Kriegsgeruch auf Knopfdruck

Dem neuen Militärhistorischen Museum der Bundeswehr gelingt die spektakulärste Ausstellungseröffnung des Jahres
Hans-Werner Rodrian |
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Das Militärhistorische Museum der Bundeswehr (früher Armeemuseum der Nationalen Volksarmee der DDR) in Dresden wurde am 14. Oktober 2011 nach jahrelangem Umbau wiedereroeffnet.
dapd/Matthias Rietschel 2 Das Militärhistorische Museum der Bundeswehr (früher Armeemuseum der Nationalen Volksarmee der DDR) in Dresden wurde am 14. Oktober 2011 nach jahrelangem Umbau wiedereroeffnet.
Ein von US-Architekt Daniel Libeskind entworfener Metallkeil ragt in Dresden aus dem Militärhistorischen Museum der Bundeswehr.
dpa/Matthias Hiekel 2 Ein von US-Architekt Daniel Libeskind entworfener Metallkeil ragt in Dresden aus dem Militärhistorischen Museum der Bundeswehr.

Der Keil ist das Motto. Mit einem gewaltigen, 30 Meter langen Keil aus Glas und Aluminium hat Star-Architekt Daniel Libeskind das historische Dresdner Arsenal brutal in der Mitte durchgeschnitten. Natürlich ist es dabei kein Zufall, dass dieser Keil auf die Altstadt zeigt, die 1945 in den Bomben verglühte. Und natürlich geht der Keil auch nicht zufällig mitten durch den Triumphbogen. Einschnitte wagen: Das ist die Absicht des neuen militärhistorischen Museums.

Zwei Dutzend Bomben stürzen auf den Besucher herab

Nach siebenjähriger Bauzeit ist der mehr als 60 Millionen Euro teure Umbau am 15. Oktober wiedereröffnet worden. Das Besondere daran: Zu sehen gibt es dort eben nicht die übliche stolze Präsentation von Kriegsarsenalen, sondern die Auseinandersetzung, ob und wann Gewalt in einer Demokratie eingesetzt werden darf. Bei einer besonders bedrückenden Installation schießen knapp zwei Dutzend Bomben quer auf den Besucher herab, und unten am Boden steht nichts als der ärmliche Ein-Mann-Bunker, der die Soldaten vor solchen Bomben schützen sollte. Ein paar Meter weiter ein greller Blitz: die Atombombe. In einer anderen Station riechen die Besucher sogar eine Schlacht - es ist ein Gemisch aus Brand- und Verwesung. Kein Platz also für Kriegsnostalgiker. Diese Offenheit erstaunt umso mehr, weil der Hausherr die Bundeswehr ist. Und die spart auch die jüngste Gegenwart nicht aus: In einem Raum steht ein Panzer, der erst vor kurzem in Afghanistan unter Beschuss geraten war. Nur mit viel Glück hatten die deutschen Soldaten darin den Angriff der Taliban überlebt.


"Krieg ist ein Akt der Gewalt", liest der Besucher bereits auf dem LED-Laufband am Eingang der Ausstellung. Und diese Botschaft wird auf dem ganzen Rundgang durch vier Stockwerke und drei Epochen über fast 20000 Quadratmeter tausendfach variiert. Das gilt beim historischen Rundgang im Altbau, der bereits zu Zeiten von Kaiser Wilhelm und später auch in der DDR Armeemuseum war, ebenso wie im neuen Keil, der eine "Kulturgeschichte der Gewalt" zeigt. Und die gelingt ganz simpel: Statt der Sicht der Feldherrn ist es hier die der Soldaten, der Opfer, ja sogar die der zwischen die Fronten gekommenen Tiere, die zum Nachdenken anregt.
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Militärhistorisches Museum Dresden, Olbrichtplatz 2, www.mhm.bundeswehr.de. Geöffnet tgl. 10-18 Uhr, Mo bis 21 Uhr, Mi geschlossen. Der Eintritt ist kostenlos.

 

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