13,4 Millionen Euro für 600 Meter Radweg? Das steckt hinter den Kosten
München - Etwa fünf Jahre ist der Radentscheid her. Damals wurde mit zwei Bürgerbegehren deutlich, was sich viele Münchnerinnen und Münchner wünschen: sicherere sowie auch lückenlosere Radlwege. 160.000 Unterschriften kamen zusammen. Seither ist einiges beschlossen worden: unter anderem der Radlschnellweg München-Garching.
Recht zäh geht es seither voran. Am Montagmorgen gegen zehn Uhr ist nun eine wichtige Teilstrecke offiziell eröffnet worden, nämlich 600 Meter vom Lenbachplatz über den Maximiliansplatz bis zum Platz der Opfer des Nationalsozialismus ‒ und zwar auf beiden Seiten der Fahrbahn, nach einer jahrelangen Baustelle.

Grün ist er, der Radlstreifen, "2,80 Meter breit, 75 cm Sicherheitsstreifen, höhengleiche Querung, gut abgetrennt und damit deutlich sicherer", nicht zu vergessen, das hier verwendete, lärmmindernde Kopfsteinpflaster, zählt die Stadtbaureferentin Jeanne-Marie Ehbauer (Grüne) mit zittriger Stimme auf ‒ nicht aus Nervosität. Es ist sehr kalt am Montagvormittag, nahe der Bushaltestelle Maximiliansplatz.
Planmäßig: Eröffnung des Radweges in München-Garching bei Minusgraden
Temperaturen um den Gefrierpunkt, dazu ein Hauch Eiswind. Da hilft die beste Funktionskleidung und dickste Polarjacke nur bedingt, wenn man sich nicht bewegt. In Bewegung sind dafür einige Radler. Dass der Radstreifen gut ankommt, merkt man auch daran, dass trotz des winterlichen Wetters regelmäßig Radler unterwegs sind.
Sieben Planungsabschnitte hat die Radschnellverbindung von München nach Garching/Unterschleißheim. Es ist offenbar Detailarbeit. Ehbauer erzählt, dass schließlich auch die Kreuzung an der Brienner Straße völlig umgebaut werden musste, "von fünfarmig zu vierarmig", auch der Gehweg sei verbreitert worden. Dazu die Baumpflanzung von vier Arten ‒ und neue Sitzbänke.
Doch wann die gesamte Radlstrecke über 23 Kilometer mal fertig sein wird, von München bis hinter die Nordgrenzen der Stadt, kann kaum einer vorhersagen, auch die Baudirektorin des Mobilitätsreferats nicht, Hannah Dahlmeier.
Sie hebt hervor: "Jahrzehntelang ist autogerechte Verkehrspolitik gemacht worden." Den Raum neu aufzuteilen, koste einfach Zeit. Ein langfristiges Projekt sei das ganz sicher. Und: "Der heute eröffnete Abschnitt ist auf jeden Fall ein Meilenstein."
Niedrige Temperaturen: "Mein Rad hat den Geist aufgegeben", sagt Zweiter Oberbürgermeister Dominik Krause
Nachdem die Baureferentin, die Bezirkschefin der Altstadt, der Zweite Bürgermeister Dominik Krause (Grüne) und Thomas Gruber vom Bayerischen Bauministerium das schwarz-gelbe Eröffnungsband durchgeschnitten haben, erzählt Krause - ein passionierter Radler - eine Anekdote: "Ich wollte eigentlich mit dem Fahrrad kommen, aber es hat bei den kalten Temperaturen den Geist aufgegeben", sagt er.

So komplex dürften die weiteren Bauarbeiten in Richtung Garching nicht werden. Am Altstadtring war es schon besonders aufwendig. Auch die Fahrbahn veränderte sich. Eine Spur fiel hier weg, um den Radweg zu verbreitern.
"Operation am offenen Herzen"
Krause hebt die Herausforderung in der engen Innenstadt hervor: "Eine so große Baustelle in der Altstadt ist wie eine Operation am offenen Herzen." Er lobt, dass es auch in Garching schon ein Teilstück des Radschnellwegs gebe, auf einer Länge von drei Kilometern (AZ berichtete).
13,4 Millionen Euro hat der Stadtrat im September 2021 freigegeben, um den ersten 600 Meter langen Abschnitt des Radlschnellwegs zu bauen. Als Nächstes muss entschieden werden, wo der grüne Streifen weiterverläuft, sagt Altstadt-Bezirkschefin Andrea Stadler-Bachmaier (Grüne): über die Brienner Straße oder über den Oskar-von-Miller-Ring. Danach geht es an der Ludwigstraße nordwärts.
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