Traumhafte Kreuzfahrt: Und was ist mit der Umwelt?
Die Kreuzfahrtbranche boomt. Mehr als 30 Millionen Menschen reisen jährlich per Schiff über die Weltmeere - auf der Suche nach Erholung, Komfort und exotischen Zielen. Doch kaum eine andere Urlaubsform ist so umweltschädlich. Kreuzfahrten verursachen hohe Emissionen, verschmutzen Meere und überfordern Hafenstädte. Was die schwimmenden Städte in vielerlei Hinsicht zu einem ökologischen Albtraum macht.
Die Klimabilanz einer Kreuzfahrt fällt verheerend aus. Pro Passagierkilometer verursacht ein Kreuzfahrtschiff laut Umweltbundesamt deutlich mehr CO2 als ein Flugzeug - und teilweise das Drei- bis Vierfache einer Bahnfahrt. Der Grund: Der Energiebedarf an Bord ist enorm. Pools, Klimaanlagen, Restaurants und Entertainment laufen rund um die Uhr.
Hinzu kommt der Einsatz von Schweröl, einem besonders schmutzigen Treibstoff, der große Mengen Schwefeloxide und Feinstaub freisetzt. Selbst im Hafen bleiben die Motoren meist in Betrieb, weil viele Häfen keinen Landstrom bieten. Städte wie Venedig, Marseille oder Hamburg leiden unter deutlich erhöhter Luftbelastung durch die Schifffahrt.
Meeresverschmutzung durch Kreuzfahrten: Abwasser, Müll und Lärm
Auch die Meere zahlen einen hohen Preis. Kreuzfahrtschiffe produzieren täglich Hunderttausende Liter Abwasser, von dem ein Teil - trotz internationaler Vorschriften - ungeklärt ins Meer geleitet wird. Auch Müll, Ölreste und Reinigungsmittel belasten die Ozeane. Zusätzlich verursacht der Unterwasserlärm der Schiffsmotoren massiven Stress für Wale und Delfine.
Beim Ankern werden sensible Lebensräume wie Korallenriffe und Seegraswiesen beschädigt oder zerstört. Über das Ballastwasser, das große Schiffe für ihre Stabilisierung aufnehmen und ablassen, gelangen zudem fremde Arten in neue Ökosysteme - mit oft fatalen Folgen für die biologische Vielfalt.
Kreuzfahrttourismus: Belastung für Städte und Küstenregionen
An Land hinterlassen Kreuzfahrten ebenfalls Spuren. In beliebten Hafenstädten wie Dubrovnik, Santorin oder Bergen treffen täglich Tausende Touristen ein, die oft nur wenige Stunden bleiben. Die lokale Infrastruktur ist darauf selten ausgelegt. Der Massentourismus verdrängt regionale Angebote, belastet die Umwelt und führt in vielen Regionen zu wachsendem Unmut in der Bevölkerung.
Laut NABU (Naturschutzbund Deutschland) bleibt die Kreuzfahrtbranche beim Umwelt- und Klimaschutz weit hinter ihren Möglichkeiten zurück. Im aktuellen Kreuzfahrtranking 2024 kritisiert der Umweltverband, dass die meisten Reedereien zwar grüne Ziele kommunizieren, konkrete Fortschritte aber ausbleiben. Die Umrüstung auf Landstrom, Rußpartikelfilter oder emissionsärmere Treibstoffe gehe zu langsam voran - oft bleibe Nachhaltigkeit ein Lippenbekenntnis.
Nachhaltiger reisen statt Kreuzfahrt: Umweltfreundliche Alternativen
Zwar arbeiten einige Anbieter an saubereren Technologien und versprechen mehr Nachhaltigkeit. Doch Experten bezweifeln, dass die Kreuzfahrt jemals wirklich klimafreundlich werden kann - zu groß sind die Schiffe, zu hoch der Energieverbrauch. Wer umweltbewusst reisen möchte, findet längst Alternativen: Zugreisen durch Europa, Urlaub in der Nähe oder längere Aufenthalte mit kleinerem Fußabdruck. Ein Perspektivwechsel lohnt sich in jedem Fall. Denn bewusster zu reisen bedeutet nicht, auf Erlebnis oder Komfort zu verzichten, sondern mit Rücksicht zu genießen. Für uns und für die Welt, die wir bereisen.
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