Das Tütchen bleibt

Auch weiterhin werden Passagiere Flüssigkeiten im Handgepäck in Beutel verpacken müssen.
von  Fabian von Poser

Alles bleibt beim Alten beziehungsweise im Tütchen. Flüssigkeiten dürfen im Handgepäck auch über das kommende Jahr hinaus nur in durchsichtigen Plastikbeuteln an Bord eines Flugzeugs mitgenommen werden. Passagiere müssen ihre Flüssigkeiten weiter auf eine maximale Menge von 100 Millilitern beschränken, sonst wandern sie in die Tonne. So hat es die EU, weitgehend unbeachtet, bereits Mitte Juli entschieden. Bis vor kurzem hatte das noch anders ausgesehen. Die EU wollte die Tütchenregel aufheben und das Handgepäck mit neuartigen Scannern nach gefährlichen Flüssigkeiten durchleuchten lassen. Doch daraus wird nichts. Und das, obwohl laut Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV) jede Woche Waren im Wert von 1,75 Millionen Euro an deutschen Flughäfen vernichtet werden. Rückblick: Im November 2006 führte die EU nach den versuchten Anschlägen von London mit Flüssigsprengstoff das Verbot ein. Seitdem darf man Flüssiges nur noch in Behältnissen, die maximal 100 Milliliter fassen und in durchsichtige, verschließbare Ein- Liter-Plastikbeutel verpackt sind, im Handgepäck mitführen. Ausnahmen gelten nur für Medizin, Babynahrung und Waren, die in Duty-free- Geschäften gekauft wurden.

Höhere Gebühren wären an Passagiere weitergegeben worden

Technisch wäre es möglich, geschlossene Gepäckstücke auf gefährliche Flüssigkeiten hin zu prüfen. Bis April 2013 hätten aber nicht ausreichend Geräte zur Verfügung gestanden, um sämtliche Verkehrsflughäfen in der EU damit zu bestücken. Tests an 14 europäischen Flughäfen ergaben außerdem, dass die derzeit verfügbaren Geräte oft Fehlalarm auslösten. Holger Kraft ist Sicherheitsexperte beim Flughafenverband ADV. Er hatte schon vor Monaten darauf gedrungen, die Tütchenregel beizubehalten. Seine Begründung: „Es gibt derzeit keine praxistaugl iche Sicherheitstechnologie.“ Und Tests haben ergeben, dass die Kontrolle durch die neue Technik rund 30 bis 50 Prozent länger dauert. Die höheren Gebühren wären an Passagiere weitergegeben worden Wäre die neue Regel gekommen, hätten sie Umrüstungskosten von 400 bis 500 Millionen Euro stemmen müssen, so eine Schätzung des ADV. Zudem würde der Flächenbedarf um 20 bis 30 Prozent steigen. In Deutschland gibt es derzeit etwa 400 Kontrollspuren. 100 weitere wären erforderlich gewesen. Auch die Fluggäste selbst können zufrieden sein, dass sie Flüssigkeiten weiterhin eintüten müssen. Denn es ist davon auszugehen, dass die Behörden die höheren Kosten über die Sicherheitsgebühren an sie weitergegeben hätten. Ab 2014 soll Reisenden immerhin das Mitführen von Flüssigkeiten aus Duty-free- Einkäufen gestattet werden, egal, woher sie kommen. Bisher dürfen das nur Passagiere, die in der EU abfliegen oder in einigen anderen als sicher eingestuften Ländern eingekauft haben. Fluggästen aus Afrika oder anderen asiatischen Ländern, die an EUFlughäfen umsteigen, droht dagegen derzeit noch die Beschlagnahmung der Ware.

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