Reiseziel Kosovo: Urlaub zwischen Minenfeldern?
Berlin - Das kleine Land auf dem Balkan ist neu auf der Internationalen Tourismus Börse (ITB) in Berlin - doch bis es in den Reisekatalogen auftauchen wird, bleibt es wohl noch ein weiter Weg.
Wer will denn da hin? Gute Frage, die man aber nicht nur für das Kosovo stellen kann. Nordkorea und Palästina sind schließlich ebenfalls auf der weltgrößten Tourismusmesse vertreten, die noch bis Sonntag in Berlin stattfindet. Erst mal geht es solchen Ländern gar nicht darum, gleich die Werbetrommel zu rühren. Sie wollen mit Reiseveranstaltern, Airlines und Investoren ins Geschäft kommen oder einfach nur Flagge zeigen. Meist werden sie dabei von der EU oder anderen Organisationen unterstützt. Beim Kosovo ist die Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) engagiert.
Pristina - quirlige und junge Hauptstadt
An Flugverbindungen mangelt es übrigens nicht. Germanwings fliegt von Stuttgart, Köln und Hamburg nach Pristina. Auch Germania steuert die Hauptstadt des Kosovo an. Daneben findet man Air-Berlin-Flugzeuge im Auftrag des Veranstalters Kosova Airlines. Die drei deutschen Airlines sind zwar allesamt so genannte Billigflieger, doch so günstig sind die Tickets nach Pristina nicht. 300 Euro für Hin- und Rückflug muss man mindestens anlegen.
Pristina ist nicht nur die jüngste Hauptstadt, auch ihre Bewohner sind meist jung, was sich im Stadtbild wiederspiegelt. In der aufstrebenden und quirligen Hauptstadt eröffnen immer neue Restaurants, Bars und Hotels. Kleine, schicke Häuser wie das Pejton Hotel oder das Gorenje. Einen Städtetrip müssen sich Reiselustige allerdings selbst zusammenstellen und die Buchung ist nicht immer einfach. Wer etwa bei den gängigen Reservierungssystemen HRS oder Hotel.de nach Pristina sucht, läuft ins Leere. Nur Expedia bietet zwei Häuser in Pristina an. Größere Auswahl gibt es bei www.hotelskosova.com.
Reiseveranstalter halten sich noch zurück
In den Katalogen der deutschen Reiseveranstalter sucht man das Kosovo bislang vergebens. Bei Dertour, wo fast alle anderen Nachfolgestaaten Jugoslawiens angeboten werden, gibt es derzeit keine Pläne. Studiosus hatte das Kosovo schon einmal in eine Rundreise eingebaut, macht aber heute einen Bogen um den jungen Staat. "Zu kompliziert" sei die Abwicklung der Balkan-Rundreise gewesen, sagt der zuständige Gebietsleiter Manfred Schreiber. Wer zum Beispiel von Mazedonien ins Kosovo fährt und weiter nach Serbien will, wird zurückgewiesen. Der Veranstalter hält das Kosovo zwar für kulturell interessant, besonders die historischen, von der Unesco als Welterbe anerkannten Klöster, aber nicht unter diesen Rahmenbedingungen.
Das Auswärtige Amt mahnt zur Vorsicht
Klar gegen das Kosovo spricht ein anderer Punkt: "Der Sicherheitshinweis des Auswärtigen Amts klingt nicht gerade einladend", sagt Studiosus-Mann Schreiber. Die Berliner Behörde rät zwar nicht grundsätzlich von Reisen in das "sehr gastfreundliche" Kosovo ab, macht aber Einschränkungen für überwiegend von Serben bewohnte Gebiete. Das Auswärtige Amt benennt klar Gefahren im Land: "Im gesamten Kosovo besteht außerhalb der ständig befahrenen Straßen und Wege Minengefahr." Außerdem befänden sich "mehrere hunderttausend Schusswaffen in Privatbesitz" und die "Hemmschwelle zu deren Einsatz ist vergleichsweise niedrig". www.visitkosova.org
Thomas Hartung