Die Immobilie behalten
München - Das Haus ist gebaut, das erste Kind geboren, nun kann das Familienleben losgehen. So oder ähnlich sieht der Traum vieler Menschen aus. Das eigene Haus bedeutet Sicherheit und Wohlstand. Für manche bringt es aber Probleme mit sich. Zum Beispiel, wenn einer der Eheleute – im schlimmsten Fall der Haupt- oder Alleinverdiener – arbeitslos wird. Denn für einen Hausbau oder einen Wohnungskauf werden in der Regel Kredite aufgenommen, die über Jahrzehnte abbezahlt werden müssen.
„Das Wichtigste ist: Den Kopf nicht in den Sand stecken”, rät Marcus Weismantel von der Bausparkasse Schwäbisch Hall. „Das Haus ist nicht gleich weg.” In vielen Fällen können dauerhafte Lösungen gefunden werden. Dauerhaft bedeutet beispielsweise, dass die Kreditrate für die Rückzahlung heruntergesetzt wird, damit die monatliche Belastung für den Kunden sinkt. Dadurch verlängert sich allerdings die Laufzeit, fügt Weismantel hinzu. „Man kann auch den Kredit stunden, das heißt, der Kunde zahlt später.” Im Normalfall ändert sich durch diese Regelungen nichts am Vertrag. Wenn einem Häuslebauer weder durch niedrigere Raten noch durch Stundung geholfen werden kann, gibt es noch eine weitere Möglichkeit: „Im Einzelfall bieten Bausparkassen einen Tilgungszuschuss an.” Das bedeutet, die Rate, die der Kunde zu zahlen hat, wird teilweise von der Bank übernommen. Allerdings muss der diesen weiteren Kredit später zurückzahlen.
„Was man auf jeden Fall raten kann, ist, dass der Kunde sich möglichst schnell beim Kreditinstitut meldet und seine Situation schildert”, sagt Eberhard Proissl von der Wüstenrot-Württembergische. Denn in der Regel kann geholfen werden. Das gilt im Fall von Arbeitslosigkeit, aber auch Kurzarbeit oder einer Scheidung. In solchen Fällen muss der Betroffene seine finanzielle Situation ehrlich und ausführlich darlegen. Dann gilt es abzuschätzen, wie lange voraussichtlich der finanzielle Engpass andauert, zum Beispiel wie lange der Kunde für die Jobsuche brauchen wird.
„Was man am einfachsten machen kann, ist, dass man die Tilgung aussetzt.” Ist der Kunde noch nicht einmal in der Lage, die Zinsen zu zahlen, kann der Anbieter im Einzelfall auch diese Beträge zeitlich befristet stunden. „Dann ist aber schon fortlaufend eine Abstimmung mit dem Kreditinstitut nötig”, sagt Proissl. Kunden sollten daher schon bei der Planung des Haus- oder Wohnungskaufes darauf achten, die Finanzierung auf so sichere Füße zu stellen, dass mögliche Engpässe nicht zu einer Privatpleite führen. „Mindestens drei Netto-Monatsgehälter sollte man zurücklegen für unvorhergesehene Ausgaben”, rät Jörg Sahr von Stiftung Warentest. Nach seiner Rechnung müssten vier Nettogehälter in der Regel sogar ausreichen, um Kreditraten zehn bis zwölf Monate lang in voller Höhe zahlen zu können. Viele Menschen finden in dieser Zeit erneut Arbeit. Hausbauer und Wohnungskäufer sollten auf einen flexiblen Kredit achten, der es ihnen erlaubt, innerhalb der Zinsbindung die Zahlungen zu variieren. Wichtig ist auch, einen Teil der Finanzierung aus Eigenkapital zu stemmen.
„Die Faustregel lautet: Mindestens 20 Prozent der Gesamtsumme sollten Eigenkapital sein. Die Nebenkosten – Strom, Gas, Wasser, Versicherungen, Gebühren – sollte man auch aus eigener Tasche zahlen können”, sagt Sahr. Für einen Finanzierungsplan können sich Interessierte beispielsweise an Verbraucherzentralen wenden, die dazu beraten. Bei Zahlungsproblemen gibt es die Schuldnerberatung. Dort werden Kunden beraten, bevor sie einen Kredit abschließen. Und ganz wichtig: Für einen sinnvollen Finanzplan vor dem Haus- oder Wohnungskauf sollten die Verbraucher eine genaue Aufstellung ihrer Lebenshaltungskosten machen!