Stimmungsaufheller in Europa
Sommernachtsträume - sobald die Tage richtig warm werden, verwandeln sich viele Ufer in Theaterbühnen und Schlösser in Konzertkulissen. Jetzt wird es höchste Zeit, sich um Tickets zu kümmern.
FÜR AUSGESCHLAFENE - TANZ & THEATER IN AVIGNON:
Wer gerne bis zum Morgengrauen feiert, der ist in Avignon richtig. Neben dem offiziellen Programm findet das atemberaubende „Festival off“ statt: Am Ufer der Rhone und auf den Plätzen, in Höfen und auf den Gassen wird getanzt und Theater gespielt. Hier verzaubert ein Musette-Walzer, dort ein Paradiesvogel auf Stelzen. Rund 800 Kompanien sind dabei, und sie machen die Stadt zu einer einzigen Bühne. Dieses facettenreiche Festival findet neben dem hoch elitären Programm im Hof des Papstpalastes statt. Dort wiederum kann die internationale Starliga bestaunt werden. In diesem Jahr wurde „The Master and Margarita“ von Mikhail Boulgakov für den Platz zwischen den hohen Mauern ausgewählt. Auch „De A à X“ des englischen Schriftstellers John Berger kommt mit Juliette Binoche in den Ehrenhof. Über 40 Produktionen sind beim Festival zu erleben. Zum Beispiel: „Meine Faire Dame. Ein Sprachlabor“, vom Schweizer Regisseur Christoph Marthaler und das Tanztheater „The Old King“ von Romeu Runa & Miguel Moreira.
Infos & Tickets:
Festival D’Avignon von 7. bis 28. Juli, www.festival-avignon.com. Karten für den Papstpalast 31/40 Euro, Buchungsstart ist der 18. Juni. Die Aufführungen beim Off-Festival sind oft gratis.
Anreise: Flughafen Marseille, weiter mit dem Zug oder Mietwagen. Oder mit dem Pkw über Lyon. Übernachten: Wunderschön in der Villa Margot (www.demargot.fr) oder im Hôtel la Mirande (www.la-mirande.fr). Wer Zimmer im Umland hat, kann das Auto bis 2.30 Uhr auf dem „Parking de L’ile Piot“ lassen (kostenloser Pendelbus zur Stadtmitte). Auskünfte: Atout France in 60325 Frankfurt, www.franceguide.com.
FÜR NOSTALGIKER - OPERNZIRKUS IN SCHWERIN:
Wie ein Scherenschnitt zeichnet sich die Silhouette des Schweriner Schlosses vor dem dunkler werdenden Nachthimmel ab. Zu den Turmspitzen blinken die Lichter des Zirkuszeltes, das auf dem Alten Garten, so heißt der mächtige Platz vor dem Schloss, aufgebaut wurde. Die Oper „Der Bajazzo“ von Ruggero Leoncavallo passt perfekt zu dieser Kulisse. In diesem Jahr arbeitet das Theater mit Zirkusdirektor Bernhard Paul zusammen, der nicht nur sein Roncalli-Zelt, sondern auch seine Artisten mitgebracht hat. Dazu spielt die Mecklenburgische Staatskapelle unter der Leitung von Generalmusikdirektor Matthias Feremny. Wirren und Eifersucht und ein tragisches Ende halten die Zuschauer in Atem, genauso wie die Stunts der Akrobaten. Eine einzigartige Veranstaltung unter der Zirkuskuppel.
Infos & Tickets:
Aufführungen bis 22. Juli, jeweils um 21 Uhr, Nachmittagsvorstellung am 1. Juli, 16 Uhr, www.theater-schwerin.de.
Anreise: Mit dem Zug über Hannover, von Stuttgart in rund sieben Stunden, Arrangements mit Übernachtung und Theatermenü über das Tourismusportal der Landeshauptstadt: www.schwerin.com.
FÜR MUSIKFANS - JAZZFESTIVALS IN MONTREUX:
Das Herzstück des Jazzfestivals in Montreux, das in diesem Jahr zum 46. Mal stattfindet, ist Claude Nobs, Mitbegründer und langjähriger musikalischer Leiter. Neil Young und Eric Clapton genossen schon Schweizer Weißwein in seiner Küche und bestaunten seine Modelleisenbahnen. Deep Purple wurden am See zu „Smoke on the Water“ inspiriert, nachdem das Kasino in der Nacht abgebrannt war. „Funky Claude was running in and out . . .“, heißt es darin, denn er half tatkräftig bei der Evakuierung des brennenden Gebäudes. Led Zeppelin, Queen und Jethro Tull waren ebenfalls in Montreux zu Gast. Und jedes Jahr von neuem zieht es die Stars und die Musikfans an die „Riviera“ des Genfer Sees. Dieses Jahr sind Amy Macdonald, Van Morrison und Bob Dylan dabei. Die Plätze in den Hallen sind immer rasch ausgebucht. Besser stehen die Chancen auf ein Ticket für einen Zug mit New-Orleans-Jazz, der beispielsweise auf den nahen Rocher-de-Naye fährt, oder für eines der Schiffe, die mit Jazz, Blues oder Soulbands an Bord auf dem See kreuzen. Viele kleinere Gruppen spielen zudem am Seeufer - unter freiem Himmel und gratis.
Infos & Tickets:
Montreux Jazz Festival vom 29. Juni bis 14. Juli, www.montreuxjazz.com. Über die Programmplattform auch die Boot- und Zugtickets.
