So kämpfen Mediziner gegen die Antibiotika-Resistenzen

Jährlich erkranken 54.500 Menschen in Deutschland an Infektionen durch antibiotika-resistente Erreger, so eine aktuelle Studie - und 2.400 Menschen sterben daran. Experten sprechen sich für einen bewussten Umgang mit dem Medikament aus.
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Eine aktuelle Studie* schlägt Alarm: In Deutschland erkranken derzeit jährlich 54.500 Menschen an Infektionen durch antibiotika-resistente Erreger, 2.400 Menschen sterben daran. Oftmals werden Antibiotika zu häufig und oft unbegründet angewendet. Experten sprechen sich anlässlich des diesjährigen Welt-Antibiotika-Tages (18. November) für einen bewussten Umgang mit dem Artzney aus.

Der sorglose Umgang mit Antibiotika - ein beängstigendes Szenario. Aber es gibt auch positive Entwicklungen in Deutschland. Drei Beispiele aus dem medizinischen Alltag:

Antibiotika-Pass für Kinder

Wer mehr weiß, muss weniger glauben! In der Kinder- und Jugendklinik stellten Hygienefachkraft Anett Stiskal und Oberarzt Dr. Thomas Wollbrink die richtigen Fragen: Finden Eltern häufige Antibiotika-Verschreibungen für ihr Kind eigentlich normal? Was wissen sie über die Wirkungsweise von Antibiotika? Was über mögliche Resistenzen? Haben sie ihren Arzt schon einmal über den Grund einer Antibiotika-Verordnung gefragt?

Und: Weiß der Kinderarzt eigentlich über die Verschreibungen von anderen Kollegen Bescheid? Viele Fragen, eine Lösung: Der Antibiotika-Pass für Kinder war geboren. "Der Pass dokumentiert, welches Antibiotikum warum und in welchem Zeitraum eingesetzt wurde. Unerwünschte Nebenwirkungen werden ebenfalls eingetragen", so Anett Stiskal.

Den Pass erhalten die Eltern bei der Entlassung ihres Kindes. Die Informationen helfen den Familien, aber auch dem niedergelassenen Kinderarzt, den Überblick über eingesetzte Antibiotika zu behalten.

Kostenlose Antibiotika-App

Ein Gesundheits-Coach im Taschenformat erleichtert seit genau einem Jahr die Zusammenarbeit zwischen Patienten und Apotheker: Die digitale App "Antibiotika.Coach" soll den Patienten helfen, Antibiotika richtig einzunehmen. Jeder Apotheker erhält den digitalen Helfer kostenlos. In Deutschland wird das Tool mit dem offiziellen Partner 1 A Pharma zur Verfügung gestellt. Benötigt werden eine ärztliche Verschreibung für ein Antibiotikum und ein Smartphone.

"Wenn es um die Einnahme von Antibiotika geht, ist es wichtig, die richtigen Informationen zum richtigen Zeitpunkt gezielt an die jeweiligen Patienten zu bringen. Genau das ist das Ziel der App. Deshalb unterstützen wir den Antibiotika-Coach", sagt Michael Klein, Geschäftsführer der 1 A Pharma GmbH in Oberhaching. "Die Anwendung soll den Menschen auf einfache Weise interaktiv helfen, die verschriebenen Antibiotika korrekt einzunehmen - getreu dem Motto: Richtig ist wichtig!"

Antibiotika-Führerschein für Ärzte

Auch im Vivantes-Klinikum Kaulsdorf (Berlin) haben die Verantwortlichen die Zeichen der Zeit erkannt: Nach dem Erfolg im letzten Jahr wird jetzt zum zweiten Mal die interdisziplinäre Fortbildungsreihe "Antibiotika-Führerschein" für Ärzte angeboten. Kostenlos von September bis Juni 2019 an zehn Dienstagen für jeweils 90 Minuten. Die "Fahrstunden" beginnen extra erst um 17 Uhr, damit genug externe Kollegen die Gelegenheit bekommen, nach der Arbeit teilzunehmen. Zudem sorgen viele Fallbeispiele für die wichtige Interaktion.

"Unsere ärztliche Verantwortung gebietet es, Antibiotika rational zu verordnen, gerade bei einer zunehmenden Zahl resistenter Erreger und bei einer gleichzeitigen Stagnation in der Entwicklung vielversprechender neuer Antibiotika", sagt Chefarzt Dr. Martin Franz. "Internationale Untersuchungen zeigen, dass rund 50 Prozent aller Antibiotikatherapien inadäquat sind, zum Beispiel durch ungeeignete Dosierungen, falsche Substanzwahl oder zu lange Therapiedauern."

* Ergebnis einer aktuellen Studie, die auf Daten des Europäischen Antibotika¬resistenz-Surveillance-Netzwerks (EARS-Net) von 2015 beruht.

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