Design im Kinderzimmer

Eltern statten ihre Kinder teils gerne gut aus: Die Möbelbranche lässt sich darauf ein
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Ein Klassiker für Kinder: Diesen Stuhl gibt’s jetzt im Mini-Format.
dpa Ein Klassiker für Kinder: Diesen Stuhl gibt’s jetzt im Mini-Format.

MÜNCHEN Eine lebensgroße Barbie an die Wand gemalt, ein Bett als Burg und ein Stuhl mit Froschgesicht: Moderne Kinderzimmer sind bunt, schrill und ein Abenteuer. Designer haben nach und nach auch das einstige Chaos-Zimmer als kreativen Tummelplatz für sich entdeckt und mit neuen Ideen aufgepeppt. Die Möbel wurden zum Spielzeug, und auf Spielzeug konnte man plötzlich sitzen und schlafen. Doch design-begeisterte Eltern wollten mehr und ihren Kindern genau das geben, was sie selbst haben: Bewährte, robuste Designer-Stücke. Sollen sie haben, sagte sich die Branche und funktionierte die Klassiker um, verkleinerte sie und malte sie an.
„Langlebigkeit und gute Gestaltung sind Eltern auch für ihre Kinder wichtig. Aus diesem Grund werden Klassiker fürs Kinderzimmer gekauft”, sagt Vivie Thonet vom gleichnamigen Traditionsunternehmen. Dieses legte daher seinen berühmten Kaffeehausstuhl gut 150 Jahre nach dessen Entstehung neu als Sonderedition für Kinder auf. Der kleine „14 K” hat das typischen Rohrgeflecht und Sperrholzsitze in Hellblau, Gelb oder Rosa. Auch den Stuhl „S 43”, der typisch etwa in Wartezimmer von Ärzten steht, gibt es in der Kinderversion – und der ist eigentlich geradezu gemacht für Kinder, meint Vivie Thonet. Denn der Schwingeffekt, den das Gestell aus gebogenem Stahlrohr möglich macht, erinnere an Wippen und Schaukeln und vermittele das Gefühl, „wie auf Luft” zu sitzen. Neben der Befriedigung des Spieltriebs müssen die kleinen Möbel auch mit ihren kleinen Besitzern wachsen. Und, noch schwieriger: Den Geschmack von wankelmütigen Jungs und Mädchen über viele Alters- und Interessensstufen treffen. Die nüchterne Schnörkellosigkeit vieler Design-Klassiker sind daher optimal.
Schon lange machen sich Möbeldesigner Gedanken, wie sie die Bedürfnisse der Kinder befriedigen können – aber scheiterten schon mal an den Möglichkeiten der Zeit. Kinder müssen nicht still sitzen, fand etwa der 1998 gestorbene Mödeldesigner Verner Panton aus Dänemark. „Er hat ihre Bewegungen studiert, denn ein Kind bewegt sich ja pausenlos und braucht die Freiheit für seinen Spieltrieb auf einem Stuhl”, sagt seine Witwe, Marianne Panton.
Vor gut 40 Jahren kreierte Panton den ersten Kunststoffstuhl aus einem Guss (siehe Foto!). Schon damals wollte er auch eine Kinderversion herstellen. „Aber die Kosten waren zu hoch, und deshalb war es unmöglich, einen kleinen Stuhl zu machen”, sagt Panton weiter. Erst jetzt, nachdem die Produktionskosten durch technischen Fortschritt geringer wurden, ging das Unternehmen Vitra mit dem Freischwinger im Miniformat in Produktion – und stieß in eine Marktlücke. Übrigens: Auch schlafen können die Kleinsten in Designerbetten – die zum Teil zusammenklappbar sind.
Doch was etwa diese Möbelstücke mitbringen, haben nicht alle Designerstücke in den Zimmern der Erwachsenen: Funktionalität. Daher warnt die Innenarchitektin Birgit Knutzen vor einem übertriebenen Aufrüsten im Reich der Kleinsten: „Ein Kinderzimmer sollte nie mit einem Showroom verwechselt werden.”

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