Anreise: am besten mit dem Zug über Zürich. Übernachten: preisgünstig und direkt am See auf dem Campingplatz „Plage et camping de la Maladaire“, Route de Saint-Maurice 310, 1814 Tour-de-Peilz, in der schicken Jugendherberge von Montreux (www.youthhostel.ch) oder im Hotel Tralala (www.tralalahotel.ch). Allgemeine Auskünfte: www.mySwitzerland.com, Telefon: 00 800 / 100 200 30.
FÜR FREUNDE DES ROCK - HOHENTWIEL-FESTIVAL IN SINGEN:
Schon die Location ist speziell: Das Festival findet auf einem ehemaligen Vulkankegel statt, dem Hohentwiel bei Singen. Zuschauer kommen ausschließlich zu Fuß auf den Buckel, das letzte Stück führt steil bergan. Das Equipment für die Shows muss wiederum von den Trucks auf kleinere Vans umgeladen werden, die bis zur Bühne fahren dürfen. Das bedeutet Abspecken bei Licht und Dekoration. Im diesem Jahr kommen Jan Delay (14. Juli), Blood, Sweat & Tears (18. Juli), Hubert von Goisern (19. Juli) und Clueso (20. Juli). Am 15. Juli lockt das Burgfest Familien mit Kleinkunst auf 13 Bühnen & kulinarischen Spezialitäten auf Singens Hausberg.
Infos & Tickets: www.hohentwielfestival.de www.koko.de, Tel. 0 75 31 / 90 88 44.
Anreise: preiswert mit dem Baden-Württemberg-Ticket der Bahn (ab 21 Euro). Der Verkehrsverbund der Bodensee-Region ist auch bei den Eintrittstickets inklusive, ein Shuttle-Bus bringt die Besucher zur halben Höhe. Übernachten: in Singen, in Radolfzell, Konstanz oder anderswo am Untersee.
FÜR LEIDENSCHAFTLICHE - OPER IN DER ARENA DI VERONA:
Die Arena von Verona ist die Mutter aller Festspielorte. Jeden Abend füllen rund 15 000 Zuschauer das römische Amphitheater an der Piazza Brà. Auf den exklusiven „Goldplätzen“, den nummerierten und gepolsterten Sesseln im Innenraum, zahlt man Goldpreise. Wer hingegen auf den Steinstufen ganz oben sitzt, zahlt wenig und wird sich unter italienischer Fröhlichkeit wiederfinden. Während die Oper spielt, ist es mucksmäuschenstill, in den Pausen wird frenetisch geklatscht und geklönt, gerne auch gepicknickt. Fliegende Händler verkaufen Snacks und Getränke. Decken, Kerzen und Streichhölzer kann man selbst mitbringen. Hier lassen sich das Dolce Vita und die milde Sommernacht genießen. Gespielt werden diesen Sommer „Don Giovanni“, „Turandot“, „Romeo et Juliette“, „Aida“, „Tosca“ und „Carmen“.
Infos & Tickets:
Aufführungen vom 22. Juni bis 2. September, www.arena.it (Tickets von 23 bis 168 Euro).
Anreise: Via Pkw über München und den Brenner. Oder Flug bis Venedig, von dort mit dem Zug. Übernachten: Arrangements z. B. über Dertour, im Reisebüro. Oder in Kombination mit Entspannung & Fango im Kurort Abano Terme. Jedes Hotel in Abano bucht auch spontan Tickets samt Transfer für Verona. Zum Beispiel das Abano Ritz (www.abanoritz.it). Pakete über www.fangokur-reisen.com.
FÜR SEE-FREUNDE - REVOLUTIONSOPER IN BREGENZ:
Langsam füllt sich das Halbrund der Arena. Über den See gleiten Schiffe heran und entlassen Hunderte von weiteren Zuschauern am bühneneigenen Steg. In den dramatisch aufgetürmten Kulissen von „André Chénier “, vor dem noch verhüllten Kopf des Revolutionärs, sind die ersten Darsteller zu erkennen, während sich der See in Pastelltöne hüllt und das Abendrot verblasst. Magisch der Moment, wenn es still wird im weiten Rund - und die Musik einsetzt. Es wird live gespielt, von den berühmten Wiener Symphonikern, die bis 2006 sogar im Bauch der Bühne saßen, 50 Zentimeter unter der Wasseroberfläche. Jetzt sind die Musiker im Festspielhaus untergebracht, aber dank ausgefeilter Akustik auf jedem Platz klangvoll zu hören. Poetisch die ruhigen Momente, in denen die Musik verklingt und plötzlich wieder zu hören ist, wie das Wasser an den Pfählen der Seebühne gluckst.
Was vor gut 60 Jahren auf zwei Kieskähnen im Bodensee begann, ist heute ein ausgewachsener Festivalbetrieb. Neben dem Kernstück, dem Spiel auf dem See, finden weitere Aufführungen im Festspielhaus statt: Raritäten für Theater- und Musikliebhaber. In diesem Jahr die Uraufführung der Oper „Solaris“ von Detlev Glanert und auf der Werkstattbühne das Schauspiel „Makulatur“ von Paulus Hochgatterer.
Infos & Tickets:
Spiel auf dem See mit „André Chénier“, der Oper von Umberto Giordono (Wiederaufnahme von 2011), vom 19. Juli bis 18. August (Karten ab 28 Euro), www.bregenzerfestspiele.com, Telefon 0043/5574/407-6.
Anreise: Am besten mit dem Zug.
Wohnen: Diverse Pakete über Bregenz-Vorarlberg-Tourismus (mit einer Ü/DZ ab 156 Euro), Telefon 0043/5574/43443-0, www.bodensee-vorarlberg.com. Exklusiv die „Lindauer Festspielreise“, www.lindau-tourismus.de.