Zwischen allen Zeiten

Der Jetlag ist der Feind des Fernreisenden. Wie man damit richtig umgeht, zeigt unser Autor.
Ingmar Volkmann |
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Die einen leiden, die anderen nicht. Wieso nur ist der Jetlag so wählerisch in der Selektion seiner Opfer? Peter Bachmann, Autor von „Flugmedizin für Piloten und Passagiere“, weiß Bescheid: „Morgenmenschen mit festen Aufstehzeiten haben durchschnittlich mehr Probleme, da unser Körper die Phasen des zirkadianen (über den ganzen Tag aktiven) Rhythmus besser vor- als zurückstellen kann.“ Wenigstens trifft es also die Richtigen, denn wer sich freiwillig Tag für Tag viel zu früh in die Hölle des Alltags stürzt, hat es nicht anders verdient. Langschläfer hingegen lassen sich auch durch einen leichten Rhythmusverdreher gerade im Urlaub nicht aus der Fassung bringen. Denn: Was macht die launische Diva Jetlag so schrecklich? „Die Jetlag-Symptome zeigen sich in Müdigkeit, Kopfschmerzen und mangelhaften Hirnleistungen“, sagt Bachmann. „So geht es uns seit 34 Jahren“, antworten wir fröhlich.

Wer also auch im Alltag einen gepflegten Jetlag aufs Parkett legt, unter seriösen Schlafstörungen leidet, gerne mal spät ins Bett geht und auch sonst einen eher spontanen Lebenswandel pflegt, lässt sich von dem bisschen Rhythmusverzögerung zu Urlaubsbeginn oder -ende nicht aus der Ruhe bringen.

Der Kampf mit dem Sekundenschlaf

Als wir kürzlich nach einer sehr kurzen Nacht von Los Angeles nach London geflogen sind, um dort noch einen Tag Aufenthalt zu genießen, waren wir den ganzen Tag in einem angenehmen Dämmerzustand: In jedem Moment, in dem wir kurz sitzen mussten, egal ob in der Tube, im Café oder in der Umkleidekabine von Topshop, mussten wir mit dem Sekundenschlaf kämpfen. Lässt man sich von diesem inneren Zwist aber nicht zermürben, nimmt man die Destination mit ganz anderen Augen wahr — die Lider halb geöffnet, die Hirnleistung auf Autopilot gesenkt. Manche Menschen verbringen ihren Pauschalurlaub dank Sangria aus Eimern zwei Wochen lang so.

Als wir dagegen nach der Rückkehr von einer USA-Reise vor zwei Jahren in der Nacht plötzlich so hellwach waren wie zuletzt beim Mathe-Abi, freuten wir uns über himmlische Ruhe. Und nutzten die Zeit, um all die freundlichen Rechnungen, Forderungen und Beschimpfungen hoch konzentriert ins Altpapier gleiten zu lassen, um dann bis zum Morgengrauen bereits eine Vorauswahl bei den Urlaubsbildern für den Diavortrag tätigen zu können. Man darf den Jetlag also nicht als Feind empfinden, sondern sollte ihn gewinnbringend nutzen: als bewusstseinserweiternden Start in den Urlaub oder als gewonnene Nachtschicht, die den Übergang in den Alltag erleichtern kann.

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