Amrum: Zwischen Wind und Wellen, Dünen und Sand

Die Nordseeinsel Amrum hat vor allem für alle Naturliebhaber etwas zu bieten - dafür sorgen die zahlreichen Vogelarten und der weiße Sandstrand. Doch auch Kunst und Kultur kommen auf der Insel in der Nähe von Sylt nicht zu kurz. Ein Überblick.
von  Ursula Angelika Küffner
Das kleine Museum, „Ömrang Hüs“.
Das kleine Museum, „Ömrang Hüs“. © Ursula Angelika Küffner

Amrum - Mit kräftigen Pinselstrichen vollendet Kai Quedens ein in leuchtenden Farben gehaltenes Landschaftsgemälde. Der Träger des Helen Abott Förderpreises für bildende Kunst steht in seinem Atelier auf der Nordseeinsel Amrum und lässt seinen stolzen Blick über die bereits fertigen Bilder gleiten, die für eine Ausstellung in seiner Hamburger Galerie bestimmt sind. Der bekannte Maler verwendet für seine Arbeiten Ei-Tempera, das er selbst zusammenmischt.

 

Die Vergangenheit der Quedens auf Amrum

 

An der Wand lehnt auch ein Portrait seines Sohnes Viktor, seines ältesten Kindes. Viktor ist ein echtes Inselkind, der das Leben auf der Insel liebt und genießt. Momentan kann der Elfjährige noch auf Amrum zur Schule gehen, aber später wird er, viel zu früh, seine Heimat verlassen müssen - das Los aller Inselkinder. Viele kommen nach der Ausbildung jedoch wieder zurück und finden hier einen Partner fürs Leben.

So auch Kai Quedens: Er hat seine Frau Valérie, eine Französin aus der Bretagne, in einem Inselcafé auf Amrum kennengelernt. Die kleine Insel zieht jeden Besucher in ihren Bann und lässt viele von ihnen nicht mehr los.

Der Name Quedens verfolgt die Gäste auf Amrum übrigens auf Schritt und Tritt: Wer seine Reise- und Naturführer über die Insel näher betrachtet, stellt fest, dass sie fast alle von Georg Quedens, Kai Quedens Vater, verfasst wurden. Die Buchhandlungen auf der Insel werden von Jens Quedens, Quedens Onkel, geführt. Seine Ahnen waren Strandvögte, Kapitäne und Strandpiraten auf Amrum. Jahrhundertelang können seine Vorfahren auf der Insel zurückverfolgt werden.

 

Spannende Geschichten auf dem Friedhof

 

Auf dem Friedhof in der kleinen Ortschaft Nebel in der Mitte der Insel findet man noch viele Grabsteine aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Und immer wieder taucht auch hier der Name Quedens auf. Dort liegen Kapitäne von Handelsschiffen und Grönlandfahrer begraben, Fischer und Strandvögte. Teilweise ist die halbe Lebensgeschichte auf dem Grabstein nachzulesen.

So von Hark Olufs und Hark Nickelsen. Das Handelsschiff der Cousins wurde 1724 von algerischen Piraten überfallen und sie wurden als Sklaven verkauft. Während Hark Nickelsen bald freigekauft werden konnte, brachte es Hark Olufs bei seinem Herren, dem Bey von Constantine, zum Kommandeur der Leibgarde und Oberbefehlshaber der Kavallerie. Nach 12 Jahren schenkte ihm der Bey die Freiheit und er kehrte als reicher Mann nach Amrum zurück.

 

Das Museum "Ömrang Hüs"

 

Ebenfalls in Nebel steht das „Ömrang Hüs“. In dem kleinen Museum, einem Kapitänshaus aus dem 18. Jahrhundert, erhält man Einblick, wie früher die Menschen auf der kleinen Nordfrieseninsel gelebt haben. Danach bietet es sich an, durch den charmanten kleinen Ort mit den zahllosen reetgedeckten Friesenhäusern zu schlendern und das eine oder andere Souvenir zu erstehen. Auch die Dörfer Norddorf und Wittdün sind bestens für einen Einkaufsbummel geeignet.

 

Naturliebhaber aufgepasst

 

Die meisten Besucher verbringen jedoch ihre Zeit auf der Insel lieber am Strand, einem der größten Sandkästen Europas, der mehr als ein Drittel der Insel ausmacht. Der schneeweiße Sand lädt zu langen Spaziergängen ein, von denen man sich dann im Strandkorb erholen kann. Auf endlosen Bohlenweg geht es durch die Dünen, in denen eine einzigartige Vogelwelt ein Zuhause gefunden hat.

Für Naturliebhaber ist Amrum ein Paradies: Viele Seevögel, insbesondere Eiderenten, Austernfischer, Silber-, Sturm- und Heringsmöwen brüten hier. Und wenn die Besucher aus dem Dünengras zwei Ohren herausspitzen sehen, dann haben sie eines der Wildkaninchen entdeckt, von denen es auf der Insel nur so wimmelt. Dänische Könige hatten die possierlichen Tierchen im 12. Jahrhundert zu Jagdzwecken auf der Insel aussetzen lassen und ohne natürliche Feinde vermehrten sie sich rasant. Auch die Inselbewohner freuten sich über den Zuwachs, denn gerade zu Hungerzeiten gab es so auch bei den armen Leuten Fleisch auf den Tisch.

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