Lefkas: Inselperle
Lefkas - Ganz unvermittelt tauchen die verwitterten Mauerreste inmitten eines Olivenhains auf. Drei bis vier Meter hoch sind sie an manchen Stellen - sehr hoch, wenn man bedenkt, wie lange sie hier schon stehen. „Das sind die Ruinen eines Lagerhauses, das zur Zeit der Herrschaft von Alexander dem Großen hier errichtet wurde“, erklärt Helmut Karcher. Die Mauern sind also mehr als 2000 Jahre alt. Karcher selbst kam vor 24 Jahren zum ersten Mal auf die Insel Lefkas (griechisch Lefkada) im Ionischen Meer. Es gefiel ihm so gut hier, dass er spontan ein halb verfallenes Bauernhaus kaufte und es in den folgenden Jahren zum Ferienrefugium ausbaute.
Seit acht Jahren ist er in Rente und verbringt inzwischen den größten Teil des Jahres hier. Doch wer rastet, der rostet, ist Helmut Karcher überzeugt. Deshalb bietet er Touristen seine Dienste als Wanderführer an und er hat gut zu tun. Denn Lefkas ist vor allem bei Individual-Touristen beliebt, unter ihnen viele Naturfreunde und Aktivurlauber, denen „nur faul am Strand liegen“ schlichtweg zu langweilig ist! Höhepunkt der von Karcher ausgewählten Tour ist heute der Felsen von Kastro. Wie bei den meisten Touren durch die bizarre und verkarstete Bergwelt der Insel werden die Wanderer auch diesmal hinter jeder Wegbiegung mit neuen atemberaubenden Ausblicken belohnt.
Am Horizont - nur als bläuliche Silhouetten zu erkennen - liegen die Inseln Ithaka und Kefalonia. Auf dem Inselchen Skorpios lässt sich dagegen jeder Baum gut erkennen. Das Eiland liegt ja auch nur etwa einen Kilometer von der Küste von Lefkas entfernt. Als hier im Jahr 1968 der legendäre griechische Reeder Aristoteles Onassis die - nicht weniger legendäre - Kennedy-Witwe Jackie heiratete, war Skorpios in aller Munde. „Heute gehört die Insel einem russischen Oligarchen“, weiß Helmut Karcher, „allerdings nur leihweise.“ Onassis’ Enkelin Athina habe sie dem Milliardär Dmitrij Rybolovlev auf 100 Jahre verpachtet, weil der weitsichtige Großvater per Testament verboten hatte, dass Skorpios verkauft wird.
Griechenland-Feeling pur!
Wer mit Helmut Karcher wandert, wird jedoch nicht nur mit schönen Ausblicken, Hintergründigem über die Fauna und Flora der Insel und Geschichten über die Schönen und Reichen überrascht. Zurück im Bergdorf Poros nimmt der Deutsche seine Gäste mit zu seinem griechischen Freund Theodoros. Der betreibt mit seiner Frau das einzige Kafenio (traditionelles griechisches Kaffeehaus) in Poros, das den Einheimischen gleichzeitig als eine Art Gemischtwarenladen dient. Ob Mineralwasser, Streichhölzer, Spülschwämme oder Toilettenpapier - Theodoros hat es. Den Wanderern aus Deutschland serviert er ein Glas eisgekühltes Mythos - ein griechisches Lager-Bier Pilsener Brauart. Dazu gibt es selbst eingelegte Oliven, Schafskäse und frisches Brot. An einem der Holztische vor dem Kafenio spielt der Pope in seinem schwarzen Talar mit anderen Alten aus dem Dorf Backgammon - Griechenland-Feeling pur!
