Keine Chance für Einbrecher
Neben sinnvollen technischen Sicherungen sind gute Nachbarschaft und vorbeugendes Verhalten entscheidend, um sich vor allem in der dunklen Jahreszeit wirksam vor Einbrechern zu schützen.
STUTTGART Die dunkle Jahreszeit lockt dunkle Gestalten an: Einbrecher nutzen gern die frühe Dämmerung aus. Schützen kann – und sollte – man sich mit technischen Vorrichtungen wie wirkungsvollen Schlössern. Doch noch ein Faktor ist wesentlich beim Einbruchschutz: „Durch umsichtiges Verhalten und durch aufmerksame Nachbarn werden jährlich Tausende von Einbruchstaten verhindert“, sagt Kriminalrat Harald Schmidt, Geschäftsführer der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes.
Dass Einbrecher immer nachts zuschlagen, ist ein weit verbreiteter Irrtum. „In Wahrheit werden die meisten Haus- und Wohnungseinbrüche tagsüber verübt, wenn mit höherer Wahrscheinlichkeit niemand zu Hause ist“, sagt Kriminalrat Schmidt. Ein weiteres Vorurteil besagt, dass Einbrecher meist versierte Profis sind, die in verblüffend kurzer Zeit überall hereinkommen. „Die polizeiliche Erfahrung zeigt aber, dass es sich meist um Gelegenheitstäter handelt, die sich oft schon durch einfache, aber wirkungsvolle technische Sicherungen von ihren Absichten abhalten lassen“, schildert Schmidt. Gut sichtbare Schlösser oder Alarmanlagen wirken auf Täter abschreckend, denn sie bedeuten für sie eine längere Arbeitszeit und damit ein höheres Entdeckungsrisiko. „Mehr als ein Drittel aller Einbrüche bleibt im Versuch stecken, nicht zuletzt wegen sicherungstechnischer Anlagen“, sagt der Experte.
Zugleich rät er, den Kontakt zu den Nachbarn zu suchen. Denn die Polizei kann nun einmal nicht überall sein, um Straftaten zu verhindern: „Warten Sie nicht auf die anderen, sondern tun Sie den ersten Schritt. Sprechen Sie die Bewohner Ihres Hauses oder der Nachbarhäuser an. Veranstalten Sie ein Treffen und tauschen Sie untereinander Telefonnummern aus.“ In einer aufmerksamen Nachbarschaft, so die Erfahrung des Experten, haben Einbrecher, Diebe und Betrüger kaum eine Chance.
In Mehrfamilienhäusern sollte der Hauseingang auch tagsüber stets geschlossen sein, rät Kriminalrat Schmidt. Dasselbe gilt für Keller- und Bodentüren. „Prüfen Sie, wer ins Haus will, bevor Sie den Türöffner drücken“, so seine Empfehlung, „achten Sie außerdem auf Fremde im Haus oder auf dem Nachbargrundstück und sprechen Sie diese an.“ Bei längerer Abwesenheit sollte die Wohnung unbedingt betreut werden – etwa von Nachbarn, die den Briefkasten leeren und abends das Licht einschalten, damit die Räume bewohnt wirken.
Eine Reihe von Vorsichtsmaßnahmen sollten laut Schmidt für jeden Haus- und Wohnungsbesitzer selbstverständlich sein: „Wenn Sie Ihren Schlüssel verloren haben, wechseln Sie umgehend den Schließzylinder aus.“ Schließlich kann niemand mit Sicherheit sagen, ob ein Schlüssel verloren oder gestohlen ist. Ebenso sollte man es sich zur Gewohnheit machen, die Haus- oder Wohnungstür nicht nur ins Schloss zu ziehen, sondern stets zweifach abzuschließen – auch wenn man das Haus nur für kurze Zeit verlässt. Fenster-, Balkon- und Terrassentüren sollten dann auch immer verschlossen sein. „Auch gekippte Fenster sind offene Fenster und selbst von ungeübten Einbrechern leicht zu knacken“, berichtet der Kriminalbeamte. Ausgesprochen fahrlässig handelt, wer seinen Haus- oder Wohnungsschlüssel draußen versteckt. „Einbrecher kennen jedes Versteck“, mahnt der Kriminalrat. Leichtsinnig ist es auch, bei einer Tür mit Glasfüllung den Schlüssel innen stecken zu lassen.
Rollläden sollten zur Nachtzeit vorsichtshalber geschlossen sein, tagsüber aber unbedingt wieder hochgezogen werden – schließlich soll nicht schon auf den ersten Blick Abwesenheit signalisiert werden. Wer außerdem aufs Klingeln nicht bedenkenlos den Türsummer drückt, sondern Sprechanlage, Türspion und Sperrbügel benutzt, ist gegen ungebetene Gäste schon mal ziemlich gut gewappnet.
Eigenheimbewohner können mit einer Reihe von Gestaltungsmaßnahmen auf dem Grundstück noch mehr Sicherheit schaffen. „Erschweren Sie unbekannten Personen durch eine Einfriedung das Betreten des Grundstücks“, empfiehlt der Polizeiberater Schmidt. „Schließen Sie Gartentüren, Hof- und Garagentore auch dann ab, wenn Sie zu Hause sind. Der Sicherheit dienlich sind auch eine Sprechanlage an der Gartentür eventuell in Kombination mit einer Videokamera.
Manch unbekümmerter Hausbesitzer erleichtert Einbrechern auch unabsichtlich die Arbeit, warnt er. Hecken und Sträucher zum Beispiel bieten nicht nur dem Garten- und Terrassenbenutzer Sichtschutz, sondern auch dem Einbrecher. Dichte Bepflanzungen am Haus, besonders an einbruchsgefährdeten Stellen, sollten daher streng tabu sein. Auch die Installation einer Außensteckdose auf der Terrasse hat ihre Tücken, denn sie bietet dem Einbrecher die Möglichkeit, elektrisches Werkzeug zu nutzen. So eine Steckdose muss in jedem Fall von innen abschaltbar sein und sollte grundsätzlich nur unter Strom stehen, wenn man sie selbst nutzt.
Eine gute Ausleuchtung des Grundstücks schreckt ungebetene Besucher ebenfalls erfolgreich ab. Auch Zugangswege sollten beleuchtet sein. Jedoch ersetzt die beste Beleuchtung keinesfalls eine technische Sicherung. Bei einer Schaltung über Bewegungsmelder empfiehlt sich zusätzlich die Installation mehrerer Schalter im Haus und speziell im Schlafzimmer. So kann man bei verdächtigen Geräuschen unverzüglich für Beleuchtung auf dem Grundstück sorgen.
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