Miete oder Eigentum?

Vor dieser Frage stehen viele Menschen. Welche Wohnvariante besser ist, hängt vom Einzelfall ab
von  Abendzeitung
Wo soll welches Zimmer hin? Was die Planung und Gestaltung der Wohnung angeht, bietet die Eigentumswohnung mehr an Entscheidungsfreiheit als ein Mietobjekt.
Wo soll welches Zimmer hin? Was die Planung und Gestaltung der Wohnung angeht, bietet die Eigentumswohnung mehr an Entscheidungsfreiheit als ein Mietobjekt. © dpa

Vor dieser Frage stehen viele Menschen. Welche Wohnvariante besser ist hängt vom Einzelfall ab

FRANKFURT AM MAIN Miete oder Eigentum? Viele Menschen stellen sich irgendwann die Frage, ob es statt ewig Miete zu zahlen nicht besser wäre, auf die eigenen vier Wände zu setzen. Antworten darauf gibt es von verschiedenen Seiten. Und die fallen recht unterschiedlich aus: Während Mieterverbände und Wohnungsbaugesellschaften gerne die Vorteile des Mieterlebens hervorheben, betonen andere die Vorzüge des Wohnens im Eigenheim. Doch allgemeingültige Wahrheiten gibt es bei dieser wichtigen Frage nicht. Bevor die weitreichende Entscheidung getroffen wird, sollten Unentschlossene vielmehr die eigenen Bedürfnisse prüfen und sich auf jeden Fall mit den Besonderheiten der beiden Wohnalternativen vertraut machen. Deren spezielle Vor- und Nachteile zeigen die folgenden Prüfpunkte:

Finanzielle Belastung: Wie viel vom monatlichen Einkommen fürs Wohnen weggeht, hängt von einer ganzen Reihe von Faktoren ab. Bei der Mietwohnung natürlich von der Miethöhe und den Nebenkosten. Beim Eigenheim entscheidet dagegen vor allem die für die Fremdfinanzierung zu zahlende Zins- und Tilgungsrate über die Belastung. Je mehr Eigenkapital den Kreditbedarf drückt und je niedriger der Zins ausfällt, desto weniger muss der Bauherr an die Bank überweisen. Meist müssen Eigentümer aber davon ausgehen, dass mit dem Umzug in die eigenen vier Wände die Belastung im Vergleich zur bisherigen Miete erst einmal steigt. Denn häufig vergrößert sich der Wohnraum. Zudem sind sämtliche Nebenkosten jetzt auch allein zu tragen.Mit dem Laufe der Zeit verschiebt sich aber im Normalfall die Belastung. Während Immobilienbesitzer ihre Raten durch Sondertilgungen oder die Komplettrückzahlung der Kredite mit den Jahren senken können, müssen Mieter auf lange Frist fast immer mit steigenden Mieten rechnen.

Altersvorsorgeaspekt: Statistiken zeigen, dass Wohneigentümer im Alter durchschnittlich über ein höheres Vermögen verfügen als Mieter. Das liegt allerdings nicht unbedingt daran, dass sich mit Immobilien Altersvorsorge lukrativer betreiben lässt als mit geschickten Kapitalanlagen. Entscheidend ist häufig vielmehr der Zwangsspareffekt der Schuldentilgung. Während Bauherren Monat für Monat ihr Immobilienvermögen durch die Tilgung der Hypothekenschulden zwangsweise vergrößern, besteht bei einer alternativen Kapitalansparung die Gefahr, dass das Geld für die Altersversorgung nicht regelmäßig auf die hohe Kante gelegt wird. Einkommenslücken sind im Ruhestand dann vorprogrammiert. Haus- und Wohnungsbesitzer schließen diese nicht durch höheres Einkommen, sondern durch geringere Wohnkosten. Denn außer den laufenden Neben- und Instandhaltungskosten müssen sie nichts mehr fürs Wohnen ausgeben. Zusätzlicher Vorteil: Während die aus normalen Kapitalanlagen fließenden Zinserträge voll zu versteuern sind, wenn der Sparerfreibetrag überschritten wird, bleibt die ersparte Miete als Rendite des Wohneigentums völlig steuerfrei. Welche Strategie unter dem Strich die wirtschaftlich beste Wahl ist, lässt sich allerdings nur im Rückblick klären.Dabei spielen ungewisse Faktoren wie die Wertentwicklung der Immobilie und die vom Mieter durch eine Anlage des Eigenkapitals zu erwirtschaftende Rendite eine entscheidende Rolle.

Risiko: Wer hohe Kredite aufnimmt, geht immer auch Risiken ein. Was passiert mit dem Wohneigentum zum Beispiel bei längerer Arbeitslosigkeit und drastisch sinkendem Einkommen? Hier können Bauherren letztlich nur versuchen, so schnell wie möglich das Eigenheim zu einem möglichst guten Preis zu verkaufen und die Schulden zu tilgen. Zwangsversteigerungen zeigen allerdings, dass dies in der Realität häufig nicht funktioniert. Ein rechtzeitiges Gespräch mit der kreditgebenden Bank empfiehlt sich hier in jedem Fall. Auch für Schäden an der Immobilie muss der Besitzer grundsätzlich selbst aufkommen, es sei denn, der Schadensfall ist durch eine Versicherung gedeckt. Mieter müssen sich über solche Dinge grundsätzlich keine Gedanken machen. Schließlich bekommt der Vermieter die Miete auch dafür, dass er sich um die Reparatur und laufende Instandhaltung der Immobilie kümmert.

Fazit: Den goldenen Weg für alle gibt es nicht. Jede und jeder muss für sich selbst entscheiden, welche Wohnvariante am besten passt und die meisten Vorteile bietet.

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