Highway zwischen den Meeren

32 Inseln, 42 Brücken und eine Stimmung wie im Paradies - nirgendwo ist Nordamerika entspannter und karibischer als auf der Inselkette der Florida Keys.
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Abendstimmung, Foto: PR
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Key West - 32 Inseln, 42 Brücken und eine Stimmung wie im Paradies - nirgendwo ist Nordamerika entspannter und karibischer als auf der Inselkette der Florida Keys.

Die Lady hat sich ein schrilles Outfit verpasst. Eine safrangelbe Stretchhose mit schwarzen Punkten ziert die Beine, ein Pelz-BH den Oberkörper. So schnurrt sie auf ihrer Harley Davidson die Duval Street entlang. Ja, man muss sich schon etwas einfallen lassen, um in Key West aufzufallen. Die südlichste Stadt der USA ist ein geschütztes Biotop für Paradiesvögel, Individualisten und Exzentriker aller Couleur.

Der eigenbrötlerische Charakter des sympathischen Tropenstädtchens erklärt sich schon aus seiner Lage. Key West ist das letzte Glied einer 170 Kilometer langen Kette der Florida Keys, 32 größerer und kleinerer Koralleninseln, die südlich von Miami sichelförmig ins Karibische Meer hinaus schwingen. Wie eine Perlenschnur zieht sich der Overseas Highway, der von 42 Brücken getragen wird, durch diesen Inselschweif. In dreieinhalb Stunden ist die Strecke von Miami nach Key West mühelos zu schaffen. Doch wer hier nur durchfährt, ist selber schuld.

Highway durch die Sümpfe

Ein paar Meilen hinter Homestead ist das kontinentale Florida zu Ende. Der Highway führt schnurgerade durch eine riesige Sumpflandschaft zur ersten und größten Insel der Keys: Key Largo. Kleine Hotels, private Residenzen und Marinas säumen die Strände. Der Film mit Humphrey Bogart und Lauren Bacall aus dem Jahr 1948 hat die 50 Kilometer lange Insel berühmt gemacht. Taucher haben eine ganz andere Assoziation, nämlich den John-Pennekamp-Unterwasser-Nationalpark mit Hunderten von Fisch- und Korallenarten.

Von Key zu Key geht es westwärts. Rechterhand sind noch Fragmente der alten Eisenbahn zu sehen, die der schwerreiche Unternehmer Henry Flagler bauen ließ. Tatsächlich keuchten 1912 die ersten Züge nach Key West. Doch 1935 zerlegte ein verheerender Hurrikane das Meisterwerk in 100000 Stücke. Große Teile der Strecke stürzten ins Meer und begruben einen vollbesetzten Zug unter sich. Anstatt die Eisenbahn wieder aufzubauen, ersetzte sie die Regierung durch eine Autobahn. Mehr als 100 Meilen Asphalt wurden ins offene Meer hinaus gebaut.

In der Welthauptstadt der Sportfischerei

Wenn sich am Straßenrand Schilder mit der Aufschrift "boat rentals", "fishing charters" und "diving cruises" häufen, kann Islamorada nicht mehr weit entfernt sein. Die Inselgruppe weist sich selbstbewusst als Welthauptstadt der Sportfischerei aus. Am späten Nachmittag laufen die Boote am Pier ein und rauschebärtige Skipper präsentieren den staunenden Zuschauern ihre Beute: Riesenbarsche, Sägefische und Grouper. Ganz zu schweigen von den Marlins, die bei Hochsee-Exkursionen aus dem Meer gezogen werden.

Die Köstlichkeiten des Meeres lässt man sich am besten in einem der unzähligen Seafood-Restaurants schmecken, die den Overseas Highway säumen. Key-Spezialitäten wie die aromatischen Stone Crabs gibt es bergeweise für eine Handvoll Dollars. In der von den Beach Boys besungenen Kokomo Bar und der benachbarten Tiki Bar am Strand von Islamorada legen Reggae- und Hard Rock Bands bereits am frühen Nachmittag los. Man gibt sich dem süßen Nichtstun hin, nuckelt an Margaritas und Pina Coladas, die wie Softeis aus einer Maschine gezapft werden. Umwerfender Hangout zum Sonnenuntergang ist die Rumrunners Island Bar, die aussieht wie ein windschiefes Piratennest.

