Hochgenuss mit heißen Reifen

An Energie fehlt es der Gruppe vor Kraft nur so strotzender Radler nicht. Sie können es kaum erwarten, in die Pedale zu treten. Doch Markus Fessler-Jenny, der die Gruppe an diesem Tag durch sein Wohnzimmer führt, versucht, den Tatendrang zu kanalisieren. "Es werden keine Startnummern verteilt. Wir wollen den Tag ganz gemütlich angehen."
Der drahtige Guide kennt seine Biker. Seit sechs Jahren leitet der 40-jährige, staatlich geprüfte Trainer die Bikebasis Montafon in Schruns-Tschagguns. Mountainbiken ist angesagt, jedes Jahr kommen rund zehn Prozent mehr Biker, Tendenz steigend. Auch das sportliche Niveau der Gäste wird immer besser. Und einige können es morgens beim Treffpunkt kaum erwarten, dass es endlich losgeht. "Um zu testen, was der Bikeguide so drauf hat" ergänzt Markus, der regelmäßig an Mountainbikerennen und Bergläufen teilnimmt, mit einem Lächeln. Doch ein Wettrennen wird es sicher nicht geben. "Es geht nicht darum, wer der schnellste ist, es geht um einen schönen Tag, um tolle Erlebnisse, eine schöne Einkehr und um ein einmaliges Panorama."
Das 40 Kilometer lange Tal ist ein Paradie für Mountainbiker
Dafür ist das Montafon genau der richtige Ort. Das rund 40 Kilometer lange Vorarlberger Tal am Fuß von Rätikon und Silvretta ist mit seinen Seitentälern, den guten Hütten und den zahlreichen Güterwegen ein überschaubares, aber keineswegs überlaufenes Paradies für Biker. Über 30 bestens markierte Routen gibt es, 860 Kilometer können abgespult werden, und von elf der Touren sind sogar GPS-Daten erhältlich. In einem eigenen BikeGuide sind alle Routen aufgeführt und ausführlich beschrieben. Einer der Initiatoren des Guides ist Rudi Bitschnau vom gleichnamigen Hotel. Zusammen mit ein paar Freunden hat der begeisterte Biker den Führer auf den Weg gebracht. "Die Wege waren da, auch die Beschilderung war perfekt. Der nächste Schritt war die überregionale Vermarktung des Montafon als Bikeparadies". Dazu gehört auch die Mitgliedschaft bei „Mountain Bike Holidays“, einem Zusammenschluss von 64 bikefreundlichen Hotels in 23 Regionen der Region.
Zu den beliebtesten Biketouren im Montafon gehört die Runde über Bartolomäberg hoch zum Alpengasthof Rellseck. Bei der Auffahrt macht Markus gerne einen Abstecher Richtung Fritzensee. Als Überraschung ist ein Stopp bei einer Alphütte geplant, bei der er Getränke deponiert hat. "Die Leute sollen erst einmal zur Ruhe kommen, sich gemütlich hinsetzen und kennen lernen. Es bringt ja nichts, wenn man die Hektik einer Arbeitswoche während der Urlaubstage fortsetzt." Natürlich gibt es Gruppen, die sich sportlich komplett auspowern wollen. "Da geht es nur um möglichst viele Höhenmeter und Kilometer, und um Zeit zu sparen gibt es zur Stärkung Riegel aus dem Rucksack."
Der Guide kennt ein paar Zuckerl, die in keiner Karte stehen
Markus lotst seine Gruppe weiter zum Alpengasthof Rellseck. Das kleine, rustikale Wirtshaus befindet sich auf einer traumhaften Aussichtsloge, von der man fast drei Viertel des Montafon überblicken kann und zusätzlich mit einem Postkartenblick ins Rätikon belohnt wird. Nach einer Pflichtpause geht es in einer langen Querung auf einem Güterweg übers Alplegi (1802 m) zur einfach bewirtschafteten Alpe Latons (1640 m) und dann auf einem der schönsten Singletrails des Montafon über Falla zurück nach Bartholomäberg. Die Tour ist gut markiert, doch wer einen Guide dabei hat, der entdeckt öfter mal was Neues. "Als Guide kennst Du halt noch ein paar Zuckerl, die nicht in der Bikekarte eingezeichnet sind" erzählt Markus und biegt in einen nur Insidern bekannten Trail ab.
In der Regel bewegt man sich im Montafon jedoch auf guten Forstwegen wie auf der auch bei Einsteigern beliebten Tour ins Silbertal – bei der die Guides bereitwillig den Fremdenführer spielen. Nur leicht steigend geht es an der Litz entlang taleinwärts ("Im Mittelalter wurde hier Erz abgebaut, daher der Name Silbertal") zum Gasthaus Fellimännli. Die beliebte Einkehrstation ("wurde nach den Murmeltieren benannt") ist ein familienfreundliches Ausflugsziel mit Kinderspielplatz und gutem Essen. Wild ist zu empfehlen, schließlich ist der Wirt Jäger, ebenso Forellen, die kommen aus dem eigenen Teich, aber auch die Speckplatte oder die Käs- und Krautspätzle lassen einem das Wasser im Munde zusammenlaufen. Etwas anstrengend, aber problemlos zu fahren, ist der Anstieg nach Wildried zu einem Hochmoor ("eines der höchstgelegenen Europas"), ehe man auf einem Höhenbalkon weitgehend flach mit Traumblick ins Rätikon zum Kristberg rollt. Dort wartet ein Abstecher zur Bergknappenkapelle St. Agatha ("die älteste Kirche im Montafon"), bevor man weiterfährt nach Bartholomäberg und von dort zurück ins Tal.
Am Badesee packten die Damen Champagner-Fläschchen aus
Die Guides vom Aktivpark Montafon kennen sich aus – und sind flexibel, wie Markus mit einem Schmunzeln erzählt. "Beim Infoabend habe ich einmal mit vier Pärchen das Programm für den nächsten Tag festgelegt. Zum vereinbarten Treffpunkt kamen aber nur die Frauen, da die Herren kurzfristig auf Wellness umgeschwenkt sind. Entsprechend haben auch wir das Programm geändert und sind auf Wunsch der Mädels zum Baden geradelt, wo sie dann aus dem Rucksack kleine Champagner-Flaschen geangelt haben!" In der Regel sind es jedoch die Männer, die sich sportlich austoben, während die Frauen in den Bikehotels die Wellness-Angebote nutzen. Und abends genießt man gemeinsam die angenehme Atmosphäre und die gute Küche der Hotels – schließlich muss man ja wieder Energie tanken.
Weitere Informationen:
Montafon Tourismus GmbH, Montafonerstr. 21, A-6780 Schruns, Telefon 0043/5556/722530, www.montafon.at
Mountain Bike Holidays, Telefon 0043/6542/8048022, www.bike-holidays.com
Der Autor reiste mit Unterstützung von Mountain Bike Holidays
Liebe Dagmar,
Zu diesem Text könnte ich alternative einen Infokasten machen ähnlich dem von Seite 1 des letzten Reiseteils – also ca. 10-12 Zeilen Text (inklusive Adresse) plus ein schönes Bike-Bild.