Abzocke im Urlaub: Die AZ deckt die frechsten Ferien-Fallen auf

Falsche Polizisten, fingierte Geschwindigkeitskontrollen, dubiose Immobilien-Angebote: In den Ferien drohen jede Menge Kosten-Fallen. Die AZ erklärt, mit welcher Masche Betrüger an das Geld der Touristen wollen - und wie man sich dagegen wehrt.
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Vorsicht, Abzocke! Betrüger lauern im Ferien-Paradies.
dpa Vorsicht, Abzocke! Betrüger lauern im Ferien-Paradies.

MÜNCHEN - Falsche Polizisten, fingierte Geschwindigkeitskontrollen, dubiose Immobilien-Angebote: In den Ferien drohen jede Menge Kosten-Fallen. Die AZ erklärt, mit welcher Masche Betrüger an das Geld der Touristen wollen - und wie man sich dagegen wehrt.

Der Schreck war groß, der Schock kam später. Günther S. hatte sofort ein schlechtes Gewissen, als der Polizist die Kelle hob. War er, kurz vor dem Urlaubsziel an der bulgarischen Goldküste wirklich zu schnell? Das sagte jedenfalls der Uniformierte, der den Familienvater kurz vor Varna rauswinkte. Die Strafe, so der vermeintliche Polizist, werde sofort fällig, bar und hier. Günther S. (Name geändert) zahlte, und er wurde so Opfer einer der beliebtesten Maschen von Urlaubsgaunern. Fälle wie diese sammelt der ADAC, aber auch bei den Landeskriminalämtern laufen Geschichten geprellter Urlauber auf. Und es zeigt sich immer wieder: Keine Masche ist unglaublich genug, als dass sie nicht verfinge. Auch Gauner kennen die alte Weisheit: Jeden Tag geht ein Depp durchs Isartor.

Falsche Polizisten

Der eingeschüchterte Bulgarien-Urlauber Günther S. hätte wissen sollen: Geldstrafen dürfen nie an den Kontrolleur bezahlt werden, höchstens auf der nächsten Polizeidienststelle. Will der „Polizist“ bar kassieren: Namen merken und dem nächsten Revier melden, sagt der ADAC.

"Vignette ist aus"

]Korrupte bulgarische Grenzbeamte versuchen laut ADAC gelegentlich, sich über den Vignettenverkauf zu bereichern: „Wochenvignetten sind aus“, heißt es da, der Urlauber wird zum Kauf der teureren Jahres-Vignette gedrängt. „In diesem Fall die bulgarische Botschaft kontaktieren", rät der Autoclub.

"Achtung Schweinegrippe"

Bei angeblichen Kontrollen vor allem in südosteuropäischen Ländern wird ein „Attest für die Schweinegrippe-Impfung“ verlangt. Das hat kein Tourist, weil es die Impfung noch nicht gibt. In dokumentierten Fällen wurde dann 50 Euro „Strafe“ fällig, natürlich wieder in bar. In einer besonderen Variante kaufte der geleimte Touri dann auch noch einen „Impfstoff“, der freilich so teuer wie wirkungslos ist.

"Sie waren so gut zu mir"

Immer wieder wird die Hilfsbereitschaft der Menschen ausgenutzt. Unter der Rubrik „Autobahngold“ kennen Verbraucherschützer und Kriminaler schier unglaubliche Fälle aus dem In- und Ausland. Am Standstreifen winkt ein vermeintlicher Havarist mit Benzinkanister oder Abschleppseil. Der Helfer wird mit Dank überschüttet, er hört eine rührselige Geschichte von kurzfristiger Mittellosigkeit an, aus der man den Armen mit einem „Angebot“ erlösen könne. Gold, Schmuck, Ringe könne man haben, für 50 Euro, „weil sie mir so geholfen haben“. Sogar ein Echtheitsstempel im Schmuck wird hergezeigt. Immer wieder, warnt das Verbraucher-Magazin „Finanztest“, fallen Autofahrer auf die Masche herein. Der Stempel ist so falsch wie das Gold. Den gleichen Trick gibt es mit Lederjacken oder Kochtöpfen. Dass gegen Gier keine Reife und kein Rang hilft, zeigt der Fall von Münchens ehemaligem Polizeipräsident Udo Nagel. Der spätere Hamburger Innensenator kaufte an seiner Münchner Haustür ein „hochwertiges Messerset“ für 550 Euro von Trickbetrügern.

