Tische werden zu Kunstwerken

Der Name Tisch ist für manches Designerstück eine Beleidigung. Einige Objekte sind mehr Kunstwerk als Einrichtungsgegenstand.
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"Cinderella Table" - mehr Skulptur als Tisch: Ungewöhnliche Wege wollen die Designer von Demakersvan mit ihren Entwürfen einschlagen.
Demakersvan 2 "Cinderella Table" - mehr Skulptur als Tisch: Ungewöhnliche Wege wollen die Designer von Demakersvan mit ihren Entwürfen einschlagen.
Nachvollziehbare Herkunft - "Der Trunk": Das Unternehmen e15 kann genau sagen, wo der Baum im baden-württembergischen Creglingen gestanden hat, aus dem die Tischplatte gemacht wurde.
e15 2 Nachvollziehbare Herkunft - "Der Trunk": Das Unternehmen e15 kann genau sagen, wo der Baum im baden-württembergischen Creglingen gestanden hat, aus dem die Tischplatte gemacht wurde.

Ein Tisch? Für manches Designerstück ist dieser Name geradezu eine Beleidigung. Denn einige Gestalter haben skulpturale Objekte geschaffen, auf die das Wort Möbelstück kaum noch passt – sie sind mehr Kunstwerk als Einrichtungsgegenstand.

In den letzten Jahren wurde geloungt, gelümmelt, auf der Couch abgehangen. DOCH DREI STRÖMUNGEN RÜCKEN NUN VERSTÄRKT DEN TISCH IN DEN FOKUS.

Nummer eins ist das Kochen: Wenn das Essen schon mit viel Mühe zubereitet wird, sollen die Gäste auch an einem schönen Tisch speisen können. Nummer zwei sind innovative Materialien: Sie machen ganz neuartige Konstruktionen möglich. Und Nummer drei ist die Sammelleidenschaft von Designliebhabern, die ihr Augenmerk in der Vergangenheit auf Stühle und Liegen gerichtet und nun den Tisch für sich entdeckt haben.

Für Tische namhafter Designer muss man dabei einiges investieren: Sie kosten schon mal fünf- bis sechsstellige Summen. Dafür sind sie meist aber auch echte Hingucker. Das gilt etwa für die Stücke aus dem Haus der Firma ESTABLISHED & SONS. Die Briten vereinen in ihren Entwürfen ein bisschen Kunst, EINE GROSSE DOSIS DESIGN, EINE PRISE MODE und ziehen damit Prominente an, die solche Entwürfe lieben.

Als sich das Unternehmen 2005 erstmals auf der Mailänder Möbelmesse präsentierte, wurde der Auftakt zum Gesprächsthema – auch dank einer Anekdote: Der fast vier Meter lange „Aqua Table“ passte nicht durch die Tür der Location. Wie also die Präsentation trotzdem stattfinden lassen? Kurzerhand organisierte die Crew einen Kran, ließ das Metalldach aufsägen, den Tisch ins Innere der ehemaligen Sporthalle hieven und das Dach flicken.

Der Tisch, oder besser die Raumskulptur, ein Entwurf der STARARCHITEKTIN ZAHA HADID, scheint aber jegliche Masse zu leugnen: Er ist elegant geschwungen und wirkt nahezu schwerelos.

Eine ähnliche Faszination löst der „Surface Table“ von Terence Woodgate und Formel-1-Ingenieur John Barnard aus, kreiert ebenfalls für Established & Sons: Das hauchdünne Etwas aus Carbonfasern ist die kühne Kombination von aktuellster Rennwagen- und Flugzeugtechnik. Die Tischplatte hat bei einer Länge von drei Metern gerade einmal eine Stärke von zwei Millimetern.

Ein weiteres Beispiel kommt aus Holland: „WIR LIEBEN DAS ALTE, ABER WIR WOLLEN WAS NEUES UND AUCH SCHEINBAR UNMÖGLICHE WEGE EINSCHLAGEN“ sagt Jeroen Verhoeven, einer von drei Designern des Trios Demakersvan aus Rotterdam. Ein Beispiel ihrer Arbeit ist der „Cinderella Table“, ein Realität gewordenes Fantasiemöbelstück: Es ist eine Neuinterpretation alter Stücke aus dem 17. und 18. Jahrhundert, in dem sich Tisch und Kommode vermengen.

Von vorne wirkt das Möbel kompakt, auf der Rückseite zeigt es sich als hohles Gebilde. Es gibt die hölzerne Version und nur sechs 200 Kilogramm schwere Stücke aus Carrara-Marmor. Einen hat Schauspieler Brad Pitt gekauft, einer steht im Londoner Victoria & Albert Museum. Ohne digitale Zeichenprogramme und eine computergesteuerte Fräse wäre diese Tischskulptur unmöglich gewesen.

Um einzigartige und auserlesene Stücke geht es auch der FIRMA E15 in ihrer neuen Kollektion „SELECTED“: DER „TRUNK“ ist ein circa vier Meter langer Tisch, der aus vier versetzt zusammengesetzten Nussbaum-Planken besteht. „Wir können genau zeigen, wo dieser Baum im baden-württembergischen Creglingen gestanden hat“, sagt Susanne Günther von der Firma aus Oberursel.

Der Architekt Philipp Mainzer hat DAS MATERIAL SO BELASSEN, DASS DIE TISCHKANTEN DEN ROHEN, NUR GEBÜRSTETEN RAND DES BAUMSTAMMES ZEIGEN. Die Tischplatte liegt wie schwebend auf rohrförmigen Stahlbeinen auf.

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