Berge in Flammen

Leuchtendes Brauchtum: Sonnwendfeuer in den Alpen.
von  Abendzeitung
Sonnwendfeuer Gargellen, Foto: Wandertraum Gargellen
Sonnwendfeuer Gargellen, Foto: Wandertraum Gargellen © srt

Leuchtendes Brauchtum: Sonnwendfeuer in den Alpen.

Riesige Pyramiden aus Holzscheiten und Reisig gehen in Flammen auf. Junge Burschen springen übers Feuer. Ganze Bilder aus Flammen werden an die Hänge gezeichnet. Die Sonnwendfreuer sind einer der eindrücklichsten Bräuche im Alpenraum. Rund um Johanni sorgen sie in Oberbayern und Österreich für stimmungsvolle Beleuchtung in der kürzesten Nacht des Jahres. Wir verraten, wo die eindrucksvollsten Johannifeuer lodern.

"Flächenbrand" mit Aussicht

Alpbachtal: Nicht in die Höhe wird am Wiedersberger Horn das Holz geschlichtet: Für ein weithin sichtbares, großes Johannifeuer sorgt man hier, indem auf einer großen Fläche am Hang Holz und Reisig ausgelegt wird. Mit Einbruch der Dunkelheit wird es zu einem eindrucksvoll knisternden Flammenmeer. Logenplätze für das Spektakel gibt es auf der Terrasse des Berggasthofes nebenan. Wer einen kleinen Spaziergang nicht scheut (Stirn- oder Taschenlampe nicht vergessen!), der geht noch ein Stück bergauf, um von exponierter Stelle am Wanderweg den weiten Blick auf die Gipfel des Inntals zu genießen, auf denen fast ausnahmslos ebenfalls Bergfeuer brennen. Die Wiedersbergerhornbahn fährt an Sonnwend von 18 bis 24 Uhr (www.alpbachtal.at).

Lichtspektakel im Hochmontafon

Gargellen: Einen Wunsch hat jeder frei, der im Hochmontafon Sonnwend feiert. Wer am Schafberg seinen Scheit ins lodernde Feuer wirft, so sagt man, dem erfüllt sich ein geheim gehegtes Begehr. Wenn es richtig dunkel wird, tauchen auf den umliegenden Gipfeln immer mehr Lichtpunkte auf, bis auf den Bergrücken zu beiden Seiten des Tales lange Lichterketten leuchten. Überall entzünden die Gargeller Feuermänner Fackeln und Bergfeuer. Komfortabler als die Feuermänner, die mit Rucksäcken die umliegenden Flanken ersteigen, haben es die Gäste, die mit der Schafbergbahn nach oben gondeln. Zur Sonnwendfeier fährt sie zusätzlich gegen 19 Uhr sowie gegen 23 Uhr. Im Bergrestaurant wird mit Musik und Spezialitätenbuffet gefeiert (www.montafon.at/gargellen).

Unesco adelt Feuerbilder

Tiroler Zugspitzgebiet: Bis zu 200 Meter hoch sind die Feuerbilder, die am 19. Juni im Schatten der Zugspitze entzündet werden. Die Feuershow in der Tiroler Zugspitzarena ist so spektakulär, dass sie im März dieses Jahres sogar von der Unesco als nationales Kulturerbe anerkannt wurde. Eindrucksvoll sind die etwa 8000 Feuerstellen an Zugspitze, Grubigstein, Sonnenspitze und Marienberg, die nicht nur weithin leuchten. An den Berghängen entstehen Bilder. Im vergangenen Jahr zeichnete man sogar die Silhouette des Freiheitskämpfers Andreas Hofer an die Wand. Beeindruckend ist auch ein Blick hinter die Kulissen: Für jeden Feuerpunkt am Berg braucht es einen 700 Kilo schweren Sack mit Rapsöl oder Sägemehl, der in den Felsen verankert und ab 22 Uhr entzündet wird. Weil das Tal nahezu komplett geschlossen ist, entsteht ein 360-Grad-Panorama (www.zugspitzarena.com; www.bergfeuer.at).

Wie einst zu Kaisers Zeiten

Tegernsee: Als 1822 Zar Alexander von Russland und Kaiser Franz von Österreich am Tegernsee bei König Max von Bayern an dessen königlichem Sommersitz in Schloss Tegernsee zu Gast waren, sollte zu Johanni etwas Besonderes geboten werden. Der uralte Brauch der Freudenfeuer, mit denen man glaubte, die Sonne zusätzlich aufheizen zu können, damit sie mehr Kraft habe, um Früchte und Getreide wachsen zu lassen, wurde in diesem Jahr besonders zelebriert. Als einer der Höhepunkte des sogenannten Dreikaiser-Treffens gab es eine große Bergillumination. An diese Tradition knüpft man bis heute mit den Johannifeiern im Tegernseer Tal an. Einer der schönsten Plätze, den Rundumblick auf den Talkessel mit seinen Bergfeuern zu genießen, ist der Wallberg an der Südseite des Sees. Am Samstag, 19. Juni, spielt ab 18 Uhr im Panorama-Restaurant die Musik zum Tanz. Der große Holzstoß des Johannifeuers wird bei Einbruch der Dunkelheit entzündet. Von 18 bis 1 Uhr ist die Wallbergbahn in Betrieb (www.tegernsee; www.wallbergbahn.de).

"Berge in Flammen"

Kitzbüheler Alpen: Hunderte von Sonnwendfeuern werden am 19. Juni auf den Spitzen der Kitzbüheler Alpen entfacht, um die kürzeste Nacht des Jahres entsprechend zu feiern. Entzündet werden die Feuer auch hier bei Sonnenuntergang. Eine besondere Panoramasicht hat man von der Hohen Salve, die als einer der schönsten Aussichtsberge des Landes gilt und stolz den Beinamen "Rigi von Tirol" trägt. Vom Kirchlein aus schweift der Blick über die Hohen Tauern, die Zillertaler Alpen und das Kaisergebirge, wo in dieser Nacht überall Feuer zu sehen sind. Die St. Johanner Bergbahnen fahren an diesem Abend von 18.30 bis 23.30 Uhr zur Mittelstation/Bergsee und Bergstation Harschbichl. An der Hohen Salve ist Liftbetrieb bis 23 Uhr (www.kitzalps.cc; www.bergbahnen-stjohann.at; www.hohe.salve.at).

Lichterkette am Waxenstein

Grainau: Während man andernorts Sonnwend am Wochenende feiert, hält man im Werdenfelser Land an der Tradition fest, die Feuer am Vorabend des 23. Juni, des Johannitages, abzubrennen. In Grainau sind diese besonders eindrucksvoll. Vor allem auf dem Waxenstein ist die Szenerie atemberaubend. Wie eine lange Lichterkette erleuchten die Feuer den Gipfelkamm. Dabei sind die Werdenfelser nicht nur traditionsverbunden, was den Termin angeht. Die jungen Burschen steigen auch bei jeder Witterung auf den Berg, um auf teils schmalen Graten und Felsvorsprüngen ihre Feuer zu entzünden. Viel später, wenn diese verglüht sind, sieht man die Burschen mit Fackeln und Stirnlampen als flackernde Irrlichter wieder ins Tal steigen (www.grainau.de).

Heidi Siefert

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