Chicken or beef?
Verpflegung über den Wolken: Das Essen an Bord spielt für Flugreisende eine große Rolle. Zubereitet wird es in riesigen Fabriken am Boden.
Chicken or beef? Das ist für viele FPassagiere die wichtigste Frage während des Fluges. Und das, obwohl die Qualität des Essens so manchen Wunsch offen lässt. Speziell die Geschmacksnerven von Economy-Passagieren werden reichlich gequält. Auch das Auge isst oft definitiv nicht mit. Weiß man, dass die an Bord aufgewärmten Speisen bis zu 20 Stunden alt sind, wundert man sich, dass es überhaupt gelingt, Schmackhaftes auf die Teller zu zaubern.
Passagiere früherer Tage hatten es da besser. In den Anfangsjahren der Verkehrsfliegerei wurde das Essen an Bord frisch zubereitet. Bei vielen Fluglinien war sogar ein Koch mit an Bord. Aus Gewichts- und Kostengründen ist das aber schon lange nicht mehr der Fall.
Eine Fluglinie, die sich viel auf ihren Service zugute hält, ist Singapore Airlines. SIA lässt das Bordessen im Catering Center in Singapur zubereiten. Hier hantieren Köche und Helfer in großen Hallen mit riesigen Töpfen und Pfannen, in denen Fleisch oder Gemüse gebrutzelt und gebraten wird. Mit Abschmecken hält sich niemand auf. Alles läuft vollautomatisch ab.
Zwei Pfannen drehen sich im Kreis, in jeder liegt ein Omelett
Rund 50000 Essen verlassen täglich die Fabrik, darunter 5000 Omeletts, hergestellt mit einer speziellen Omelettkochmaschine: Zwölf Pfannen drehen sich gleichzeitig im Kreis, in jeder liegt ein Omelett in einem unterschiedlichen Stadium. Das Eigelb fließt zusammen mit den Zutaten vollautomatisch durch ein Zuleitungsrohr in die erste Pfanne. Ein Computer bestimmt Menge und Rezeptur.
Streng getrennt wird das Essen für Moslems in eigenen Hallen gekocht. Auch Gerichte für Hindus und koschere Speisen für Juden stehen auf dem Menü. Dazu gibt's vegetarische Gerichte – separat für westliche und asiatische Gaumen. Zusätzlich wird bei SIA ein vegetarisches Mahl ohne Milchprodukte sowie ohne Milch- und Eiprodukte serviert. Auch salz- und glutenfreie Kost gibt es über den Wolken. Sonderwünsche müssen allerdings schon bei der Buchung angegeben werden. Wem erst während des Fluges seine spezielle Diät einfällt, der hat schlechte Karten.
Neue Gerichte werden Probe-Essern vorgesetzt
Für alle Gerichte gibt es eine Vorlage, der jeder einzelne Teller exakt entsprechen muss. Nach dem optischen Qualitätscheck werden die Speisen verpackt und etikettiert. In der Lagerhalle warten sie auf die Auslieferung. Mit einem Strichcode gekennzeichnet, wandern sie wie von Geisterhand geführt vollautomatisch zum Flugzeug.
Neue Gerichte werden erst einmal Probe-Essern vorgesetzt. Damit die Speisen auch in der Höhe schmecken, simuliert man in einer Druckkabine eine Reiseflughöhe von 8000 Metern. Das ist sinnvoll, denn das menschliche Geschmacksempfinden nimmt mit der Höhe ab. Bordgerichte müssen deswegen stärker gewürzt werden. So schmecken die Reisenden den Unterschied nicht mehr zwischen "chicken or beef".
Rasso Knoller
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