Istrien holt sich ein Stück vom Luxus
Piran - Die kroatische Küste will wieder wie einst zum glanzvollen Treffpunkt werden. Neulich hat schon mal ein Kempinski-Hotel aufgemacht.
Gerd Ruge – natürlich, den kennt man vom Fernsehen. Als er mal am Flughafen ausgerufen wurde, meldeten sich aber gleich zwei Männer: der berühmte Russlandexperte und ein Hoteldirektor. Zuletzt leitete der in der Südtürkei einen Palast mit Kuppel und Säulenpracht wie aus Tausend und einer Nacht. In diesen Tagen kann man ihn auf dem neuen Golfplatz von Savudrija antreffen – italienisch Salvatore. Zufrieden begutachtet er das Terrain. Der Rasen nimmt an Fülle zu. 18 Loch an einer Romantikküste, die sich zu Münchens erweiterter Umgebung rechnet. Schließlich ist man in fünf Autostunden da.
Was in der Halle rauscht, ist noch nicht das Meer. Ein Wasserfall stürzt über eine bläulich illuminierte Glaswand. Aus dem Bassin ragt eine Palme. Orientalische Glasperlen hängen an der Fensterfront, der Terrassenblick führt über eine weitläufige Bucht. Das andere Ufer gehört zu Slowenien. In der Ferne strahlt der schlanke Bleistiftturm von Piran, einem venezianischen Städtchen. Der Hauch von Geschichte weht herüber. So soll es nun auch hier weiter gehen. Das erste Glamourzeichen funkte die Eröffnungsfeier: Staatspräsident, Stars und Promis eilten herbei. Vor der Glastür reihten sich die Bentleys mit vergoldeten Kühlermasken. Istriens neuer Luxus wurde mit Champagner begossen und trägt nun einen klangvollen Namen – Grandhotel Kempinski Adriatic.
Die Bergkulisse am Horizont färbt sich tiefblau, das Meer kräftig blau. Die hellgrauen Felsen fallen ins Wasser wie im südenglischen Cornwall. Der steinige Küstenweg könnte als Drehort für einen Liebesfilm herhalten. Die Kussszene würde bei dem alten Leuchtturm spielen. Ganz in weiß gehalten sind die exorbitanten Supersuiten. Wer hier in weißen Hosen und weißem Hemd einzieht, der löst sich wie in einer Wolke auf. Der Preis ist Prestigesache, man flüstert darüber: 10 000 Euro für die Nacht. Ein Pappenstiel, wenn man bedenkt, was hier alleine schon der neueste Fernseher von Bang & Olufsen wiegt und kostet: Eine halbe Tonne für 120 000 Euro. Dafür ist der Plasmabildschirm auch so groß wie ein Gemälde von Rembrandt.
Thomas Veszelits
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