim. Es ist offenbar Detailarbeit. Ehbauer erzählt, dass schließlich auch die Kreuzung an der Brienner Straße völlig umgebaut werden musste, "von fünfarmig zu vierarmig", auch der Gehweg sei verbreitert worden. Dazu die Baumpflanzung von vier Arten ‒ und neue Sitzbänke.

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Doch wann die gesamte Radlstrecke über 23 Kilometer mal fertig sein wird, von München bis hinter die Nordgrenzen der Stadt, kann kaum einer vorhersagen, auch die Baudirektorin des Mobilitätsreferats nicht, Hannah Dahlmeier.

Sie hebt hervor: "Jahrzehntelang ist autogerechte Verkehrspolitik gemacht worden." Den Raum neu aufzuteilen, koste einfach Zeit. Ein langfristiges Projekt sei das ganz sicher. Und: "Der heute eröffnete Abschnitt ist auf jeden Fall ein Meilenstein."

Niedrige Temperaturen: "Mein Rad hat den Geist aufgegeben", sagt Zweiter Oberbürgermeister Dominik Krause

Nachdem die Baureferentin, die Bezirkschefin der Altstadt, der Zweite Bürgermeister Dominik Krause (Grüne) und Thomas Gruber vom Bayerischen Bauministerium das schwarz-gelbe Eröffnungsband durchgeschnitten haben, erzählt Krause - ein passionierter Radler - eine Anekdote: "Ich wollte eigentlich mit dem Fahrrad kommen, aber es hat bei den kalten Temperaturen den Geist aufgegeben", sagt er.

An der Kreuzung im Hintergrund endet der grüne Streifen abrupt. Entweder geht es über die Brienner Straße weiter oder über den Oskar-von-Miller-Ring Richtung Maxvorstadt und Garching.
An der Kreuzung im Hintergrund endet der grüne Streifen abrupt. Entweder geht es über die Brienner Straße weiter oder über den Oskar-von-Miller-Ring Richtung Maxvorstadt und Garching. © Daniel von Loeper

So komplex dürften die weiteren Bauarbeiten in Richtung Garching nicht werden. Am Altstadtring war es schon besonders aufwendig. Auch die Fahrbahn veränderte sich. Eine Spur fiel hier weg, um den Radweg zu verbreitern. 

"Operation am offenen Herzen"

Krause hebt die Herausforderung in der engen Innenstadt hervor: "Eine so große Baustelle in der Altstadt ist wie eine Operation am offenen Herzen." Er lobt, dass es auch in Garching schon ein Teilstück des Radschnellwegs gebe, auf einer Länge von drei Kilometern (AZ berichtete).

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13,4 Millionen Euro hat der Stadtrat im September 2021 freigegeben, um den ersten 600 Meter langen Abschnitt des Radlschnellwegs zu bauen. Als Nächstes muss entschieden werden, wo der grüne Streifen weiterverläuft, sagt Altstadt-Bezirkschefin Andrea Stadler-Bachmaier (Grüne): über die Brienner Straße oder über den Oskar-von-Miller-Ring. Danach geht es an der Ludwigstraße nordwärts.

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  • Haan am 06.12.2024 12:07 Uhr / Bewertung:

    Ein "Vorzeigeobjekt" ist die 2,5 km lange und über € 3mil. teure Fahrradschnellstraße in der Garchinger Prärie. Obwohl ein bestehender Radlweg nur 100 m weiter vorhanden war, baute man den vom Bund geförderten Autobahn ähnlichen Radweg MIT einem Pannenstreifen. Noch sinnloser kann man das Steuergeld nicht verschwenden.

  • Candid am 03.12.2024 23:18 Uhr / Bewertung:

    In München gibt es einige Rentnerinnen und Rentner deren Rente unter der Armutsgrenze liegt.
    Bei diesen bedauernswerten Personen wäre das Geld wesentlich besser investiert als für 600 Meter überbreiten Radweg.

    Leider haben nur eine unbedeutende Minderheit, die Radfahrer eine Lobby bei unserem Stadtrat.

  • Daleks am 04.12.2024 14:43 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Candid

    Ich glaub um Renten kümmert sich der Staat, nicht die Stadt.

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