Pfadfinder für Mallorca
1 Am Fuße des Puig Major
Wanderungen im Tramuntana-Gebirge gehören zum Schönsten, was Mallorca zu bieten hat. Das sagt Salvador Suau nicht nur, weil er Wanderführer ist. Er ist ein Kind der Serra. Am Fuße dieses mächtigen Felsmassivs im Nordwesten der Insel wuchs er auf, im lieblichen Orangental von Sóller. „Auf einem einsamen Gipfel zu stehen, in fast 1400 Meter Höhe, eingehüllt von Ruhe und ursprünglicher Natur, das ist es“, sagt Salva, wie ihn seine Freunde nennen. Als einer von wenigen darf der Mallorquiner auch durch die oft riesigen privaten Finca-Ländereien wandern - abseits ausgetretener Strecken. Auch, wenn er Touristen führt, etwa am Fuße des Puig Major entlang bis nach Sóller. Den Kopf im Nacken, blicken die Wanderer an der beinahe senkrecht aufsteigenden Felswand des höchsten Inselberges hoch. Und steigen dann ab, über das poröse graue Gestein, vorbei an Steineichen und uralten Olivenbäumen mit Wurzeln wie Elefantenbeinen. Ab und zu hört man die Glocken von Schafen bimmeln. Am Himmel kreist ein Mönchsgeier. Thymian duftet. Der Wind bläst jeden Stress fort. Und welch hinreißende Ausblicke! Über terrassenförmig angelegte Hänge, auf denen Orangenbäume blühen. Über die bleichen Dächer des steinernen Dorfes Fornalutx, über das unendliche Blau. Bergführer Salvador Suau Oliver und sein Kollege David Casajuana bieten individuell geführte Wanderungen mit Verpflegung an, 45 Euro pro Person und Tag, Tel. 00 34 / 6 39 71 32 12, www.mallorcamuntanya.com; www.infomallorca.net.
2 Muleta-Rundweg über Port de Sóller
Steht da plötzlich ein weißes Pferd mitten auf dem Weg? Ganz allein und ohne Sattel. Fünf Minuten später blökt ein Esel auf einem längst aufgegebenen Terrassenfeld. Und wieder ein paar Ecken weiter lugen verwilderte Ziegen hinter Felsblöcken hervor. Das sind die einzigen Wesen, die dem Wanderer an diesem Herbsttag begegnen. Immer wieder zeigen Informationstafeln an: Man befindet sich auf dem neuen, noch nicht ganz fertigen Fernwanderweg GR-221, den die Mallorquiner „Ruta de la pedra en sec“ nennen: Trockensteinroute. Sie verbindet auf über 130 Kilometern meist schon bestehende Wege und durchquert in neun Etappen die gesamte Tramuntana, vom Yachthafen in Port D’Andratx bis zur Römerbrücke von Pollenca, kommt dabei auch über Valldemossa, Deià, Sóller und das Kloster Lluc. Gut, dass es auch Teil-etappen und Abstecher mit Rundtouren gibt, wie diejenige, die in Port de Sóller beginnt und endet. An einem Nachmittag ist das gut zu schaffen. Auf uralten Pfaden und gepflasterten Treppen führt der Weg, stets begleitet von Trockensteinmauern, durch ein hügeliges Hochland, vorbei an Johannisbrothainen und Olivenbäumen, an alten Gutshöfen, durch Kiefernwald. Immer wieder Aussicht zum Meer. Eine kurze Rast in der bewirtschafteten Schutzhütte Muleta - eine der fünf, in der die Fernwanderer übernachten können. Dann weiter vom Leuchtturm Cap Gros bergab, Port de Sóller immer im Blick. Einstieg: in Port de Sóller Richtung Platja d’en Repic abzweigen und dem Wegweiser nach „Camp de sa Mar“ folgen, hinter der Hotelruine Rocamar ist die Tour ausgeschildert. Mehr zum GR-221 und Hütten-Reservierungsmöglichkeiten unter www.conselldemallorca.net.
3 Naturpark S’Albufera
Sechs Ferngläser richten sich im Halbdunkel starr auf die kleine Sandbank einer Lagune. Ab und zu legt einer der Beobachter sein Fernglas beiseite und trägt schweigend ein Kreuz in eine Liste ein. „Hobby-Ornithologen. Die freuen sich unglaublich über jeden Vogel, den sie abhaken können“, so Naturpark-Ranger Biel Perelló. Jetzt erkennt man durch das Glas Krickenten, Kuhreiher, Säbelschnäbler, Stelzenläufer, Blesshühner. „300 Vogelarten lassen sich bei uns beobachten. Sogar das bereits verlorene Purpurhuhn und die Kolbenente konnten wir wieder ansiedeln“, sagt Perelló. Und diese Pflanzenwelt! Allein 205 Pilzarten. Der Geograf beobachtet die wachsende Vielfalt seit 24 Jahren. Genauso lange, wie das Biotop zwischen Can Picafort und Alcudiá als Naturpark gepflegt wird. Es ist nur noch ein Rest eines ausgedehnten Sumpfes, durchzogen von schilfbestandenen Kanälen und Teichen, begrenzt von Dünen. Wichtigstes Feuchtgebiet der Balearen. Man kann es auch ohne Führer durchwandern, es gibt neue Schautafeln, Karten und ausgeschilderte, schattige Spazierwege. Parc Natural de s’Albufera, Ctra. Alcúdia-Can Picafort; Eingang an der Brücke „Pont dels Anglesos“, www.mallorcaweb.net; Oktober bis März 9 bis 17 Uhr, Eintritt frei; vier neue Routen, von einem Dreiviertel- bis zu fast zwölf Kilometern; Ferngläser mitbringen, Führungen nach Voranmeldung.
4 Von Banyalbulfar nach Port de Canonge
Dieser leichte Wanderklassiker erfreut die ganze Familie. Er verläuft sehr abwechslungsreich hoch über dem Meer, meist durch lichten Kiefernwald. Mal überraschen senkrecht aufragende Felswände, mal freie Blicke auf die zerklüftete Westküste und versteckte Strände. Am Ende lockt ein Bad im glasklaren Wasser der Bucht von Port de Canonge. Losgehen: von der Kirche in Banyalbulfar, dann weiter auf der Straße Richtung Esporles bis zum erhöhten Parkplatz, dort weist ein Schild „Cami de Baix“ den Weg, gute drei Stunden hin und zurück. Danach Einkehren in Banyalbulfar, z. B. im Restaurant Son Tomas mit guter mallorquinischer Küche.
5 Von Colonia de Sant Pere nach Betlem
Ein wildes Stück Mallorca, wie es früher einmal war: Auf schmalem Pfad geht es von der Strandpromenade aus etwa eineinhalb Stunden immer an der Küste entlang, vorbei an scheinbar unberührten, menschenleeren Buchten. Nackt baden? Kein Problem. Auf der anderen Seite schauen höchstens die schroffen und fast kahlen Berge des Naturparks der Península de Llevant zu. Wer will, kann noch etwa eineinhalb Stunden weiterwandern im Naturpark zur Klosterkirche Ermita de Betlem, Einstieg ist ein Parkplatz auf der Straße kurz vor der Ortschaft Betlem, beschildert. Erklärt ist dieser Weg als eine von 39 Touren im Wanderführer aus dem Michael-Müller-Verlag (2009, 14,90 Euro).