Sichere und zukunftsfähige Häuser
Herr Hauck, Sie sind studierter Architekt, aber auch ausgebildeter Energieberater. Was ist die Kür, was die Pflicht in Ihrem Arbeitsleben?
Christian Hauck: In erster Linie bin ich Architekt. Als Architekt kann ich von Anfang an für die Verzahnung von Bau- und Energiesparmaßnahmen sorgen. In Kür und Pflicht würde ich meine Tätigkeit nicht aufteilen. Sie ist eher mit einer Ausdauersportart zu vergleichen, in der man ein Team, angefangen vom Bauherrn bis hin zu den Handwerkern, zum angestrebten Ziel führt. Der Weg dahin ist erfahrungsgemäß nicht immer geradlinig und eben.
Energieeinsparung ist inzwischen ein allgemein akzeptiertes Ziel in der Architektur. Sehen Sie neue Entwicklungen auf die Bauherren zukommen?
Ja. Zum einen spielt die Technik eine immer größere Rolle, die Energiepreise steigen kontinuierlich nach oben, und vor allem machen sich demografische Entwicklungen bemerkbar. Die Aussteller im Bauzentrum Poing präsentieren in ihren Häusern mit einem „Pfad der innovativen Ideen“ hierzu alle wichtigen Trends: Unter dem Begriff „Smart Building“ wird die Vernetzung von Haustechnik, Kommunikationsmitteln und Unterhaltungselektronik innerhalb der Gebäude sowie nach außen vorgestellt. „Energie 2.0“ behandelt die Fortentwicklung energiesparender Heizungstechniken, für die verstärkt regenerative und energetisch nutzbare Biomassen genutzt werden sollen. Der Punkt „Mehrgenerationenhaus“ zielt darauf ab, dass zukunftsfähige Architektur den Bedürfnissen unterschiedlicher Altersgruppen, besonders denen von Senioren, entsprechen muss. Und mit dem Thema „Sicherheit“ werden Beispiele vorgestellt, wie Häuser durch baulichen Maßnahmen und technische Vernetzung vor Einbruch und Vandalismus geschützt werden können.
Bauherren haben die Wahl zwischen zwei unterschiedlichen Bauweisen: Häuser, die als Mauerwerksbauten errichtet werden, und Häuser in Fertigbauweise. Welche Vorteile hat der Fertigbau?
Fertighauselemente werden unter kontrollierten, witterungsgeschützten Bedingungen erstellt. Dieses erleichtert die Qualitätskontrolle und beschleunigt das Bauen. Man unterscheidet Wand-, Decken- und Dachelemente, die im Werk zu transportfähigen Einheiten vorbereitet werden. Auf dem Bauplatz werden die Elemente innerhalb kurzer Zeit zusammengesetzt. Nachdem das Dach eingedeckt ist, kann gleich mit den Arbeiten im Hausinnern weitergemacht und die Fassade fertig gestellt werden. Wenige Wochen nach Herstellen der Fundamentplatte ist das Haus dann bezugsfertig. Fertighäuser werden häufig als Holzbaubauten errichtet, es gibt aber auch Anbieter von Massivbauweisen.
Wie lange dauert die Montage eines Fertighauses?
Nur wenige Tage - Geschwindigkeit und Präzision des Aufbaus sind verblüffend. Am 13. und 14. September 2013 können die Besucher des Bauzentrums Poing übrigens live erleben, wie das neue, individuell geplante BAUFRITZ-Musterhaus (Platz 23) – in genau 2 Tagen entsteht.
Wovon hängt die Entscheidung für eine bestimmte Bauweise oder ein bestimmtes Design für ein Eigenheim ab?
