1000 Kilometer – und keine Erinnerung daran

Anna K. (81) war fünf Tage verschollen. Jetzt ist sie zurück in München. Über ihren mysteriösen Ausflug nach Polen kann die alte Dame nichts berichten.
von  Abendzeitung
In Simbach am Inn haben zwei Buben (16, 18) einen 59-Jährigen totgeschlagen.
In Simbach am Inn haben zwei Buben (16, 18) einen 59-Jährigen totgeschlagen. © dpa

MÜNCHEN - Anna K. (81) war fünf Tage verschollen. Jetzt ist sie zurück in München. Über ihren mysteriösen Ausflug nach Polen kann die alte Dame nichts berichten.

Es wird vielleicht für immer ein Rätsel bleiben, wie Anna K. nach Krakau kam. Fünf Tage lang fehlte von der alten Dame jede Spur. Bis sie plötzlich in Polen wieder auftauchte (AZ berichtete). Doch die an Altersdemenz leidende Frau kann sich an ihre große Reise nicht erinnern.

Die 81-Jährige war am Sonntag von ihrer Nichte im fast 1000 Kilometer entfernten Krakau abgeholt worden. Wie sie denn dorthin gekommen sei, fragte Gudrun K. ihre Tante. „Dazu kann ich Dir im Moment leider nichts sagen“, lautete die Antwort von Anna K., die Zeit ihres Lebens eine gebildete und feine Dame war. „Sie wusste nicht einmal, dass sie gerade in Polen ist“, berichtet die Nichte. Inzwischen ist die alte Frau zurück in Deutschland – in der geriatrischen Abteilung in Haar. Bislang hatte sie alleine in ihrer tipptopp gepflegten Wohnung in der Blumenau gelebt. Ob sie in ihr kleines Reich zurückkehren kann, ist im Moment mehr als fraglich.

In einer Backstube wärmte sich die alte Dame auf

Die Irrfahrt von Anna K. bleibt ein Mysterium. Wie war es ihr gelungen, quer durch Europa zu reisen – ohne Bargeld oder Ausweis? Per Anhalter? Mit dem Zug? Am 29. Dezember hatte sich die Münchnerin aus dem Krankenhaus Harlaching davon gemacht. Dort wurde sie wegen mehrerer gebrochener Rippen behandelt. Eine große Suchaktion mit Hubschrauber und Hunden startete. Doch vergeblich. Erst fünf Tage später fand man sie – in einer Backstube in Krakau. Dort wärmte sich die alte Dame auf.

„Sie hatte sehr viel Glück“, weiß die Nichte. Ein dicker Pelzmantel, die Brillianten-Ringe, ein 300-Euro-Scheck – nichts davon kam abhanden. Nur die Erinnerung, die fehlt. „Was passiert ist, wird wohl für immer ihr Geheimnis bleiben“, sagt Gudrun K.

Julia Lenders

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