Freie Fahrt auf alten Bahntrassen

Findige Verkehrsplaner machten aus vielen stillgelegten Bahn-Nebenstrecken Freizeitrouren für die ganze Familie.
Fast 500 Freizeitrouten auf alten Bahnstrecken gibt es mittlerweile in Deutschland. Einige davon sind nur wenige hundert Meter lang. Andere messen 50 Kilometer und mehr. Und viele Trassen wurden mit bestehenden Radwegen zu ausgedehnten Routen verlängert.
Der Vorteil der Bahntrassen-Radwege: Die Steigungen überschreiten selten drei Prozent, weil die Züge keine stärkeren Anstiege schafften, die Fahrbahnen sind mindestens 2,50 Meter breit und sie verlaufen über weite Strecken verkehrsfrei. Zudem werden die meisten Bahnradwege heute asphaltiert, was sie zu idealen Freizeitrouten für Familien und Genussradler macht.
Sauerland-Radring
Zu den schönsten Routen in Deutschland zählt der Sauerland-Radring, mit rund 80 Kilometern einer der längsten Bahntrassen-Radwege in Deutschland. Die Route folgt den Flüsschen Fretterbach, Leiße und Lenne und passiert dabei auch den legendären "Fledermaustunnel", der im Winter zum Schutz der fliegenden Bewohner geschlossen bleibt.
Rasender Roland
Auf Deutschlands größter Insel fuhr einst die Rügensche Kleinbahn. Fast 40 Kilometer der ursprünglichen Bahntrasse bilden einen zum Teil recht idyllischen Radweg, der Putbus mit Altefähr bei Stralsund verbindet. Glatten Asphalt auf der Fahrbahn darf man dort nicht erwarten, sondern hauptsächlich festen Kies und Schotter, der sich jedoch gut befahren lässt.
Maare-Mosel-Radweg
Für Fans historischer Bahnstrecken ist der Maare-Mosel-Radweg ein Muss wegen seiner langen Tunnels und zahlreichen Viadukte. Von den Eifelmaaren führt er über 55 Kilometer hinunter ins Tal der Mosel zum berühmten Fachwerk- und Wein-Städtchen Bernkastel-Kues. Den Rücktransport übernimmt der Radshuttle-Bus.
Donau-Ilz-Radweg
Vor der Kulisse der Berge des Bayerischen Walds verläuft der Donau-Ilz-Radweg. Die 55-Kilometer-Strecke von Hengersberg ins romantische Ilztal zählt zu den jüngsten, aber schon sehr beliebten Bahntrassenradwegen.
Dolomitenbahn
Radwege auf ehemaligen Bahntrassen gibt es nicht nur in Deutschland. Seit gut zehn Jahren bemühen sich auch andere Staaten um die so genannten "grünen Routen". Die landschaftlich spektakulärste Route folgt in Italien der Trasse der ehemaligen Dolomitenbahn von Cimabanche unweit von Toblach über Cortina d'Ampezzo nach Calalzo di Cadore. Radler "erfahren" sich dabei eine Alpendurchquerung auf 60 Kilometer sanften Wegen vor faszinierender Felskulisse.
Vía Verde
In Spanien wurden auf mehr als 1500 der schätzungsweise 7000 Kilometer stillgelegter Eisenbahnstrecken Radwege angelegt, die "Vías Verdes". In Katalonien führt die Vía Verde von Ripoll über Girona ans Mittelmeer und bietet 120 interessante Kilometer von den Bergen bis an den Strand. Die landesweite Koordination dieser Projekte hat die Fundacíon de los Ferrocarriles Espanoles übernommen, eine detaillierte Übersicht dazu gibt es im Internet unter www.viasverdes.com.
Kettle Valley Trail
Selbst in Übersee kann man auf ehemaligen Bahntrassen Rad fahren. Eine besonders lange, aber auch abenteuerliche Route mit mehr als 600 Kilometern wartet im Westen Kanadas mit dem Kettle Valley Rail Trail. Über verwegene Holzbrücken und durch unzählige Felsentunnel der ehemaligen Kupferbahn geht es durch die Ausläufer der Rockies. Wer sich die spannende Wildwest-Tour alleine nicht zutraut: Der Deutsche Klaus Gattner führt dort seit vielen Jahren kleine Radelgruppen durch die atemberaubende Natur.
Armin Herb