Kampf gegen die Milben
Wie Allergiker gesund wohnen: Schutzüberzüge, regelmäßiges Waschen der Bettwäsche und auch ungewöhnliche Ideen lindern die Symptome
MÜNCHEN Milben kennt jeder, aber gesehen hat sie kaum einer. Denn die achtbeinigen Spinnentiere mit monsterähnlichem Gesicht sind nur unter dem Mikroskop zu entdecken. Doch wenn nur ihr Name genannt wird, schüttelt es die meisten: Die Vorstellung, mit ihnen Bett und Wohnung teilen zu müssen, löst Unbehagen aus. „Dabei gehören Milben seit der Urzeit zum menschlichen Umfeld und haben mit mangelnder Sauberkeit nichts zu tun”, sagt Dirk Petersen von der Verbraucherzentrale. Für Nichtallergiker sind die Tierchen in der Regel harmlos – nicht aber für Menschen mit Hausstaubmilben-Allergie. Bei einer solchen Allergie werden die Symptome durch den Kot der im Hausstaub lebenden Milben ausgelöst”, erklärt Anja Schwalfenberg vom Deutschen Allergie- und Asthmabund. Die Kotbällchen trocknen aus und zerfallen in sehr kleine Teilchen, die sich mit dem Hausstaub verbinden. Dieses Gemisch atmet der Mensch ein – und das kann zu allergischen Reaktionen führen. Milben gedeihen am besten im Bett, wo es schön warm und etwas feucht ist, erläutert die Stiftung Warentes. Dort bekämen sie auch noch jede Menge Hautschuppen ab, ihre bevorzugte Nahrung. So ist es unvermeidlich, dass sich bis zu 1,5 Millionen der winzigen Tiere in unseren Betten sammeln können. Studien zufolge wird in einer Matratze nach sieben Jahren ein Höchstmaß an Allergenen erreicht. Deshalb rät die Stiftung Warentest, die Matratze aus Gesundheits- und Hygienegründen alle sieben bis zehn Jahre auszuwechseln. Auch für Schwalfenberg ist „die Sanierung des Bettes die wichtigste therapeutische Maßnahme”. Allergiker sollten Matratzen mit allergendichten Überzügen, sogenannten Encasings, beziehen. Das Bettzeug und die Bettwäsche sollten regelmäßig bei mindestens 60 Grad Celsius gewaschen werden. Bei einer schweren Allergie bietet es sich zudem an, allergendichte Zwischenbezüge zu benutzen, rät die Expertin. Mit dem größten Fehler beim Bettenmachen rechnet aber kaum einer: „Ein ordentlich gemachtes Bett erleichtert den Milben das Überleben”, erläutert Schwalfenberg. Denn die über Nacht durch Schwitzen angesammelte Flüssigkeit kann unter der zusammengelegten Bettdecke nicht richtig entweichen und die hohe Luftfeuchtigkeit in der Decke und Matratze bleibe erhalten. Deshalb sollten nach dem Aufstehen zuerst die Decke zurückgeschlagen und die Schlafräume gelüftet werden. Die Matratze sollte währenddessen unbedeckt sein, damit auch aus dieser die Feuchtigkeit entweichen kann. In Kinderbetten liegen häufig Kuscheltiere – und diese sind wie Kissen, Decken und Matratzen voller Milben. Um die Stofftiere von den Tieren zu befreien, sollten sie für 24 Stunden in die Kühltruhe gelegt werden, rät Schwalfenberg. Allerdings beseitigt dies nicht den Milbenkot, sondern tötet nur die Milben. Effektiver ist es, Teddy und Co. regelmäßig bei mindestens 60 Grad Celsius zu waschen.
Kleidung sollte nicht in Bettnähe ausgezogen werden, rät die Stiftung Warentest zudem. Denn beim Ausziehen der Sachen werden viele Hautschüppchen durch die Luft gewirbelt. Früher wurde Allergikern außerdem empfohlen, den Teppichboden zu entfernen und glatte, wischbare Bodenbeläge zu verlegen. „Diese Empfehlung kann nicht mehr generell gegeben werden”, sagt Schwalfenberg. Für Allergiker sind glatte Böden nur dann besser, wenn sie mindestens alle zwei Tage feucht gewischt werden. Ob dieser Reinigungsaufwand wirklich zu realisieren ist, hänge von den individuellen Lebensumständen ab.
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