Staunen, riechen, schmecken
(srt) Es gibt Museen zu Flugzeugen, Autos, Kunst und Briefmarken. Aber im Verborgenen entfalten oft kleine Museen mit Sammlungen zu Dingen des täglichen Lebens ihren besonderen Charme. Was hat der Zucker mit Sklavenhandel zu tun? Wie kommt das Salz in den Streuer, und warum „zieht“ die Hechsuppe? Solche Fragen werden dort auf interessante Weise und mitunter auch ein bisschen kauzig erklärt. Wir stellen sieben Museen vor, in denen sich alles um Speisen und Gewürze dreht.
Spicy’s Gewürzmuseum in Hamburg
Bereits im Treppenhaus des alten Speichers duftet es verführerisch wie in einem orientalischen Souk nach Zimt, Vanille, Nelken und Kümmel. In einem ehemaligen Kakaospeicher werden im Spicy's Gewürzmuseum in Hamburgs Speicherstadt rund 900 Exponate aus fünf Jahrhunderten präsentiert. Mit den Händen dürfen Besucher in große Pfeffersäcke eintauchen, die Körner rieseln durch die Finger. In bereitgestellten Schälchen duften Küchenkräuter wie Rosmarin, Salbei und Petersilie. Etwa 50 Original-Gewürze können dort erschnuppert und probiert werden. Der unterschiedliche Anbau der Gewürze, ihre Anwendung und Vorratshaltung werden erklärt, und die verschiedensten Geräte zum Reinigen, Sieben, Mischen und Mahlen sind zu sehen (www.spicys.de).
Zuckermuseum in Berlin
"Keine Sklaven: Kein Zucker. Kein Zucker: Keine Kolonien" dieser Spruch des Schriftstellers und Politikers Aimé Césaire aus Martinique beschreibt die oft bittere Geschichte des süßen Zuckers. Wer entdeckte das 'süße Rohr' – das Zuckerrohr – mit dem die Sklaverei nach Amerika kam? Seit wann wird aus der 'Königin der Feldfrüchte' - der Zuckerrübe - unser Haushaltszucker gewonnen? Ohne Zucker kein Alkohol? Diese und viele weitere Fragen werden im Zuckermuseum in Berlin beantwortet. Im Museum steht übrigens auch das Brandenburger Tor, natürlich gebaut aus Zucker, und jeden Sonntagnachmittag kreiert ein Zuckerbläser kunstvolle Zuckerskulpturen (www.sdtb.de).
Salzmuseum Lüneburg
Bereits im Mittelalter wurde in Lüneburg Salz aus Salinen abgebaut, das "weiße Gold" bescherte seinen Bewohnern üppigen Reichtum. Im Lüneburger Salzmuseum werden heute Exponate seit Beginn der Salzgewinnung vor mehr als tausend Jahren präsentiert. Wie im Mittelalter die Sülzknechte in bleiernen Pfannen das Salz über offenen Öfen mühsam siedeten, wird in den Sommermonaten in einer nachgebauten historischen Siedehütte vorgeführt, und auch, auf welch weiten Wegen das Salz gehandelt wurde. Und wer genug Kraft hat, der darf eine gefüllte Salztonne zum Verladeplatz rollen (www.salzmuseum.de).
Museum für Brotkultur in Ulm
Die Brezel ist seit dem 12. Jahrhundert das Erkennungszeichen der Bäckerzunft. Und dass "Brot und Salz, Gott erhalt's" zusammengehören, zeigt sich auch an der Lage des Museums für Brotkultur, das im ehemaligen Ulmer Salzstadel untergebracht ist. Auf drei Stockwerken sind rund 700 Exponate aus vielen Teilen der Welt zu sehen. Anschaulich präsentiert wird die Geschichte der Brotherstellung unter anderem an einer rekonstruierten Backstube, wie sie um das Jahr 1900 ausgesehen hat. Auch die kulturelle und religiöse Bedeutung des Brotes wird dort vermittelt (www.museum-brotkultur.de).
Neudorfer Suppenmuseum
"Fünf sind geladen, zehn sind gekommen, gieß Wasser zur Suppe, heiß alle willkommen!" Die natürliche Lebensart und der feinsinnige Humor der Erzgebirgler spricht aus dieser heiteren Rezeptvariation. Der kleine Ort Neudorf ist im Erzgebirge weit und breit bekannt als Suppenland. So wundert es nicht, wenn Reisende dort ein Suppenmuseum besuchen können. Im Neudorfer Suppenmuseum finden sich Terrinen, Töpfe, Teller, Tassen, Suppenbeutel, Suppenrezepte und eine fast komplett eingerichtete historische Küche. Jeden Monat wird ein neues Suppenrezept kreiert. Es finden regelmäßig Suppenkochwettbewerbe statt, jährlich im Oktober laden die Neudorfer zum Suppenfest ein. Im Suppenmuseum erfährt man auch warum die Redewendung "Es zieht wie Hechtsuppe" nichts mit dem Hecht zu tun hat, sondern von jiddisch "hech soppa" (wie starker Wind) kommt (www.suppenmuseum.de).
Deutsches Bratwurstmuseum in Holzhausen
Beim Duft einer knusperig brutzelnden Bratwurst können mitunter sogar "eingefleischte" Vegetarier schwach werden. Alles rund um die Bratwurst hat im Deutschen Bratwurstmuseum in der "Bratwurstmetropole" Holzhausen bei Erfurt seinen Platz gefunden. Und unglaublich: Bereits vor 600 Jahren wurde die berühmte Thüringer Bratwurst urkundlich erwähnt - im Jungfrauenkloster in Arnstadt. Vom frisch geschlachteten Schweinchen als lebensechte Plastik bis zu Geräten und Maschinen zur Wurstherstellung reichen die Ausstellungsstücke. Besucher erfahren auch historische Anekdoten über die Bratwurst. So tauchten erste Bratwurstrezepte im römischen Kochbuch von Apicius auf, und der römische Dichter Petronius schwärmte von "Bratwürsten, die auf silbernem Bratwurstrost rauchten" (www.bratwurstmuseum.net).
Deutsches Currywurstmuseum in Berlin
Dicke große Ketchuptropfen klecksen von der Decke, ein Wurstsofa lädt zum Verweilen ein - mitten in der Soße. Im witzigen Design des Deutschen Currywurst Museums erfährt man Kurioses und Interessantes rund um die Kultwurst. Wer hat die Currywurst erfunden? Was steckt überhaupt in der Wurst? Wie wird die passende Pappschale geformt? In der Gewürzkammer mit seinen Riechstationen wird das Geheimnis des gelben Currypulvers gelüftet und einiges über seine Zutaten verraten. Dort darf jeder riechen und schnuppern und wer mag, der darf sogar einmal als echter Imbissbudenbesitzer in seiner Currybude posieren (www.currywurstmuseum.de).
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