Reiseziel: Freie Wildbahn
München - Wilde Tiere gucken liegt im Trend. Naturnahe Reisen mit Tierbeobachtung von Gorilla bis Eisbär sind gefragt wie nie.
Nichts tut sich. Nur das Blätterwerk führt seinen immer gleichen Tanz auf. Plötzlich wird das gleichmäßige Rascheln durch ein neues Geräusch gestört. Und schnell wird klar: Das Warten hat sich gelohnt! Endlich sind die Safari-Teilnehmer ihrem Ziel ganz nah: einem Rudel frei lebender Schimpansen. Hinter Gittern war gestern.
Vom Aussterben bedrohte Tiere schützen
Weil immer mehr Tierfreunde ihre Lieblinge nicht mehr nur im Zoo sehen wollen, erleben auf Tierbeobachtungen spezialisierte Reiseveranstalter einen Boom. Aber nicht nur der Wunsch der Menschen Tiere in freier Wildbahn zu beobachten soll mit solchen Reisen erfüllt werden: Die meisten Veranstalter unterstützen mit den Einnahmen Projekte zum nachhaltigen Schutz vom Aussterben bedrohter Tiere. So zum Beispiel der Berliner Veranstalter Fauna Reisen. 50 Euro pro Reiseteilnehmer gehen bei den meisten der gebuchten Reisen an eine engagierte Artenschutzorganisation. Wer sich zum Beispiel eine Reise nach Indonesien aussucht, um Orang-Utans in Auswilderungsstationen auf den Inseln Sumatra und Borneo zu besuchen, der hilft damit einem Schutzprogramm für die letzten Waldmenschen, die in freier Wildbahn nur noch auf eben diesen zwei Inseln weltweit leben.
Für ein paar Tage bei Forschungsarbeiten helfen
Einen Schritt weiter geht der Veranstalter Biosphere Expeditions. Dort kommen die Reisenden nicht nur den Tieren näher, sondern helfen für ein paar Tage bis hin zu einigen Monaten als Freiwillige bei Forscherarbeiten aus. Durch ihren Arbeitseinsatz und den Expeditionsbeitrag (mindestens zwei Drittel des Reisepreises fließen in das jeweilige Projekt) werden die Forscher so vor Ort unterstützt. Wer sich zum Beispiel zwei Wochen Zeit nimmt, der kann an der Küste Honduras Daten über das zweitgrößte Korallenriff der Welt sammeln oder sich im Oman auf die Suche nach dem Arabischen Leopard machen. Um erst mal zu sehen, ob man für das Forscherleben gemacht ist, bietet Biosphere Expeditions auch Schnupperwochenenden an. Hier lernen Interessierte in verschiedenen deutschen Nationalparks wichtiges Forscherwissen wie Spurenlesen, Navigation, das Aufstellen von Kamerafallen und Radiopeilsender an den Tieren anzubringen.
Mit dem Kanu durch die Uckermark
Der Reiseveranstalter Forum Anders Reisen hat sich gleich mit dem WWF zusammengeschlossen, um ausgewählte Projekte der Naturschutzorganisation zu besuchen. Wer nicht weit reisen will, um sich vorsichtig Tieren in freier Wildbahn zu nähern, der bucht etwa eine Kanureise in der Uckermark. Dort paddeln sich Naturfreunde auf einem 65 Kilometer langen Rundkurs über die Seen des 900 Quadratmeter großen Naturparks, um jagende Fischadler und Biber beim Bau zu beobachten. Etwas exotischer ist die 17-tägige Reise auf der Halbinsel Kamtschatka in Russland. Hier im östlichen Zipfel des Landes leben viele seltene Raubvogelarten und Braunbären, die mit etwas Glück im Gebiet um einen der erloschenen Vulkane zu sehen sind.
Urlauber gehen mit Walrössern auf Tuchfühlung
Wer es weniger auf Bären in braun abgesehen hat, der kann sich auch in die nahezu menschenleere Welt der Arktis wagen. Die Wahrscheinlichkeit, hier einen Knut außerhalb seines Geheges zu sehen, liegt bei 90 Prozent. So verspricht es zumindest Colibri Umweltreisen. Während der 13-tägigen Reise gehen die Urlauber fast täglich an Land und haben so die Möglichkeit, Walrossen, Polarfüchsen und Weißwalen näher zu kommen. Grüner Nebeneffekt: Der Veranstalter pflanzt für jeden Flug Bäume zum Ausgleich der Klimabilanz: 50 Bäume sind das bei Flügen innerhalb Europas, gleich 150 Bäume pro Person bei Flügen nach Australien oder Neuseeland.
Weitere Informationen
Fauna-Reisen, Telefon 030/47623-82, www.fauna-reisen.de; Biosphere Expeditions, Telefon 07127/980242, www.biosphere-expeditions.org; Forum anders reisen, Telefon 0761/137768-88, www.forumandersreisen.de/wwf; Colibri Umweltreisen, Telefon 03322/1299-0, www.colibri-berlin.de
Julia Rothhaas
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