"No Change"

Der Klassiker ist der Kreditkarten-Betrug: „Diese Fälle steigen kontinuierlich an“, sagt Ludwig Waldinger vom Landeskriminalamt Bayern. Niemals Kreditkarte aus der Hand geben, Belege gleich und genau prüfen! Vermehrt kommt es an Tankstellen zu Betrügereien mit Wechselgeld, warnt das LKA. Beliebt ist auch der Trick mit schnellem Geldwechsel auf der Straße. Gehäuft versuchen Betrüger dabei, gefälschte Euro-Münzen loszuwerden. Der Deal („Ich brauche keine Euro, Du kriegst ’nen Super-Kurs!“) geht öfter schief.

"Kommen Sie wieder!"

Seit Jahren gerne genommen, in letzter Zeit immer häufiger wird der Betrug mit „Time Sharing“. Man kauft im Normalfall das Recht, in einer bestimmten Immobilie günstig den Urlaub zu verbringen. Auf diesem Markt tummeln sich Betrüger, warnt das LKA in Baden-Württemberg. Immer wieder werden Interessenten vor Ort bei ihrer Urlaubslaune gepackt und in Verkaufsgespräche gedrängt. Der „Spiegel“ berichtet von einem Fall, in dem ein Interessent auf Gran Canaria 4000 Euro „Vorauskasse“ loswurde. Die Verkaufsgespräche laufen professionell, die Immobilie gibt es gar nicht, und im besten Fall erwirbt der gehörnte Touri das Recht, auf eine Internetseite für Reisebuchungen zuzugreifen.

"Es gab da einen Unfall!"

Auch Daheimgebliebene müssen zur Reisezeit aufpassen. Auf „polizeiberatung.de“ berichtet die Kripo von einem Fall, in dem ein Anruf aus dem Ausland von einem „schweren Unfall im Ausland“ informiert. Den Angehörigen drohe Haft, wenn nicht ein größerer Geldbetrag gezahlt werde. Der Anrufer nannte sogar eine Rückrufnummer, in der ein angeblicher Polizist die Story bestätigt. Die Polizei rät: Fragen Sie beim Telefonat nach persönlichen Daten, die nur Ihr Verwandter beantworten kann. Und: Übergeben Sie niemals Geld an Personen, die Sie nicht kennen.

So beugen Sie vor

1. Wertsachen am besten im Brustbeutel oder in den Innentaschen aufgewahren. Damenhandtaschen nicht zur Straßenseite tragen – Vorsicht vor Räubern auf dem Motorrad! 2. Im Auto sollten keine Wertsachen zurückgelassen werden, auch nicht versteckt oder im Kofferraum. Diebe finden alles. 3. Nur wenig Bargeld mitnehmen 4. Tauschen Sie fremde Währung nur in Geldinstituten, nicht auf der Straße und in Eile. 5. Achtung an Geldautomaten. Achten Sie auf die Beschaffenheit des Türöffners. 6. PIN verdeckt eingeben 7. Wenn möglich, nicht mit derselben Karte Geld abheben, mit der man die Tür geöffnet hat. 8. Falls was schief gegangen ist, Karte sperren: Sammelnummer für alle Sparkassen und teilnehmenden Banken +49 1805 021 021 oder +49 116 116. 9. Achtung bei „Time Sharing“- Lockangeboten. Behauptungen, man habe etwas gewonnen, sollten misstrauisch machen. Auch Ausflüge an entlegene Orte auf Einladung von Verkäufern meiden.

Matthias Maus

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