Ritterspiele für die Kurzen
RAUF ZU DEN RITTERN
Zum Wandern kann man Kinder meist nur bewegen, wenn ein besonderes Ziel lockt. Die Ehrenburg ist ein solches Ziel. Hoch über einem Seitental der unteren Mosel gelegen, führt zwar auch eine befahrbare Straße zu ihr. Allerdings stimmt der fußläufige Zugang besser auf die Welt der Ritter und Knappen ein - und steigert die Spannung. Er beginnt in der Moselgemeinde Brodenbach. Vorbei an alten Mühlen und Gehöften geht es in Serpentinen hinauf zu einem eindrucksvollen Felsen. Auf ihm ragt eine der ältesten Burgen Deutschlands, deren ursprüngliche Mauern seit 900 Jahren stehen. „Seid gegrüßt, edler Knappe“, empfängt man Buben am Burgtor. „Sucht Ihr Schutz in unseren Mauern, wollt Ihr Euch im Bogenschießen üben oder nach langer Wanderung nur etwas ausruhen? Seid gewiss: Es ist alles für Euch bereitet.“ Und schon befinden sich die Besucher inmitten eines mittelalterlichen Treibens: Mägde bürsten Pferde, Männer in historischen Gewändern laden zum Bogenschießen mit Holzpfeilen ein, Knappen üben den Umgang mit dem Schwert, Ritter messen sich im Wettstreit, ein Töpfer fertigt Schalen und Krüge. Ihren Alltag erklären sie in einer künstlichen Sprache, dem sogenannten Marktsprech, das meist auf Mittelaltermärkten gesprochen wird. Das Vokabular ist gewöhnungsbedürftig für kleine Ohren, verstärkt aber das Gefühl einer Reise in die Vergangenheit. Der Duft von frisch gebackenem Weck und Mühlenbrot weht durch die Szenerie. Zusammen mit Rittern verzehren die hungrigen Wanderer ihr Mahl an der großen Tafel im Burghof.
Auf Pommes müssen sie heute verzichten, schließlich kannten die Ritter keine Kartoffeln. Dieses Spektakel gibt es von Ostern bis Allerheiligen jeden Sonntag von 11 bis 18 Uhr mit wechselnden Aktivitäten für die Kinder: Mal weben, Brot backen, Ton formen oder eine Modellburg bauen. Wer an Werktagen kommt, kann immerhin die lebendige Burg besichtigen; erfahren, wie die Ritter dereinst dort lebten, sich verteidigten und Feste feierten. All diese Eindrücke haben Touristen einem rührigen Verein zu verdanken, der der Trutzburg Leben eingehaucht und das erlebbare mittelalterliche Kulturgut in allerlei Varianten präsentiert: einmal im Monat etwa mit einer höfischen Tafeley, einem ritterlichen Festmahl oder in der kalten Jahreszeit mit abendlichen historischen Dinnerkrimis. Geöffnet montags bis samstags ab 10 Uhr, sonn- und feiertags ab 11 Uhr. Die Erlöse fließen in die Erhaltung der Burganlage
HEISSE FONTÄNEN
Ein Geysir am Rhein? Da kann etwas nicht stimmen. Heiße Wasserfontänen zischen in der Atacamawüste aus dem Boden und in Island, aber nicht hierzulande. Stimmt. Aber die deutsche Fontäne ist aus Kaltwasser. Und soll die höchste ihrer Art in der Welt sein. Im Namedyer Werth, einer Halbinsel im Rhein nördlich von Andernach, ist das Schauspiel etwa alle zwei Stunden zu sehen. Wie aus dem Nichts arbeitet sich ein Wasserstrahl bis zu 60 Meter vom Erdloch nach oben, um danach wieder langsam in einem Felsenloch zu versiegen. Das Ganze dauert etwa acht Minuten. Ein Bluff? Die Erklärung haben die Besucher zuvor im Geysir-Erlebniszentrum in Andernach bekommen. Dort beginnt die Expedition gut anderthalb Stunden vor dem Ausbruch. Die Besucher fahren - virtuell - 4000 Meter unter die Erde. In dieser Tiefe bildet sich in Kohlendioxid (CO 2 ), das Antriebsmittel für den kalten Geysir. Von einer Magmakammer aus entweicht das Gas hoch zur Erdoberfläche, trifft unterwegs auf Grundwasser und befördert es schließlich durch ein von Menschenhand gebohrtes Brunnenloch in einem dicken Strahl in die Luft, ähnlich wie bei einer geschüttelten Mineralwasserflasche. Das Erlebniszentrum vermittelt dieses Naturphänomen auf sehr lebendige Weise.