Danach geht es mit dem Mietwagen weiter zur Westküste von Lefkas. Hier liegen die schönsten Strände der Insel. Einer davon ist sogar preisgekrönt: Der schneeweiße Strand von Porto Katsiki wird jedes Jahr in den Ranglisten unter die zehn schönsten Strände Europas gewählt. Eingerahmt von ebenso weißen Klippen macht er dem Namen der Insel alle Ehre. „Lefkada bedeutet Weiß auf Griechisch“, erklärt Elena Margelis, die auf der Insel eine Sprachschule hat - Deutsch für Griechen, Griechisch für Deutsche. Die studierte Germanistin ist in der Nähe von Frankfurt geboren und aufgewachsen und kam vor 15 Jahren zurück in die Heimat ihres Vaters. „Die Klippen“, sagt die 48-Jährige und deutet auf die Felsen oberhalb des Strandes, „dienten leider als bevorzugter Ort für Selbstmord.“
Der Legende nach habe sich hier auch die antike griechische Dichterin Sappho in den Tod gestürzt, weil ihre Liebe zum Fährmann Phaon von diesem nicht erwidert worden war. „,Sapphos Sprung‘, wie der Felsen genannt wird, ist ein sehr beliebter Platz für Drachenflieger.“ E in weiteres Bilderbuchexemplar ist der Strand von Egremni. Er ist nur zu Fuß über einen steilen Pfad in den Klippen und 300 hölzerne Stufen zu erreichen und daher selbst in der Hochsaison nicht überlaufen. Beim Abstieg gibt die üppige Vegetation immer wieder den Blick frei auf das Wasser unterhalb, das so intensiv türkis leuchtet, dass man unweigerlich an die Karibik denken muss.
Besonders lohnenswert ist ein Bummel entlang der Ioannou Mela
Für Familien mit kleinen Kindern hat Elena Margelis einen Geheimtipp: „Rechts neben der Schwenkbrücke, die Lefkas mit dem Festland verbindet, gibt es einen schönen Strand. Das Wasser ist dort sauber und hat auch eine wunderschöne Farbe. Das Meer ist aber nicht gleich so tief wie in Porto Katsiki oder Egremi. Und die Wellen werden nicht so hoch wie an den Stränden der Westküste.“ Nächster Stopp ist Lefkas-Stadt. Die Insel-Metropole liegt an der Nordspitze der Insel und wurde an einem Naturhafen errichtet. Besonders lohnenswert ist ein Bummel entlang der Einkaufsstraße Ioannou Mela, die rechts und links von einer ganzen Reihe alter Kirchen und von traditionellen Häusern gesäumt wird, deren eigenwillige Architektur auf den Ionischen Inseln einzigartig ist.
„Viele Häuser haben ein schweres Erdbeben im Jahr 1953 nur deshalb heil überstanden, weil ihre Obergeschosse aus Holz und nicht aus Stein bestehen“, erklärt Elena Margelis. Auf dem zentralen Platz in der Mitte der Stadt, der Platia, auf der abends manchmal auch Konzerte stattfinden, kann man wunderbar in einem der vielen Straßencafés und Bars sitzen und das muntere Treiben in Lefkas-Stadt beobachten. Natürlich ist man auch hier auf Touristen eingestellt, doch im Gegensatz zu den Plätzen in den Städten der Nachbarinseln ist die Platia von Lefkas-Stadt noch immer fest in einheimischer Hand. Warum Lefkas als einzige der Ionischen Inseln bislang vom Massentourismus verschont geblieben ist, kann sich Elena Margelis nicht erklären.
„Wir haben hier eigentlich alles, was Urlauber suchen: sauberes Wasser, tolle Strände, hübsche Ortschaften mit guten Cafés und Restaurants und dazu die Berge mit attraktiven Wandermöglichkeiten. Zudem erleben die Urlauber hier offene und zuvorkommende Gastgeber.“ Dennoch bereiten die wirtschaftlichen Nöte des Heimatlandes so manchem Einheimischen Sorgen und lassen ihn auch an Wegzug denken. „Weil viele Griechen wegen der Krise hier keine Perspektive sehen, kommen in letzter Zeit nicht nur Kinder, sondern auch immer mehr Erwachsene in meine Sprachschule, um Deutsch zu lernen“, berichtet Elena Margelis.