Wie in Vielem ist es häufig eine Bauchentscheidung. Sowohl die Holzbauweise als auch der Mauerwerksbau können auf einen großen und weit in die Vergangenheit reichenden Erfahrungsschatz zurückgreifen, der heutzutage mit moderner Technologie weiterentwickelt wird. Insofern haben beide Bauweisen trotz ihrer Unterschiede vergleichbare Qualität. Mit der größer gewordenen Mobilität der Menschen und der weltweiten Vernetzung sind auch die Gestaltungswünsche der Bauherren vielfältiger geworden. Eindrücke von Urlaubs- und Geschäftsreisen, aus Zeitschriften und Internetseiten sollen umgesetzt werden und führen zu einer Nachfrage nach unterschiedlichen Baustilen. Führend dürften hierbei der Land- und Bauernhausstil, der mediterran geprägte bzw. historisierende Villenstill und Weiterentwicklungen der klassischen Moderne aus den 20iger und 30iger Jahren sein. Allen gemeinsam ist die Zunahme der Glasflächen in der Fassade, um dadurch hellere Räume zu gewinnen, und das Bevorzugen geneigter Dächer. Mit der Individualisierung der Baustile ging leider die gestalterische Kraft verloren, die von Bebauungen ausgeht, die sich an ähnlichen Gestaltungsprinzipien orientieren wie zum Beispiel gewachsene Dorfstrukturen.
Apropos Glas: Sind Fenster energetische Schwachstellen?
Trotz großer technischer Fortschritte geht durch Fenster immer noch deutlich mehr Energie nach außen verloren als durch gut gedämmte Wand- und Dachflächen. Gute Fenster mit einer überwiegenden Südorientierung gleichen dieses aus, indem sie in der kalten Jahreszeit mehr Sonnenenergie hinein als hinauslassen. 3-Scheiben-Wärmeschutzverglasungen mit Edelgasfüllungen sind heute Standard. Gebräuchliche Rahmenkonstruktionen bestehen aus mehrkammerigen Kunststoffprofilen oder thermisch getrennten Holz- oder Leichtmetallprofilen. Bei der Wahl der Beschläge sollten Bauherren darauf achten, dass diese auf Größe und Gewicht der Fensterflügel abgestimmt sind. Zusätzlich kann mit entsprechenden Beschlägen der Einbruchschutz erhöht werden. Bei Fenstern mit viel Sonneneinstrahlung, insbesondere in Dächern, sollten frühzeitig Verschattungsmaßnahmen mitgeplant werden, denn diese beugen einer Überhitzung der Räume vor.
Welche Tendenzen sehen Sie bei den Dachformen?
Die Dachform sollte zum Umriss und Stil des Hauses passen. Fassaden mit Vor- und Rücksprüngen führen zu bewegten Dächern, während auf einfachen Rechteckgrundrissen bevorzugt die klassischen Formen Sattel-, Walm- und Pultdach sitzen. Als Deckung sind Dachziegel und Dachsteine aus Beton üblich, die sich in ihrer Erscheinung wenig unterscheiden. Vereinzelt sieht man auch Metalldächer. Eine Alternative zum Schrägdach bleibt das Flachdach, das bei guter Planung und Ausführung eine Funktionsdauer von mehreren Jahrzehnten hat.
Muss ein Dach unbedingt gedämmt werden?
Grundsätzlich gilt, dass Bauteile zwischen beheizten und unbeheizten Räumen bzw. der Außenluft zu dämmen sind. Wenn ein Dachstuhl nicht ausgebaut wird, dann ist die Decke zu den darunterliegenden Räumen zu dämmen. Wenn der Dachraum beheizt wird, dann ist die gute Wärmedämmung des Dachstuhls unverzichtbar. Die Energieeinsparverordnung fordert für Dächer bessere Werte als für Wände! Man kann zwischen den Sparren dämmen oder die Dämmung lückenlos darüber anbringen, was die bessere Lösung ist. Möglich sind auch Kombinationen. Die Dämmung funktioniert auf Dauer nur, wenn sie gut geschützt ist gegen Niederschlagswasser von oben und die von innen einwirkende Wasserdampfdiffusion im Dachaufbau berücksichtigt wird. Letzteres geschieht in der Regel mit Bahnen, die innenseitig aufgebracht werden.
Wie kann man das Dach vor Wind und Wetter schützen?
Angesichts der zunehmenden Wetterextreme müssen die Ziegel in den Dachbereichen, die vom Wind besonders stark angegriffen werden, mit Sturmklammern gesichert werden. Ebenso ist ein Blitzschutz anzuraten. Die Deckung muss der Dachneigung angepasst werden, denn für unterschiedlich schräge Dächer gibt es unterschiedliche Ziegel und Dachsteine. Zwischen der Deckung und der Wärmedämmung muss eine dichte Schicht angeordnet sein, die eingedrungenes Wasser nach außen ableiten kann.
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