Keine Chance für Herzflattern
Til Schweiger, bekannter Schauspieler und Regisseur, eher der Typ harter Mann, der nie über seine schwachen Seiten in der Öffentlichkeit reden würde, bekommt im Flieger, so wird in der Klatschpresse kolportiert, schweißnasse Hände. Auch die amerikanische Schauspielerin Jennifer Aniston fliegt von Berufs wegen sehr viel - sie hat allerdings erst seit kurzem Probleme im Jet. Und Sänger Enrique Iglesias mag Flugreisen überhaupt nicht. Wer unter Flugangst leidet, ist mit einer ganzen Reihe von Prominenten in allerbester Gesellschaft. Wir sagen, wo Sie Ihre Phobie loswerden: Zwischen 16 und 20 Prozent aller Bundesbürger, so Schätzungen, leiden unter Flugangst. Viele sitzen lieber stundenlang im Zug oder im Auto, statt die schnellere Reise durch die Luft zu wählen. Manche verzichten seit Jahren auf Fernweh-Urlaub, der nur per Air Berlin, Lufthansa und Co. realisierbar wäre.
Das Problem ist scheinbar nicht in den Griff zu bekommen. Selbst Gelassene, die noch am Abflugschalter die Ruhe selbst sind, leiden im Flieger unter purem Stress. Andere können schon Wochen vorher nicht mehr richtig schlafen. Schweißnasse Hände, unerträgliches Herzklopfen, Panikattacken, Magenkrämpfe - das sind einige der typischen Symptome der für nicht Betroffene kaum nachvollziehbaren Furcht vor dem Fliegen. Doch die gute Nachricht: Jeder kann diese Angst und die damit verbundenen Panikattacken in den Griff bekommen. Der Haken daran: Das kostet Zeit und Geld. CDs und Broschüren, die das Problem vergleichsweise preisgünstig angehen, sind dabei nicht gerade zu empfehlen. Audiodateien mit „Auflösungsritualen“, „Power-Affirmationen“ oder Anleitungen zum autogenen Training bringen meist nicht sehr viel.
Man muss sich seiner Angst stellen
Es fehlen die Rückmeldungen geschulter Psychologen und die praktische Bewältigung, sprich: ein begleiteter Flug. Diese gibt es in ein- bis zweitägigen Seminaren, die verschiedene Institutionen anbieten. Sie kosten in der Regel zwischen 590 und 790 Euro pro Person inklusive Flug. Die wichtigste Frage lautet also: Wie erfolgreich sind solche Seminare? Die Anbieter sprechen von Quoten um 96 Prozent (Flugangst Service), 94 Prozent (Flugangst Coaching) oder „weit über 90 Prozent“ (SkyCair). Das Erfolgsrezept liegt darin, dass sich die Seminarteilnehmer ihrer Angst stellen und nicht mehr versuchen davor wegzulaufen oder sich vor ihr zu verstecken. Auf den begleiteten Flügen zum Abschluss solcher Seminare erfahren die Betroffenen, dass ihre Ängste völlig unbegründet sind und sie getrost in jeden Flieger steigen können.
Es kann sowieso nichts passieren. Damit lernen sie gewissermaßen um und können auch spätere Starts und Landungen zunehmend entspannt genießen. Doch vor der befreienden Praxis steht die Theorie. In allen Seminaren werden die Grundlagen von Entspannungsübungen und Strategien zum Umgang mit Ängsten vermittelt. Danach steht erst einmal Flugzeugtechnik auf dem Programm, damit die Teilnehmer verstehen, wie und warum Flugzeuge überhaupt in der Luft bleiben oder mit welchen Geräuschen und Bewegungen sie rechnen müssen. Optimal ist es, wenn erfahrene Piloten dabei Rede und Antwort stehen. „Auch der Kapitän der Lufthansa hat ein großes Engagement an den Tag gelegt und sich sehr für das Erreichen unseres Ziels, wieder in ein Flugzeug steigen zu können, eingesetzt“, schreibt etwa eine glückliche Kundin der Agentur Texter-Millott.
Geeignet sind solche Seminare für nahezu alle Betroffenen. Das gilt sowohl fürs Alter (bei den meisten Anbietern gelten 14 Jahre als Untergrenze) als auch für die Ausprägung und Intensität der Ängste. Gute Unternehmen fragen allerdings gleich nach der Anmeldung den Gesundheitszustand ab. Wer zum Beispiel unter Herz-Kreislauf-Beschwerden, Asthma oder irgendeiner psychischen Erkrankung leidet, für den sind die Seminare nichts. Und wer sich als besonders „schwerer Fall“ entpuppt, der bucht noch ein Einzel-Coaching. Das ist zwar teurer, hilft aber in den meisten Fällen garantiert.
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