Reisetrends 2009: Heiter bis wolkig

München - Am Urlaubshorizont zeichnen sich Gewinner- und Verliererländer des kommenden Reisejahres ab. 2009 könnte ein USA-Jahr werden.
Ist da was? Die ganze Welt jammert, aber in der Reisebranche scheint es nur vereinzelt Grund für Krisengeheul zu geben. Vor allem viele Familien haben die großzügigen Frühbucheraktionen genutzt und ihre Sommerreise 2009 bereits gebucht. Zeit für eine erste Bilanz: Wer sind die Gewinner, wer die Verlierer unter den Reiseländern?
Deutschland ist gefragt
In Deutschland ist von Krise keine Spur. Zum Jahreswechsel war das Land praktisch ausgebucht, kaum mehr irgendwo ein Zimmer zu bekommen. Der Deutsche Tourismusverband geht auch für 2009 von einem Zuwachs aus. Kein Wunder: Schließlich stimmen Preis und Leistung. Und wer unsicher ist, der entscheidet sich kurzfristig - er bleibt dann eher in der Nähe.
Tunesien bietet orientalische Exotik
Tunesien war unter den Frühbucherzielen einer der Renner des Jahres. Die Preise sind günstig, die Flugzeiten kurz, die vielen All-inclusive-Hotels kommen dem Spartrend bei den Familien entgegen. Und so ein bisschen orientalische Exotik ist auch schon dabei. Allerdings zeigt ein Blick in die Hotelbewertungsportale, dass manchem Haus eine Renovierung gut täte und eine Personalschulung gleich mit.
Griechenland und Italien laufen die Urlauber davon
Zu altmodisch, zu unflexibel, zu teuer: Den stolzen Griechen und Italienern laufen aktuell die Gäste in Scharen davon. Und dieses Jahr sind die Preise noch einmal gestiegen. Die vielen neuen und pfiffigen Ferienanlagen auf Kreta, Kos und Rhodos lassen immerhin einen Hoffnungsschimmer zu. In Italien wird das wohl noch etwas länger dauern.
Krotaien und Bulgarien stagnieren
Auch Kroatien und Bulgarien finden nicht aus dem Tief heraus. Zum schlechten Service-Image kommt in beiden Ländern noch ein wiehernder Amtschimmel, der nötige Neuerungen verhindert.
In Thailand purzeln die Preise
Thailand war der Verlierer dieses Winters. 300000 Gäste konnten nicht einreisen, und die Fernsehbilder vom bestreikten Bangkoker Flughafen ließen die Nachfrage auch nach der Normalisierung der Zustände auf dem Nullpunkt verharren. Nachdem sich jetzt die politische Lage beruhigt hat, versucht man zu retten, was zu retten ist. Bei Neckermann purzelten die Preise um 250 Euro, Luxushotels sind 40 Prozent billiger.
Bali lächelt
Bangkoks Leid ist Balis Freud'. Als Alternative zu Thailand und Vietnam, wo das Denguefieber grassiert, entscheiden sich augenblicklich viele für die indonesische Insel der Götter, die zuletzt einige schwierige Jahre erlebte. Weil Amerikaner, Japaner und Australier ausbleiben, sind die Preise in den Luxushotels zudem sehr günstig.
USA und Karibik profitieren
USA und Karibik sind die aktuellen Stars am Reisehimmel. Wegen des günstigen Dollarkurses und gähnend leerer Hotels im Vorjahr sind Ferien in New York, in Florida und auf den Karibikinseln um fünf bis acht Prozent billiger geworden. Dazu setzt das Visit USA Committee auf den Obama-Faktor und auf einen riesigen Nachholbedarf. Sogar die Flugpreise spielen mit - sie sinken aktuell durch zurückgenommene Kerosinzuschläge erheblich. Tatsächlich: 2009 könnte ein USA-Jahr werden
Dubai und Emirate machen neugierig
Dubai und die Emirate sind das selbst ernannte Übermorgenland. In den vergangenen Jahren hat die Region mit immer neuen Superlativen die Neugierigen angezogen. Mittlerweile wissen aber viele, dass es bei den Scheichs zwar wirklich verrückt zugeht, aber dass man Urlaub auf der Baustelle auch billiger haben kann - die Preise zogen zuletzt um zehn Prozent und mehr an, die Hotels sind bei weitem nicht voll.
Ägyptens Hoteliers haben zu hoch gepokert
Panik im Land der Pharaonen: Für Ägypten liefen die letzten Jahre so gut. Jetzt freilich haben sich die Hoteliers verzockt, die Preisschraube überdreht. Das Ergebnis: Sogar in der winterlichen Hochsaison bleiben viele Betten leer. Die Buchungen sind um 30 Prozent eingebrochen. Wer sich augenblicklich kurzfristig entscheidet, der kann manches Schnäppchen einfahren. Eine Woche All-inclusive gibt es bereits für wenig mehr als 300 Euro.
Türkei liegt bei Familien im Trend
Die Türkei war der große Gewinner der vergangenen beiden Jahre in der Urlaubergunst. Nun rätselt ganz Antalya: Lässt sich das trotz Preiszuschlägen von drei bis sieben Prozent wiederholen? Die Fachleute sind zuversichtlich; es gibt mittlerweile einfach sehr viele Türkei-Fans, gerade unter den Familien. Sie schätzen die vielen All-inclusive-Hotels und das immer noch beste Preis-Leistungs-Verhältnis aller Mittelmeerländer.
Spanien läuft zu alter Stärke auf
Zuverlässigkeit zählt: Spanien ist immer noch die Nummer eins bei den Großreiseveranstaltern. Und die geben sich überzeugt, dass das Land nach einigen schlechteren Jahren 2009 wieder zu alter Stärke aufläuft. Die Preiserhöhungen waren moderat, und in schwierigen Jahren greift man ja lieber zum Bekannten. Dazu kommt die perfekte Fluganbindung von Mallorca und Co. Das macht maßgeschneiderte Urlaubszeiten möglich - ein immer wichtigeres Argument.
Hans-Werner Rodrian