12-Jährige vergewaltigt: Informatiker auf der Anklagebank
Schwerer Missbrauch: Der 49-jährige Penzberger verging sich auch an den Schwestern des Mädchens. Warum der Prozess am Montag mit großer Verspätung begann.
München - Der Prozess begann mit Hindernissen. Beim Transport aus Stadelheim hatte man irrtümlich den Angeklagten Stefan S. (49) vergessen. So konnte sein Prozess wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern erst mit großer Verspätung beginnen.
Doch die Prozessbeteiligten nutzten die Zeit auf produktive Art und Weise. Bei den Vorgesprächen am Vormittag einigten sich Kammer, Staatsanwaltschaft, Nebenkläger und Verteidiger auf einen Strafrahmen für den Fall eines Geständnisses.
Das kam dann recht einsilbig daher: „Die Anklage trifft zu“, erklärte Anwalt Ulrich Schreyer im Namen seines Mandanten. Der nickte kurz auf Nachfrage des Vorsitzenden Richters Thomas Bott. Damit darf er mit einer Haftstrafe um die sechs Jahre rechnen. Ohne Geständnis hätten es auch achteinhalb werden können, erklärte Richter Bott.
Was Stefan S. zugegeben hat: Seit dem Jahre 2000 war der Informatiker mit Hanna C. (Namen der Opfer geändert) liiert. Die Frau hatte drei Töchter aus erster Ehe. Die Mädchen waren damals zwischen neun und zwölf Jahre alt.
Das Paar unterhielt eine Fernbeziehung. Er wohnte in Penzberg, sie in der Nähe von Schweinfurt. Immer wieder besuchte die Frau mit ihren drei Töchtern Stefan S. in Penzberg. Dann kamen die Mädchen auch einmal ohne Mutter zu Besuch, übernachteten bei ihrem neuen „Stiefpapa“.
Dieses Vertrauen nutzte Stefan S. aus, missbrauchte alle drei Mädchen. Die beiden schlimmsten Vorfälle erlebte die älteste Schwester: Christine war zwölf oder 13 Jahre alt, als sie bei Stefan S. übernachtete. Die beiden jüngeren Schwestern schliefen auf Luftmatratzen in der Küche. Sie im Bett des Penzbergers.
Er forderte Christine auf, sich – so wie er – auszuziehen. Dann begann Stefan S. damit, sich zu stimulieren, bevor er das Mädchen dann vergewaltigte. Dabei hielt er der 12-Jährigen beide Handgelenke fest, um ihren Widerstand zu brechen. Das Mädchen erinnerte sich, dass es später noch mindestens eine weitere Vergewaltigung gegeben hat.
Auch ihre Schwestern wurden zu Opfern. Der Freund ihrer Mutter nutzte die Abwesenheit seiner Partnerin, um sich an den Mädchen zu vergehen.
Es dauerte über zehn Jahre bis die Opfer den Mut fanden, sich zu offenbaren. Im Juli 2014 wurde Stefan S. verhaftet, sitzt seitdem in U-Haft. Im November 2014 wurden bei einer Wohnungsdurchsuchung fast 30 000 kinderpornografische Dateien gefunden. Die Staatsanwaltschaft formulierte eine zweite Anklage. Doch die wurde am Montag vorläufig eingestellt. Im Vergleich mit den Missbrauchsfällen wiegt sie nicht mehr allzu schwer.
Der Prozess wird fortgesetzt.
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