Die Besucher begleiten ein Molekül auf seinem Weg. Sie spüren die Wärme im Erdinnern, lauschen dem gurgelnden Wasserkreislauf, erfahren, wie das Molekül auf Grundwasser trifft, wie der Brunnen gebaut wird, und dürfen danach beim Klima-Quiz beweisen, dass sie alles auch richtig verstanden haben. Draußen wartet bereits das Schiff, das sie auf dem Rhein zum Naturschutzgebiet bringt, in dem der Geysir etwa alle zwei Stunden bis zu 60 Meter in die Höhe schießt. Erlebniszentrum, Schifffahrt und Geysirausbruch: Drei Stunden Zeit sollten die Besucher mindestens dafür investieren. Vor 110 Jahren wurde die erste Geysir-Fontäne angebohrt und Mineralwasser daraus gewonnen. Der Strahl versiegte 1957 nach Schäden am Brunnen. Die Reaktivierung 2001 brachte einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde und Andernach eine Touristenattraktion.
EIFELVULKANE
Für den Lavakeller in Mendig muss man sich warm anziehen und einen Helm aufsetzen. Dann geht es einen engen Abgang 150 Stufen in die Tiefe, hinein in einen erkalteten und ausgehöhlten Lavastrom. Die Stollen und steinernen Hallen haben die Mendiger im späten Mittelalter geschaffen, als sie den kostbaren grauen Basalt abbauten. Im 19. Jahrhundert kam ein Brauer auf die Idee, im kühlen Naturkeller sein Bier frisch zu halten. Das funktionierte, bis sich die Herstellung künstlichen Natureises durchgesetzt hatte. Wenige Meter entfernt im Lavadom geht’s heiß her. In einer Medienshow erleben die Besucher mit allen Sinnen einen Vulkanausbruch vor 200 000 Jahren, auf dessen erkalteter Lava jetzt Mendig steht. Sie spüren das Grollen des Laacher-See-Vulkans, sehen sich inmitten von Lavabrocken und fühlen den Wind der pyroklastischen Wolken. Sprechende Steine erzählen die Geschichten bekannter Vulkane und großer Ausbrüche. Und in der Vulkanwerkstatt erfährt man, was sich im Innern des Planeten tut, wie Erdbeben und Vulkanausbrüche die Welt verändern.
Anfahrt
Mendig liegt circa 30 Kilometer westlich von Koblenz zwischen Mayen und Andernach. Nach Brodenbach geht’s an der Mosel entlang über die B 49 oder die B 416, von dort aus hoch zur Ehrenburg.
Lavadome und Lavakeller
Geöffnet dienstags bis samstags von 10 bis 17 Uhr, Führungen durch den Lavakeller um 13.30 Uhr, an Wochenenden und Feiertagen auch um 12 und 15 Uhr, in den Ferien vor Ort zudem an Werktagen. www.lava-dome.de
Geysir
Bis 31. Oktober täglich von 9 bis 17.30 Uhr. Das erste von vier Schiffen legt um 11.15 Uhr ab. Zuvor mindestens eine Stunde fürs Erlebniszentrum einplanen, www.geysir-andernach.de
Ehrenburg
Täglich geöffnet ab 10 Uhr, sonntags ab 11 Uhr, www.ehrenburg.de .
Allgemeine Informationen
Unterkunftsverzeichnis, Übersichtskarte, Aktivitäten und Tourenvorschläge gibt es bei der Rhein-Mosel-Eifel-Touristik, Bahnhofstraße 9, 56068 Koblenz, Telefon 02 61 / 10 84 19, www.remet.de .
Ein Prospekt mit Wandervorschlägen kostet 3,50 Euro, die Touren gibt’s kostenlos im Netz: www.traumpfade.info .
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