Hausboot ahoi: Leinen los für Freizeitkapitäne

Fernab jeglicher Hektik durch die Natur schippern, hier und da mit Einheimischen plaudern und anhalten, wo es einem gerade gefällt - eine Hausbootfahrt ist so richtig geeignet, beim Reisen zur Ruhe zu kommen. Doch während der eine auf die kurze Anreise wert legt, geht es dem anderen um kulinarische Freuden oder kulturelle Abstecher. Wir stellen die passenden Reviere für jeden Typ vor.
Für Einsteiger: Mecklenburg
Wir würden schon gern mal, aber wissen nicht richtig, wie und wo? Einsteigern, die so denken, bietet sich die Mecklenburger Seenplatte an. Deutschlands größtes Hausbootrevier lässt Hobbykapitäne auch ohne Sportbootführerschein ans Ruder. Optimal für Neulinge: Die mehr als tausend Seen, die zum großen Teil miteinander verbunden sind, haben keine Schleusen und nur wenige Brücken. Besonders still ist die südliche Müritzregion mit der Kleinen Müritz, dem Müritzarm und dem Müritzsee. Hier verbinden sich scheinbar endlose Wasserwege und Flussarme. Viele weitere große und kleine Seen bieten einsame Ankerplätze. Von Malchin durch den Kummerower See bis nach Usedom führt die bislang weniger bekannte Peene. Von der hügeligen Mecklenburgischen Schweiz vagabundiert man mit dem Hausboot entlang alter Hansestädte und mondäner Seebäder. Biber und Graugänse leisten den Urlaubern während ihrer Fahrt Gesellschaft. Entlang der Ufer wachsen hohe Birken, ausladende Weiden und stämmige Erlen. Durch die moorige vorpommersche Flusslandschaft geht es schließlich zur Ostseeinsel Usedom mit ihren Stränden, Wäldern und Wiesen.
Für Großstadtfreaks: Amsterdam
Versiertere Kapitäne mit Lust auf Kultur und einen Abstecher ins Großstadtleben touren durch die Grachten Amsterdams. Beim Hineinfahren in die Stadt beziehungsweise an der ersten Schleuse erhalten sie einen Stadtplan mit allen Wegen und Brücken. Die Gesamtlänge der Wasserstraßen? Man weiß es nicht genau. Zu zahlreich sind die verschlungenen Kanäle. Festgemacht wird am besten in der Marina mitten in der Stadt. Von dort aus lässt sich Amsterdam wunderbar erkunden. Und wem es mal zu hektisch wird, der legt einfach ab, vielleicht in Richtung Loosdrecht, und genießt die Ruhe trutziger Windmühlen und weiter Weideflächen.
Für Romantiker: Venedig
Romantiker gondeln zur Lagunenstadt Venedig, ganz selbst der Gondoliere. Rund 30 Kilometer südlich, in Chioggia, heißt es für Hausbootkapitäne: "Leinen los!" Urlauber tuckern vorbei an Inseln und Inselchen, und bald tauchen am Horizont die Kuppeln und Türme der Lagunenstadt auf. Mit dem Hausboot darf man um die Stadt herum und in die Lagune hinein fahren - für weitere Erkundungen auf dem Wasser heißt es Umsteigen ins Vaporetto, den Wasserbus. Abends an Bord schmecken dann mit frischem Spinat gefüllte Teigtaschen, Parmesanraspel, dazu ein Glas Bardolino. Der Blick schweift über die Silhouette Venedigs, den Dogenpalast und den Glockenturm des Markusdoms. Und man fühlt sich ein klein wenig zu Hause, hier auf seinem kleinen, schwimmenden Heim auf Zeit.
Für Stilisten: England
Britische Romantik bietet eine nahezu königliche Hausbootfahrt auf der Themse. Das Windsor Castle liegt ebenso auf dem Weg wie die berühmten Universitätsstädte Oxford und Eton. Wer mag, der platziert eine Wette auf der berühmten Pferderennbahn bei Ascot. Dazwischen verführen kleine Inselchen, verträumte Buchten und hübsche Dörfer auf der insgesamt 200 Kilometer langen Strecke zum Anlegen und Verweilen. Ein Glas Ale direkt vom Fass und "Fish and Chips" gehören während einer Tour auf der Themse dennoch dazu.
Für Feinschmecker: Frankreich
Gourmets wie Gourmands werden auf dem Canal du Midi ihre Hausbootkombüse höchstens betreten, um sich morgens einen Café au lait zuzubereiten und den Korkenzieher für das abendliche Glas Rotwein zu holen. Zu fein sind die Bistros und Restaurants auf der Route zwischen Mittelmeer und Atlantik, köstlich die Fischgerichte, wunderbar einfach ein Stück Käse mit Baguette und ein paar Oliven. Entlang der Kanalufer erstrecken sich Weinfelder und saftig grüne Wiesen, und wer mag, der steuert die Festungsstadt Carcassonne an (Restauranttipp: Le Parc). Zum abendlichen Konzert der Grillen mag man sich vorstellen, wie Pferde die großen Lastkähne auf dieser einst so wichtigen Handelsstraße zogen.
Für Angler: Schottland
Ein Hauch von Abenteuer weht über dem Loch Ness. Schottlands zweitgrößter See liegt zwar so still da, als ob kein Ungeheuer die Ruhe stören könnte. Doch die bewaldeten Berge, Heide und Ginster, hier und da eine aus wildem Grün herausragende Ruine und kreisende Adler sorgen für Wildnis-Flair. Der rund hundert Kilometer lange Caledonian-Kanal im Norden Schottlands verbindet vier Seen miteinander. Angler können mit einem guten Fang rechnen: Lachse, Forellen und Hechte kommen am Abend in der Kombüse in die Pfanne. Und zum Aufwärmen gibt es ein Glas besten Single-Malt Whisky: Die Ben Nevis Distillery in Fort William liegt auf dem Weg und ist eine der ältesten Destillerien Schottlands.