Auf der Seven Mile Bridge nach Key West

Hinter dem umtriebigen Islamorada wird's ruhig: Von Key zu Key hangelt man sich voran. Mit jeder Meile wird das Türkis des Wassers intensiver. So genannte Mile Marker am Straßenrand zeigen an, wie weit es noch bis "MM 0", nach Key West, ist.

Bei Pine Key sollte man den Blinker nach rechts setzen. Die Insel ist ein wildes, bewaldetes Natur-Kleinod, auf dem ein paar hundert Mini-Rehe leben. Unbeeindruckt von den begeisterten Autofahrern äsen sie am Straßenrand. Auf einer Kajaktour kann man sich vom Wasser aus der mit Mangroven überwucherten Insel nähern.

Hinter dem Städtchen Marathon spannt sich die Seven Mile Bridge wie ein gigantischer Strahl übers Meer. Jetzt erreichen wir die Ortseinfahrt von Key West. Entlang des South Roosevelt Boulevards stehen die für Key West typischen Conch Houses (sprich: konk) Spalier: weiße und pastellfarbene Holzvillen mit verspielten Verzierungen, großen Veranden, Balustraden und spitzen Dachgiebeln.

Magnet für Künstler und Indidivualisten

Key West wirkt wie ein Magnet auf Künstler und Individualisten. Ernest Hemingway ließ sich 1931 mit seiner zweiten Frau Pauline in einer Villa nieder. Das Haus in der Whitehead Street ist heute Museum und Pilgerziel für jährlich 1,5 Millionen Urlauber. Das Herz des 30000-Einwohner-Städtchens aber ist die Old Town rund um die Duval Street, die sich eine gute Meile schnurgerade vom Atlantik bis zum Golf von Mexiko erstreckt. Witzige Läden, T-Shirt-Boutiquen und Harley-Davidson-Shops verführen zum Leichtsinn - bei diesem Dollar-Kurs!

Auf den lauschigen Terrassen der Cafés und Restaurants könnte man Stunden und Tage mit dem Studium des bunten Fußvolks zubringen. In Key West haben die Flower-Power-Jünger aus den 60er-Jahren überlebt. Mit langem Zottelhaar- und Bart, Latzjeans und Jesuslatschen sehen sie aus, als kämen sie gerade aus Woodstock zurück. Sie prägen das Bild genauso wie die geschniegelten Sportwagen-Yuppies und die bulligen Motorrad-Rocker mit ihren kessen Bräuten.

Der Sonnenuntergang ist ein Pflichtritual

Ein besonderes Erlebnis sind die Ausflugsfahrten am späten Nachmittag. Mit einem Cocktail in der Hand genießt man die würzige Meeresbrise und den Blick auf die Küstenlinie. Rechtzeitig vor Sonnenuntergang legt das Schiff wieder an. Schließlich gibt es ein Pflichtritual, dem sich täglich Hunderte von Urlauber unterwerfen: das Zelebrieren des Sonnenuntergangs. Lange, bevor der rot glühende Ball in den Golf von Mexiko eintaucht, pilgern sie hinunter zum Mallory Pier, wo zahlreiche Artisten, Musiker und Entertainer die Wartezeit kurzweilig aufpeppen. Sobald die Sonne endgültig weggetaucht ist, brandet Applaus auf.

Brigitte von Imhof

Weitere Informationen:

Informationsbüro Florida Keys & Key West, Get it Across Marketing, Telefon 0221/ 233 64 51, www.fla-keys.com

Hinweis für die Redaktion: Die Autorin reiste auf Einladung des Informationsbüros von Florida Keys & Key West

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