Gaumenkitzel gegen den Silberknick

Busreisen: Die Busunternehmer wollen und müssen sich wieder mehr um die Senioren unter den Gästen kümmern.
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Gaumenktizel im Bordrestaurant, Foto: GBK
srt 2 Gaumenktizel im Bordrestaurant, Foto: GBK
Busreisende suchen kleine Überraschungen, verbunden mit Sicherheit und Komfort. Foto: GBK
srt 2 Busreisende suchen kleine Überraschungen, verbunden mit Sicherheit und Komfort. Foto: GBK

Busreisen: Die Busunternehmer wollen und müssen sich wieder mehr um die Senioren unter den Gästen kümmern.

Von wegen Rentnerschleuder: Während Musicalreisen gut laufen und Kulturevents wie die Ruhr2010 der Busbranche gar eine Extrakonjunktur geschaffen haben, ist der Anteil der Senioren an den Busreisen in den vergangenen Jahren kontinuierlich zurückgegangen. Die über 60-Jährigen, früher stets die verlässliche Stammkundschaft, waren auf einmal die Problemzielgruppe. "Wir hatten es mit einem Silberknick zu tun", erklärt Busverbands-Geschäftsführer Dieter Gauf.

Genießertrip für reiseerfahrene Best Ager

Es musste also etwas geschehen. Und mittlerweile haben die Unternehmen auch gehandelt. "Gaumenkitzel statt Seniorenteller" brachte der Busverband RDA sein Saison-Motto 2010 auf den Punkt. Vorbei ist die Zeit, als Busurlauber damit zufrieden sind, nur ins Hotel kutschiert zu werden. Heute werden Urlaubserlebnisse minutiös geplant, der Reiseleiter befriedigt auch gehobene Ansprüche, und der reiseerfahrene Best Ager kann sich auf dem Genießertrip auch mal eine individuelle Auszeit nehmen.

Dabei muss die Busbranche souverän einen schwierigen Spagat beherrschen: Sie darf nämlich gleichzeitig die Stammkundschaft nicht verprellen. Und so gibt es nebeneinander spannende Reisen für die Junggebliebenen, den vorsichtigen Ausbau von Bewährtem für die Konservativen und gezielte Betreuung für die Gebrechlichen.

Denn auch die über 70-Jährigen wollen nicht auf die liebgewordene Busreise verzichten. Allein, so mobil wie noch vor 15 Jahren sind sie nicht mehr. Bereits von den 60-Jährigen ist jeder Dritte gesundheitlich eingeschränkt, erklärt Rolf Schrader von der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen. Reisemotti wie "Reisen mit Muße" und "Zeit in der Natur" kommen für sie gerade recht.

Bus-Urlauber wollen nicht nur von A nach B kutschiert werden

Für Richard Eberhard, den umtriebigen Präsidenten des Busverbands RDA, bieten die höheren Ansprüche der Urlauber auch eine große Chance. Hier glaubt er, verloren gegangenes Terrain von den Billigfliegern zurückerobern zu können und auch der Bahn trotz ihrer Sonderaktionen Kunden abzuluchsen. Denn der Bus von heute hält nicht nur mit seinem unerreichten Gemeinschaftserlebnis dagegen. Die nächste Generation der Reisebusse geht gezielt auf die komfortbewusstere Kundschaft ein: Sie bietet bequemere Ein- und Ausstiege, größere Sitzabstände und - ja, auch geräumigere Toiletten.

Aber egal, ob 40 oder 75 Jahre: Die Busunternehmer haben erkannt, dass der Urlauber nicht nur von A nach B transportiert werden will, sondern Erlebnisse wünscht: kleine Überraschungen und Entdeckungen, verbunden mit Komfort, Sicherheit und Geselligkeit in der Gruppe. Voll im Trend sind zum Beispiel Aktivtouren, etwa mit Bus und Fahrrad. Denn zum einen geht die Entwicklung ohnehin in Richtung Aktivurlaub. Und hinter der Gruppe herfahren und müde Pedaleure einsammeln können nun einmal weder Bahn noch Flugzeug.

Hans-Werner Rodrian

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