Für einen Feind, der nie kam

Das Sperrwerk Franzensfeste öffnet sich – und das „Labyrinth Freiheit“. So lautet der Titel der Landesausstellung zum 200. Jahrestag der Tiroler Rebellion, die noch bis 30.10. täglich zu bestaunen ist.
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Franzensfeste: Geöffnet für die Südtiroler Landesausstellung, Foto: Merk
srt Franzensfeste: Geöffnet für die Südtiroler Landesausstellung, Foto: Merk

Das Sperrwerk Franzensfeste öffnet sich – und das „Labyrinth Freiheit“. So lautet der Titel der Landesausstellung zum 200. Jahrestag der Tiroler Rebellion, die noch bis 30.10. täglich zu bestaunen ist.

Eintritt verboten! Militärisches Sperrgebiet! Auch ohne diese Schilder wären Generationen von Urlaubern auf der Brennerautobahn vorbeigerast mit sturem Blick nach Süden. Vorbei an Franzensfeste, dem Bollwerk im Eisacktal – gebaut für einen Feind, der nie kam. Jetzt heißt es: Bitte eintreten! – gratis sogar.

„Labyrinth Freiheit“ heißt die Landesausstellung zum 200. Jahrestag der Tiroler Rebellion. Im steinernen Labyrinth der österreichischen Festung kann sich der Besucher an die Freiheit herantasten – die Freiheit der Sprache, der Mobilität, des Glaubens oder der Kunst etwa. Auch an ihre Grenzen: Da ist das Video eines Wahnsinnigen, der sein Motorrad mit Tempo 299 durch den Verkehr jagt. Da ist das Getriebe einer Untersetzung, deren Zahnräder sich in sechs Milliarden Jahren totgelaufen haben werden.

Das alles präsentiert sich hinter Treppen, Fluren und Schießscharten in bombensicheren Kasematten, die für die Ewigkeit geplant waren. Doch schon bei der Einweihung 1838 war eines der größten Alpenforts überholt. Neue Waffen, neue Strategien hatten es überflüssig gemacht. Statt des Feindes kam der Verkehr, eine Straße, zwei Gleise und dann auch noch die Autobahn zerschnitten das Sperrwerk. Nach dem Ersten Weltkrieg zogen die Italiener ein, im Zweiten zwischendurch die deutschen Besatzer. Sie brachten Mussolinis Goldschatz mit, der seither großteils verschollen ist. Stoff für Märchen und Gerüchte. Als die letzten Alpini 2005 abgezogen waren, fand sich nur noch eine Gussform – für Goldbarren zwar , aber leider leer.

Gerhard Merk

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