Recycling fürs Wasser
Einmal zahlen und dann doppelt nutzen: Gering verschmutztes Abwasser aus dem Haushalt kann mit einer Grauwasseranlage noch einmal verwendet werden – zum Beispiel für die Toilette
BERLIN Wasser sparen ohne den Verbrauch zu senken – das ist möglich. Denn von den rund 127 Litern Trinkwasser, die ein Mensch in Deutschland im Schnitt täglich verbraucht, sind etwa 50 Liter nur leicht verschmutztes Dusch- und Badewasser. „Dieses gering verschmutzte, häusliche Abwasser – sogenanntes Grauwasser – kann im Haushalt wiederverwendet werden“, sagt Erwin Nolde von der Fachvereinigung Betriebs- und Regenwassernutzung.
Der Vorteil ist, dass der Verbraucher nur einmal für Wasser- und Abwasser zahlen muss – das Frischwasser aber doppelt nutzen kann. „Dafür braucht man Grauwasseranlagen“, erläutert Franz-Josef Heinrichs vom Zentralverband Sanitär Heizung Klima. An eine solche Anlage können die Abwasserrohre von Dusche, Waschbecken und Waschmaschine angeschlossen werden. Das Abwasser wird dort aufbereitet und zwischengespeichert. Weniger geeignet für die Wiederverwendung ist Spülwasser aus der Küche, da es etwa durch Fett stärker belastet ist. Mit dem recycelten Wasser werden dann die Toilettenspülung und andere Wasseranschlüsse direkt von der Anlage aus versorgt.
„Ohne hygienisches Risiko kann das recycelte Wasser für die Toilettenspülung, zur Gartenbewässerung und zum Putzen verwendet werden“, erläutert Heinrichs. Denn in der Regel garantieren Hersteller von Grauwasseranlagen eine Wasserqualität, die sich an der EU-Richtlinie für Badegewässer orientiere. Auch Nolde ist von der hygienischen Qualität des wiederaufbereiteten Wassers überzeugt. Sie entspricht der von Freibädern.
Kritischer beurteilt dagegen der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) in Berlin den hygienischen Aspekt: „Bei Grauwasseranlagen sind in der Vergangenheit immer wieder unzulässige Verbindungen zu Trinkwasseranlagen bekannt geworden“, erklärt Martin Weyand, Hauptgeschäftsführer Wasser/Abwasser des BDEW. Auch Jörg Rechenberg vom Umweltbundesamt gibt zu bedenken, dass praktisch jeder solche Anlagen betreiben darf: „Hinsichtlich des Wäschewaschens mit Grau- und Regenwasser gibt es gewisse Bedenken.“ Besonders in Kindergärten, Krankenhäusern und bei sensiblen Menschen kann das Wiederverwenden von Abwasser problematisch sein.
Ein Aspekt, der für eine Grauwasseranlage spricht, ist laut Rechenberg die regional unterschiedliche Wasserversorgung in Deutschland. In einigen Gebieten könnte in Zukunft als Folge des Klimawandels das Wasser knapper werden – in dem Fall könnte Grauwasser zum Beispiel in der Landwirtschaft eingesetzt werden.
Grauwasseranlagen lassen sich relativ leicht installieren: „Für Einfamilienhäuser gibt es kompakte Anlagen, in denen Sammelbehälter, Filter und Pumpe zu einem System integriert sind“, sagt Heinrichs. Laut Trinkwasserverordnung muss allerdings für Grauwasserrecycling ein zusätzliches, vom Trinkwassernetz getrenntes Leitungssystem vorhanden sein. Das Gleiche gilt auch für die Einspeisung des aufbereiteten Wassers.
Kleine Anlagen mit einer Aufbereitungskapazität von etwa 600 Litern pro Tag kosten nach Angaben von Nolde um 5000 bis 6000 Euro. Eingeschlossen sind hier bereits die Installationskosten für das zweite Leitungsnetz. Auch mit dem Nachbarn lässt sich eine Anlage teilen. Die Anlage kann zwei bis drei Nachbarhäuser gemeinsam versorgen und so bis zu 600 Liter Frischwasser pro Tag einsparen.
Nolde rechnet vor: In einem Sechs-Personen-Haushalt mit einem Jahreswasserverbrauch von 278 000 Litern Trinkwasser werden rund 1330 Euro pro Jahr bezahlt. Davon könnten rund 110 000 Liter recycelt und noch einmal verwendet werden. Das senkt die Wasserkosten – Wartung und Strombedarf eingerechnet – um rund 400 Euro pro Jahr. Die Kosten amortisieren sich nach etwa acht Jahren. Die Voraussetzung ist allerdings, dass die Wasserpreise stabil bleiben.
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