Beim Schlafen sparen

Schon jedes zehnte deutsche Hotel ist dem Niedrigpreissegment zuzuordnen - Tendenz stark steigend. Nun setzen Billighotels auf Design.
Die Zimmer sind oft winzig. Aber sie bieten auf kleinem Raum ordentlichen Komfort in bester Lage. Wie einst die Billigflieger den Flugmarkt revolutionierten, so mischen jetzt günstige Übernachtungsstätten im trendigen Design und mit guter technischer Ausstattung den Hotelmarkt auf. Familien mit Kindern checken dort einträchtig neben Geschäftsleuten am Automaten ein. Buchen kann man oft nur im Internet. Bereits knapp zehn Prozent der gut 37000 Hotels in Deutschland sind dem Niedrigpreissegment zuzuordnen. Und die Tendenz ist rasant steigend. Hier eine Übersicht der wichtigsten Anbieter:
Motel One: Designherbergen ohne Schränke
Der Senkrechtstarter unter den Budget-Hotels ist Motel One. Die Kette betreibt in Deutschland derzeit 26 Häuser mit gut 4500 Betten. Bis zum kommenden Jahr soll sich die Bettenzahl nahezu verdoppeln. Die Übernachtungspreise in den türkis und braun gestalteten Häusern beginnen bei 49 Euro. Die Zimmer zeichnen sich durch modernes Design von der Lampe bis zur Waschtischarmatur aus. Moderne Flachbildfernseher mit iPod- beziehungsweise MP3-Anschluss gehören ebenso zur Standardausstattung wie Klimaanlagen und Regendusche. Dafür fehlen Telefone und Schränke in den Zimmern. Die kombinierte Lobby, Bar und Frühstückslounge bietet kostenfreien W-LAN-Zugang und ist rund um die Uhr geöffnet. Nicht im Preis enthalten ist das Frühstücksbuffet, das mit 7,50 Euro pro Person zu Buche schlägt. www.motel-one.com
Meininger: Halb Hostel, halb Hotel
Seit 1999 beleben die Häuser der Meininger Gruppe die deutsche Hotellandschaft. Die derzeit insgesamt zehn Hotels in Berlin, Frankfurt/Main, Hamburg, Köln und München sowie in London und Wien mit ihren zusammen gut 1000 Zimmern und 3700 Betten bestechen durch zentrale Lage und individuelle Ausstattung. Die Preise für die Übernachtung beginnen bei 28 Euro. Zum festen Standard gehören flexible Zimmerstrukturen, Flachbildfernseher, kostenlose WLAN-Zugänge und ein großzügiges Frühstücksbüffet. Eine Gästeküche dient der Selbstverpflegung, in der Waschküche finden die Gäste Waschmaschine und Trockner. So erweisen sich die Häuser als eine Mischung aus Hotel und Hostel. "Jedes Haus hat seinen eigenen Charakter und seine eigene Geschichte", verweist Meininger-Werberin Anja Kühnel auf eine durchschnittliche Auslastung der Häuser von 72 Prozent. www.meininger-hotels.com
B&B Hotels: Haustiere willkommen
Wachsende Bedeutung erfahren die derzeit 31 Häuser der B&B Hotels mit ihren gut 2900 Zimmern. Bei Einzelzimmerpreisen ab 35 Euro pro Nacht (Doppelzimmer ab 42 Euro) setzt die Kette auf poppige Farben, freche Wandmalereien und modernes Design. Alle Häuser sind individuell gestaltet. Die Zimmergrößen liegen zwischen 15,5 und 25 Quadratmetern. Zur Standardpalette gehören neben kostenlosem W-LAN und Sky-TV (in fast allen Häusern) gebührenfreie Parkplätze, Klimaanlagen, Direktwahltelefone, schallisolierte Räume sowie ein Schreibtisch, ein Schrank und gekachelte Bäder mit Dusche und WC. Auch Haustiere sind gegen eine Tagespauschale von vier Euro willkommen. Als zusätzlichen Anreiz bieten die B&B Hotels eine Bonuskarte an, mit der Gäste nach zwölf Übernachtungen eine Übernachtung am Wochenende frei haben. www.hotelbb.de
Ibis: Der Urahn der Billighotels