Bei den Ausländern ist die Blickrichtung offenbar umgekehrt. Rund 150 Deutsche leben mehr oder minder ganzjährig auf Lefkas, weiß die zweifache Mutter. Viele von ihnen haben bei ihr Griechisch gelernt. Tendenz steigend. Allen geht es vermutlich ähnlich wie Helmut Karcher - ein Leben ohne die Inselperle im Ionischen Meer erscheint nur schwer vorstellbar.
Fan werden auf Facebook:www.facebook.com
Anreise
Nächstgelegener Flughafen ist Preveza auf dem griechischen Festland. Von dort sind es über die Schwenkbrücke mit Bus oder Mietwagen noch ca. 30 Minuten bis Lefkas-Stadt. Air Berlin und Condor fliegen ab Ende Mai von Stuttgart, München und Frankfurt direkt nach Preveza, zum Beispiel ab Stuttgart mit Condor für ca. 250 Euro, www.condor.de ; ab München mit Air Berlin ab 340 Euro, www.airberlin.de . Wer mag, kann auch mit dem eigenen Auto nach Lefkas fahren - mit der Fähre ab Ancona nach Igoumentisa z. B. mit Superfast Ferries, www.superfast .com
Unterkunft
Geheimtipp mit griechischem Flair: das Hotel Ionis in Agios Nikitas, nur wenige Schritte sind es zum Strand und ins schmucke Dorfzentrum, DZ ab 52 Euro mit Frühstück, www.ionis-hotel.gr .
Mit tollem Blick auf die Bucht von Lygia liegt Thealos Village, Ferienwohnungen ab 490 Euro pro Woche (2-4 Personen) bzw. 840 Euro (4-6 Personen), www.thealosvillage.gr
Pauschalen
Da die Insel eigentlich zu schön ist, um „nur“ zu baden, hat der Reisespezialist Rhomberg interessante Pakete für Lefkas geschnürt, z. B. eine einwöchige Mietwagenrundreise ab 928 Euro oder die 15-tägige Reise „Zwischen Klöstern und Küsten“ (ab 1465 Euro). Wöchentliche Fluganreise von München, Wien und Zürich. Der 72-seitige Spezialkatalog für Griechenland ist kostenlos erhältlich - entweder unter der Gratishotline 0800 / 58 93 027 oder online unter www.rhomberg-reisen.com
Essen und Trinken
Im Seaside Restaurant in Geni sitzt man wunderschön, direkt am Wasser; sehr netter Besitzer, leckeres Essen zu fairen Preisen, www.seaside-lefkada.com
Das Dorf Vafkeri liegt 1000 Meter über dem Meeresspiegel. Ein Besuch der Taverne The Katoghi lohnt sich deshalb allein schon wegen der Aussicht. Aber auch das Essen ist lecker. www.letseat.at
Sehenswürdigkeiten/Ausflüge
Wandern mit Helmut Karcher, Infos und Buchungen unter www.h-karcher.de
Griechisch lernen bei Elena Margelis, Pefanero- menis 11, Lefkas-Stadt, Tel. 00 30 / 26 45 02 90 69,
Das Kloster Faneromensis oberhalb von Lefkas-Stadt ist kunsthistorisch unbedeutend, aber von hier aus hat man traumhafte Aussichten auf Lefkas-Stadt, die Lagune und das nahe, bergige Festland. In der Bienen-Schlucht (vor dem Dorf Sfakiotes) kann man besonders viele verschiedene Tier- und Pflanzenarten finden.
Allgemeine Informationen
Griechische Zentrale für Fremdenverkehr, Holzgraben 31, 60313 Frankfurt am Main, Tel. 069 / 25 78 27 - 0, www.fremdenverkehrsamt.com
- Themen: