Mauritius für Neugierige: Wo ist der Dodo?

Mauritius - Auf der Luxusinsel ganz unten neben dem afrikanischen Kontinent hat sich ein neuer Tourismuszweig aufgetan: Ferien mit Familienanschluss. Eine Chance für Normalbürger.
Jeder kennt ihn, den dicken faulen Vogel, der einst unbehelligt auf Mauritius unbeschwert sein Leben lebte, der dann aber von hungrigen Seefahrern ausgerottet wurde. Er heißt Dodo, der Vogel, ist heute das Markenzeichen der kleinen Insel im Indischen Ozean, ganz unten neben dem afrikanischen Kontinent. Und die berühmte Briefmarke kennt man auch, die Blaue Mauritius. Das war's dann aber schon, stimmt's? Denn eigentlich können sich Normalverdiener einen Urlaub auf Mauritius gar nicht leisten. Stimmt nicht. Denn es gibt inzwischen bezahlbare Alternativen zum aufgeblasenen Dodo-Tourismus.
Der Luxus-Urlaub schwächelt
Die kleine Insel mit dem ewigen Sonnenschein kann ja nichts dafür, dass sie einst mit dem Prädikat Luxus abgestempelt wurde. Ein Golfplatz nach dem anderen, Boris Becker hier, DJ Bobo dort, und da hinten sitzt Madonna bei ihrem Superdrink. Doch die Wahrheit sieht anders aus: Der Luxus-Tourismus auf Mauritius schwächelt, die Tennis- und Golfplätze für Superreiche bleiben leer, ja genau: der Dodo ist tot. Macht nichts. Denn nun finden wir Normalbürger die Chance, auf ganz neuen Wegen ein Eiland wie Mauritius kennenlernen zu dürfen.
Familien sind die neue Zielgruppe
Denn ein neuer Tourismuszweig hat sich aufgetan: Ferien in kleinen aber feinen Familien-Hotels, natürlich mit Familienanschluss, oder auch die Variante, sich in Appartements verwöhnen zu lassen. Ein Zimmermädchen sorgt für Sauberkeit, Ordnung und Küche, kocht wie ein Weltmeister für ihre Schutzbefohlenen, ist immer für sie da.Und wenn man dann ein bisschen Englisch oder Französisch parlieren kann, ein bisschen kommunikativ ist, dann wird die Haushaltshilfe sehr schnell zum Familienmitglied. Heute zum Markt und morgen zum Pferderennen - ja klar, das macht alles viel mehr Sinn und Spaß, wenn jemand dabei ist, der sich auskennt.
Angel ist ein wahrer Engel
Unser Hausmädchen in unserem wunderschönen Appartement in Grande Gaube heißt Angel. Und nomen est omen. Angel heißt nicht nur Engel, sie ist auch einer. Angel ist nicht nur zuständig fürs Kochen und Putzen, sondern inzwischen auch für unser Expeditionsprogramm. Heute zu farbenprächtigen Tempeln, morgen in grandiose Naturparks - Angel kennt den Weg und ist auch gern dabei. Und ihre kleine Tochter Lucy freut sich riesig, wenn sie mitfahren darf. Angel erzählt uns, was wir über Mauritius wissen müssen: Dass wir hier auf einer Multikulti-Insel sind, dass sich Hindus, Tamilen, Christen, Moslems, Buddhisten und Juden ein großzügiges Miteinander aufgebaut haben, dass der eine beim anderen an Feiertagen sogar mitfeiern darf und vom Arbeitgeber frei bekommt, dass es also ziemlich viele Feiertage auf der Insel gibt, und dass das alle ziemlich gut finden. Wen wundert's.
Die kreolische Küche ist sensationell
Bei einer befreundeten Familie von Angel lernen wir das Kochen. Clara ist eine Meisterin im Umgang mit Gewürzen; die kreolische Küche ist wirklich sensationell. Clara, ihr Mann Jean-Claude und die Kinder Ashira und Sephora werden sehr schnell zu guten Freunden. Wir hängen fast jeden Tag zusammen, erzählen uns was, haben Spaß miteinander und leeren ab und an auch die eine oder andere Flasche "Green Island", den einheimischen Zuckerrohr-Rum. Die Kids halten sich derweil an westlich importiertes Fanta.
Ein Fest für die ständig wachsende Clique
Es gibt viel auf Mauritius zu entdecken: Ungestüme Natur mit Wasserfällen und endemischen Vogelarten, lustiges Strandleben jedes Wochenende, das friedliche Nebeneinander aller möglichen Religionen, eine fantastische Musikszene, quirlige Märkte und beschauliche Fleckchen, Swimming Pools und Tauch-Paradiese. Doch den Tauchausflug verschieben wir aufs nächste Mal. Wir wollen nämlich für unsere ständig wachsende Clique ein Fest vorbereiten. Die Terrasse unseres Appartements ist groß genug, noch dazu idyllisch am Meer gelegen - und Angel kümmert sich um den Einkauf und das Kochen. Natürlich helfen wir ihr, so gut wir können, doch ohne Angel keine Party. Denn nur sie weiß, wo man was besonders frisch und billig bekommt und wo die jeweiligen Geschmacksvorlieben liegen
Ein paar Tränen zum Abschied
Das Urlaubskonzept abseits des aufgeblasenen Dodos ist aufgegangen, der Superluxus-Tourismus in Edelhotels kann uns nicht mehr reizen. Zum Abschied knuddeln wir ganz herzlich Clara, Jean-Claude und die Kinder Ashira und Sephora, viele neu gewonnene Freunde mehr. Und als wir Angel in die Arme nehmen, müssen wir ein paar Tränen verdrücken. Danke, du hast uns Mauritius gezeigt! Das wahre Mauritius.
Service Mauritius
Reisezeit: Ganzjährig. Es ist immer schönes Badewetter. Im mauritischen Sommer (November bis April) steigt das Thermometer tagsüber bis 36 Grad im Schatten. Impfungen: Keine. Flüge: Mit Air Mauritius, jeden Freitag ab Frankfurt, jeden Sonntag ab München, Flug ca. zehn Stunden. Auto: Leihauto am besten schon von Deutschland aus bestellen. Achtung, es herrscht Linksverkehr. Sprache(n): Man spricht französisch, kreolisches Französisch und englisch. Weitere Tipps: Individuelle Tauch- und Entdeckungsreisen, auch Appartements mit freundlicher Haushaltshilfe bietet zum Beispiel die AMS Dr. Haas Reiseagentur an, Tel. 089/3192246. Der Autor recherchierte mit Unterstützung der AMS Dr. Haas Reiseagentur und Air Mauritius.
Arno Frank Eser