Ohne Schatten und Wolken

Dunkle Wandfarben wie Schwarz oder Royalblau sind eine Herausforderung
Rot, Blau, Grün oder gar Schwarz statt Weiß: Dunkel gestrichene Wände sind zur Zeit in. Sie werden aber nur schön, wenn die Farbe gleichmäßig wirkt. Aber das ist gar nicht so einfach. Denn wird die Rolle mal abgesetzt oder mit unterschiedlichem Druck an der Wand geführt, bilden sich wolkenartige Flecken und dunklere Farbübergängen. Heimwerker müssen daher die Wand gut auf die Farbe vorbereiten. Ist noch alte Farbe auf der Wand, muss diese fest sitzen.
Ob sie abblättert, testet der Heimwerker, indem er ruckartig einen Streifen Klebeband von der Wand abzieht. „Bleiben Teile der Farbe am Klebeband hängen, muss die Fläche komplett abgewaschen und dann mit Tiefengrund vorbehandelt werden“, erklärt Hans-Jürgen Reinbold, der einen Ratgeber zum Thema für die Stiftung Warentest geschrieben hat. Tiefengrund ist ein Malerprodukt, das verhindert, dass bestimmte Stellen der Wand mehr Farbe aufnehmen als andere oder Farbpigmente sich lösen, erläutert Annekatrin Reichelt, Malermeisterin und Trainerin an der Heimwerkerschule DIY-Academy. Problematisch ist auch alte Kalkfarbe, sagt Ratgeberautor Reinbold. So einen Anstrich erkennt der Heimwerker, indem er mit dem Daumen fest an der Oberfläche reibt. Wird die Haut weiß, muss er den Putz vor dem Streichen mit einer Wurzelbürste abwaschen und anschließend ebenfalls mit Tiefengrund behandeln.
Gerade bei dunkler Farbe ist es wichtig, die Mischung gut mit einem Rührstab aus Holz oder dem Rührquirl an der Bohrmaschine umzurühren. „Denn dunkle Töne besitzen viele Farbpigmente, die sich am Boden des Eimers absetzen können“, erklärt Reichelt. Durch Verrühren verteilen sie sich gleichmäßig im Eimer. Die Malermeisterin empfiehlt, dunkle Töne mit einer Rollwalze mit längerem, weichen Flor aufzutragen. Diese sollte immer mit ausreichend Farbe belegt sein und sollte so an der Wand angesetzt werden, dass die Walze in Streifen der noch nicht getrockneten Farbe hineinmalt, sagt Ludger Küper, Direktor des Paint Quality Institute. Diese Technik bezeichnet der Profi als „Nass-in-nass“. Damit vermeidet der Heimwerker Kanten, die besonders bei schrägem Lichteinfall sichtbar sind. Da die Hand mit der Rolle in der Bewegung an verschiedenen Höhen der Wand unterschiedlichen Druck ausübt, rät Küper Heimwerkern, eine Teleskopstange zu benutzen. Die Bewegungen sind dann gleichmäßiger.
Damit keine sichtbaren Ansätze an der Wand entstehen, sollte eine Fläche ohne Pause fertig gemacht werden. Ein zweiter Anstrich ist bei dunklen Farben meist notwendig. Aber: „Auch wenn der frische Anstrich fleckig zu sein scheint, sollte er erst einmal gut durchtrocknen“, erläutert Küper. Auf keinen Fall sollte eine Ecke noch feucht nachgestrichen werden. Denn der Maler erkennt noch nicht, wie viel Farbe tatsächlich schon auf der Wand ist und ob die Flecken auch im Trockenen noch sichtbar sind. „Meist streicht man mit dunkler Farbe nur eine Wand“, sagt Küper. Die Farbe wirkt besser, wenn an den Seiten und zur Decke ein Streifen weiß bleibt. Dafür markiert man den Rand am besten mit Klebeband.
Doch die Farbe kann schon mal unter das Malerkrepp laufen, und der Rand von der weißen zur farbigen Fläche wird so nicht sauber. Reichelt empfiehlt, das Kreppband zunächst weiß zu überstreichen. Ist diese Schicht Farbe getrocknet, kann der Rand mit dunkler Farbe bestrichen werden – und die weiße Schicht hält die dunkle Farbe davon ab, unter des Kreppband zu laufen. Dieses wird abgezogen, wenn die dunkle Farbe noch nicht ganz getrocknet ist. „Dann entsteht eine besonders scharfe Kante ohne Schmiererei“, sagt Reichelt. Wer es bunt möchte, kann sich den gewünschten Farbton selbst zusammenstellen oder zu Fertigprodukten greifen. Küper empfiehlt Heimwerkern die fertig angemischten Farbeimer oder Produkte, die von einer Maschine im Baumarkt gebrauchsfertig gemacht werden.