Mit Ibis betreibt der französische Hotelriese Accor seit 1974 überaus erfolgreich eine Kette im Economy-Segment - und dies in 43 Ländern. Die mehr als 850 Häuser halten zusammen mehr als 100000 Betten vor. Die Übernachtungspreis beginnen im Durchschnitt bei 45 Euro für ein Doppelzimmer, örtlich auch schon mal bei 39 Euro. Die Zimmer verfügen einheitlich über eine Grundfläche von mindestens 16,38 Quadratmetern und sind eher spartanisch eingerichtet. Unter Umweltgesichtspunkten erfolgte der Einbau von Energiesparlampen und wassersparender Technik in den Bädern. Die Bar in den gut 85 deutschen Häusern ist rund um die Uhr geöffnet, auch warme und kalte Snacks werden zu jeder Tages- und Nachtzeit serviert. www.ibishotel.com
Etap: Per Automat ins Zimmer
Etap nennt sich eine weitere Ein-Stern-Marke von Accor, sie ist an 370 Standorten in Europa vertreten. Darunter sind 70 Häuser in Deutschland mit zusammen gut 12000 Betten. Alle Zimmer sind mit Dusche und WC ausgestattet und verfügen über kostenlosen W-LAN-Anschluss. Sogar das Mitbringen von Haustieren ist gestattet. Per Kreditkarte zieht man sich auch außerhalb der Öffnungszeiten der Rezeption einfach am Check-in-Point ein Zimmer. Die Übernachtungspreise beginnen bei 29 Euro. Als zusätzliches Bonbon gibt es einen Frühbucherrabatt von 7 Euro pro Nacht bis 30 Tage vor Ankunft. Außerdem übernachtet ein Kind unter zwölf Jahren im Zimmer der Eltern kostenfrei. Seit 2008 werden die deutschen Etap-Häuser nach und nach modernisiert. Das neue Farb- und Raumkonzept lässt die Zimmer hellgrün und weiß erstrahlen. www.etaphotel.com
All Seasons: Sprudelbad und Gratiskaffee
Mit den All Seasons Hotels betreibt Accor eine dritte Low-Budget-Kette in Europa und Asien. In den derzeit sechs deutschen Häusern sind neben kostenlosem Internetzugang auch Kaffee, Tee und Mineralwasser im Übernachtungspreis ab 50 Euro enthalten. Bis zu 160 mal 200 Zentimeter große Betten, LCD-Flachbildschirm, Kabelfernsehen, teilweise auch Sprudelbäder komplettieren die moderne Innenausstattung. Zudem sollen Kopfkissen und Bettdecken mit speziellen Karbonfasern dazu beitragen, das Wohlbefinden der Gäste zu steigern. Für Zielgruppen von Geschäftsreisenden bis hin zu Familien gibt es unterschiedliche Angebote. Und auch ein "All inclusive Paket" mit Frühstück und kostenlosen Telefongespräche ins deutsche Festnetz ist buchbar. www.all-seasons-hotels.com
Easy Hotel: Fernsehen kostet extra
Geht es noch kleiner und billiger? Ja - Easyhotel beweist es. Die in orange-weißen Signalfarben gehüllten Hotels der Billig-Airline Easyjet gibt es mittlerweile in sieben Ländern. In Berlin öffnete im März die erste deutsche Dependance. Die winzigen Zimmer erinnern mit ihren 9,5 Quadratmeter eher an eine Dackelgarage. Es gibt keinen Schrank und kaum Platz für das Gepäck. Stuhl, Sessel, Tisch, Bilder oder Minibar sucht der Gast vergeblich. Fernsehen ist nur möglich, wenn für die Fernbedienung eine Extragebühr berappt wird. Jede Service-Leistung, sei es ein weiteres Handtuch, die Reinigung des Zimmers oder ein Safe wird extra berechnet. Frühstück wird im Hause nicht angeboten. Dafür beginnen die Preise für die spartanisch eingerichteten Zimmer mit fast unschlagbaren 25 Euro. Billiger war übernachten in deutschen Hotels noch nie - auch wenn die Extras den Preis noch mächtig verhageln können. de.easyhotel.com
Karsten-Thilo Raab