Kultur auf einem Quadratmeter

Nur fenstergroß ist das "Hoosesaggmuseum", Menschentrauben stehen trotzdem davor. Denn es gibt wohl kaum etwas, was hinter der 50 x 50 Zentimeter großen Scheibe noch nicht in irgendeiner Form zu sehen war.
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Nur ein Fenster - das ist das ganze Museum, Foto: Raab
srt Nur ein Fenster - das ist das ganze Museum, Foto: Raab

Basel - Nur fenstergroß ist das "Hoosesaggmuseum", Menschentrauben stehen trotzdem davor. Denn es gibt wohl kaum etwas, was hinter der 50 x 50 Zentimeter großen Scheibe noch nicht in irgendeiner Form zu sehen war.

Teesiebe und Gummibälle, Quietsch-Entchen, Kämme und Minibücher, aber auch Stopfkugeln, Flaschenöffner, Modellautos und Elefanten. Wertvolles und weniger Wertvolles, Kitschiges und Kunstvolles. Keine Frage, das Hoosesaggmuseum in Basel darf sich rühmen, unter den kleinsten Museen eines der größten zu sein. Hochwahrscheinlich ist es sogar das kleinste der Welt, auf jeden Fall aber eines der Ungewöhnlichsten.

Das beginnt schon beim Eintrittspreis. Den gibt es nämlich nicht. Das Hosentaschenmuseum in der Schweizer Kulturmetropole kann aber auch nicht betreten werden. Dafür kann ein jeder im Vorbeigehen oder während einer kleinen Verweilpause im Imbergässlein in der Basler Altstadt einen Blick auf die wechselnden Ausstellungen in dem ungewöhnlichen Haustürfenster werfen. Und das Beste: Ein jeder kann entgeltfrei seine eigene kleine Sammlung dort für sechs Wochen zeigen.

Spaziergänger drückten sich die Nasen platt

Dabei verdankt das Hoosesaggmuseum seine Existenz vornehmlich der Neugier der Passanten und Touristen. Denn das historische Haus im Imbergässlein liegt auf der Route vieler Stadttouren durch die Altstadt. Doch die meisten Leute fanden wenig Interesse an dem historischen Gemäuer aus dem Jahre 1345 und dem Heiligen Christoffel mit dem Jesuskindlein an der Fassade. Stattdessen drückten sie sich die Nase an der Scheibe platt, um einen Blick ins Innere des sechsstöckigen Hauses zu werfen.

"Wir fanden dies auf Dauer irgendwie nervig", erinnern sich die "Museumbetreiber" Dagmar und Matthias Vergeat an die Anfänge des Museums in den 1990er Jahren. Damals machte das bei der Basler Fastnacht aktive Ehepaar aus der Not eine Tugend und eröffnete einen Fensterladen. Doch die feilgeboten Erfrischungen und Süßigkeiten erwiesen sich als Ladenhüter. Kurzum disponierten die Vergeats 1995 um, dekorierten das ein Quadratmeter große Fenster mit ihren privaten kleinen Sammlungen. Und davon haben die Vergeats viele. Denn sie sind echte Sammler, haben unzählige kleine Figuren und Spielzeuge in ihrem Besitz.

In diesem Haus muss alles klein sein

So flachsen die beiden mit Blick auf die vielen kleinen Hingucker auf allen sechs Etagen, die dem mehr als 650 Jahre alten Haus einen gewissen Museumscharakter verleihen. Kaum waren die ersten Gegenstände im Fenster zu sehen, gab es auch schon die ersten Anfragen von anderen Sammlern, ob sie ihre kleinen Schätze dort auch mal zur Schau stellen dürften.

"Wir haben nie Reklame für unser Museum gemacht. Im Gegenteil, es ist ein wahrer Selbstläufer", freuen sich die 50-jährige Dagmar Vergeat und ihr zwei Jahre jüngerer Mann über den ständig wachsenden Zuspruch von potenziellen Ausstellern. Anmeldungen werden per E-Mail oder - wie ein Schild an der Tür verrät - direkt per "Gloggezug" entgegen genommen. Auch an die regelmäßigen Menschentrauben vor ihrer Haustür haben sich längst gewöhnt. Und ab und zu haben nun auch einige Passanten einen Blick für die Fassade mit dem Heiligen Christoffel und dem Jesuskindlein übrig...

Karsten-Thilo Raab

Weitere Informationen zum Basler Hosentaschenmuseum

Basel Tourismus, Aeschenvorstadt 36, CH-4010 Basel, Tel. 0041/61/2686868, Fax 2686870, info@base.com, www.basel.com.

Hoosesaggmuseum, Dagmar Vergeat, Imbergässlein 31, 4051 Basel, Schweiz, Tel. 0041/61/2610011, www.hoosesaggmuseum.ch.

Anreise: Basel ist von Deutschland aus bequem mit dem ICE erreichbar und europäischer Autobahn-Knotenpunkt. Der EuroAirport Basel-Mulhouse-Freiburg (www.euroairport.com), liegt 15 Minuten vom Stadtzentrum entfernt und ist mit dem Bus Nummer 50 an die Innenstadt angebunden.

Unterkunft: Swissotel Le Plaza, Messeplatz 25, CH-4005-Basel, Tel. 0041/61/5553333, basel@swissotel.com, www.swissotel.com. Das moderne Fünfsternehaus am Messegelände liegt rund fünf Tramminuten von der Altstadt und bietet Doppelzimmer ab 250 Schweizer Franken (ca. 185 Euro) an.

Restaurants: Gasthof zum Goldenen Sternen, St. Alban-Rheinweg 70, CH-4052 Basel, Tel. 0041/61/2721666, Fax 2721667, info@sternen-basel.ch, www.sternen-basel.ch.

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