Und ewig locken die Touristenfallen

Sommerzeit, Gaunerzeit: Ganoven setzen vor allem auf Ablenkungsmanöver - dann sind Wertsachen und Geld in Sekundenschnelle weg.
Getürkte Taxameter, falsche Polizisten und Taschendiebe an jeder Ecke - viele Reisende wissen längst, wo und wann sie am besten auf ihr Geld aufpassen müssen. Dennoch fallen Jahr für Jahr Tausende Urlauber wieder auf Ganoven herein, denn noch haben sich nicht alle Tricks herumgesprochen.
Achtung vor dem Kätzchentrick
Recht neu ist laut Regina Ammel vom ADAC die Sache mit den Kätzchen: Man parkt in der Innenstadt am Urlaubsort, und beim Wegfahren wird man dringend gebeten, nach kleinen Kätzchen zu sehen, die angeblich verschwunden sind und genau unter dem eigenen Wagen sitzen sollen. Wer riskiert da keinen Blick unters Blech? Unterdessen räumen Diebe flugs die Wertsachen aus dem Auto oder bedienen sich aus abgestellten Taschen.
Sicher ist man auch während der Fahrt nicht: Bislang sind es vor allem getürkte Pannen, mit denen Räuber hilfsbereite Touristen zum Anhalten bringen. Ein brennendes Taschentuch unterm Auto oder ein Wagen, der schräg an der Straße steht - wer da schon mal helfend eingegriffen hat, musste hinterher feststellen, dass Kamera, CD-Player und andere Dinge fehlten.
Da ist manchmal - vor allem in südosteuropäischen Ländern - auch die Begegnung mit Polizisten nicht viel wert. Denn die sind hin und wieder nicht echt, etwa bei fingierten Geschwindigkeitskontrollen auf der Autobahn. Die Reisenden werden angehalten und aufgefordert, sofort ein Bußgeld zu bezahlen. Tipp vom ADAC: Manchmal reicht es schon, nach dem Dienstausweis zu fragen, um den Betrüger in die Flucht zu schlagen. Wenn nicht, heißt es wohl oder übel zu blechen. Für den Moment ist das sicherer, als sein Bares mit dem Leben zu verteidigen, und die Beträge sind mit 30 oder 40 Euro in der Regel zu verschmerzen. Wer sich das Nummernschild merkt, der kann dann bei der nächsten Polizeidienststelle immer noch Anzeige erstatten.
Betrug an Tankstellen
Etwas komplizierter ist es bei vermeintlichen Drogenkontrollen. Dabei durchwühlen die "Polizisten" das Gepäck, und da hilft nur eines: zu versuchen, die Wertsachen vor der Wagendurchsuchung an sich zu nehmen.
Überhaupt trägt man die besser am Körper, etwa im Brustbeutel oder Geldgürtel. Denn auch wer zu Fuß unterwegs ist, wird schon einmal Opfer von Motorrad-Dieben, die während der Fahrt die Taschen einfach mitreißen. Auch hier gilt: Auf keinen Fall festhalten. Im ungünstigsten Fall wird man solange mitgeschleift, bis ein Riemen reißt. Besonders dreiste und geschickte Motorraddiebe sind zu zweit unterwegs: Der erste rammt den Rückspiegel des Wagens, sodass er nach außen kippt. Wer dann aus dem Fenster greift, um ihn wieder in Position zu bringen, muss damit rechnen, dass ein zweiter im Fahren die Armbanduhr klaut.
Auch an Tankstellen ist man vor Betrug nicht sicher: Entweder der Tankwart selbst ist so dreist und bucht von der Kreditkarte einen höheren Betrag ab als der tatsächlich getankte. Andere unverfrorene Kollegen tauschen freundlich Wischerblätter und anderen Kleinkram aus und verlangen dann horrende Summen für Ersatzteile. Oder man bezahlt ahnungslos seinen Tankbetrag, während sich draußen Ganoven an Autoreifen oder Auspuff zu schaffen machen. Das Ergebnis: Ein paar Kilometer weiter ist eine Zwangspause nötig, und die freundlichen Helfer, die sofort zur Stelle sind, haben es vor allem auf die Wertsachen im Wagen abgesehen.
Bettelnde Kinder werden vorgeschickt
Wer nicht mit dem eigenen Auto unterwegs ist, sondern sich im Urlaubsland eines mietet, der sollte ebenfalls ganz genau hinsehen: Kleine Firmen vor Ort bieten Super-Sparpreise an; die Extrakosten im Kleingedruckten übersteigen dann oft den Mietpreis renommierter Firmen, bei denen man von Zuhause aus bequem und abgesichert hätte buchen können.
Individualurlauber, die sich ihre Unterkunft vor Ort suchen, verlassen sich am besten auf Reiseführer oder Tourismusämter, sofern vorhanden. Die Empfehlungen Unbekannter, die sich an Bahnhöfen oder vor Flughäfen aufdrängen, entpuppen sich meist als unbewohnbare Zimmer zu überhöhten Preisen.
Ebenso sind bettelnde Kinder zu oft mit dem Auftrag unterwegs, bei Fremden abzusahnen. Sie lenken ab durch Pappschilder, die es zu lesen gilt, oder durch Kleinkram, den sie anbieten. Dabei sind sie bereits geschickte Taschendiebe. Auch der Besuch einer Discothek oder Bar kann mit einer Pleite enden. Nicht selten sind Urlauber ohne Papier, Geld und Schmuck in einem Hinterhof aufgewacht, weil jemand K.o.-Tropfen ins Bier oder in den Cocktail gemischt hatte.
Nahezu harmlos ist da die Sache mit den unterschiedlichen Preisen: "Farang have money to much", hörte ein Thailandurlauber, der eine Kassiererin darauf ansprach, warum er fünf Mal mehr für den Eintritt bezahlen müsse als ein Einheimischer. Überall dort, wo Eintritts- oder Menüpreise überteuert erscheinen, lohnt sich ein zweiter Blick auf eine etwaige Preisliste für Einheimische. Mit einem freundlichen Hinweis hat sich das Problem dann oft erledigt.
Beim Time-Sharing sollte man auf seriöse Unternehmen achten.
Und dann ist doch alles perfekt - das Wetter, die Gegend, die Menschen. Wie schön wäre es, dort häufiger Urlaub zu machen. Kein Thema: Immer wieder warten Makler von Ferienanlagen mit Time-Sharing-Angeboten auf. Sie versprechen: Für einen Beitrag X plus Steuer plus Gebühren wird man Anteilseigner und kann zu festgelegten Zeiträumen immer wieder kommen und seine Wohnung auch gegen andere Wohnungen tauschen. Laut Europäischem Verbraucherzentrum sind Beiträge zwischen 2500 und 27000 Euro üblich. Der Haken: Dass die Clubanlage nie gebaut wird, wird einem erst nach und nach klar, und dann ist es zu spät. Die Betrüger haben das Geld vom Konto geräumt und fangen mit neuen Kunden und neuen Konten wieder von vorn an. In Sachen Time-Sharing sollte man nur auf seriöse Unternehmen setzen - Verbraucherzentren geben dazu Auskunft. Und: Unterschreiben Sie nie etwas unter Zeitdruck.
Monika Reisner
Tipps
Stets auf etwaige Ablenkungsmanöver achten
- Wertsachen immer am Körper tragen
- Nur wenig Bargeld mitnehmen
- Achtung an Geldautomaten: PIN nur verdeckt eingeben, andere Karte zum Türöffnen benutzen
- Keine Wertsachen im Auto zurücklassen
- Kreditkarten nicht aus der Hand geben. Bei Verdacht auf Betrug am besten sperren lassen unter den Servicenummern 0049/1805/021021 oder 0049/116116.
- Getränke nie unbeaufsichtigt lassen
- Bei Wucherpreisen misstrauisch sein
- Auf Online-Banking- und shopping verzichten oder den eigenen Rechner ausreichend schützen
- Keine Verträge unter Zeitdruck unterschreiben