„Aktiver als anderswo“
Die Experten von CB Richard Ellis geben einen umfassenden Überblick über den aktuellen Büro- und Investmentmarkt in München
MÜNCHEN CB Richard Ellis (CBRE) zählt zu den weltweit größten Dienstleistungsunternehmen auf dem gewerblichen Immobiliensektor. Mit über 30000 Mitarbeitern in mehr als 300 Büros weltweit fungiert CBRE als Immobiliendienstleister für Eigentümer, Investoren und Nutzer von gewerblichen Immobilien. Rainer Knapek, Niederlassungsleiter in München, und sein Kollege Jochen Stecker haben jetzt in einem Gespräch ihre Einschätzung bezüglich des aktuellen Münchner Büro- und Investmentmarktes für das vergangene Jahr und eine Prognose für 2010 geliefert.
Der Büromarkt
Die Wirtschaftskrise ist auch an einem beliebten und attraktiven Standort wie München nicht spurlos vorübergegangen. „Die abgeschlossenen Deals für Büroflächen sind im Vergleich zum Vorjahr um ein Drittel zurückgegangen“, resümiert Knapek. „Die Verhandlungszeiträume dauern lange, die Firmen lassen sich viel Zeit mit ihrer Entscheidung, legen sich ungern langfristig fest und ziehen aus Kostengründen auch wieder vermehrt ins Umland.“ Beispiele hierfür sind zum Beispiel die Firma Bosch, die jetzt im Technologiepark Grasbrunn residiert sowie die Hypo Real Estate, die sich für das Gewerbegebiet Unterschleißheim entschieden hat. Eine Besserung am Markt erwartet Knapek erst für 2011, im kommenden Jahr wird die Anzahl der leerstehenden Büros wegen vieler spekulativ gebauten Gebäude weiter ansteigen, so dass der Druck auf die Mieten weiterhin anhält. Doch der Niederlassungsleiter will nicht nur Schwarzmalen: „Im Vergleich zu Hamburg oder Frankfurt ist der Münchner Büromarkt immer noch der aktivste“, sagt er.
Der Investmentmarkt
„Es wird endlich wieder über Immobilien geredet, weil viele Produkte der Finanzwirtschaft als sichere Anlageform gescheitert sind“, freut sich Jochen Stecker von CBRE. Vor allem im sogenannten „Core-Bereich“ (Neubau, gute Lage, langfristig vermietet) seien die Investoren in München wegen der hohen Sicherheit bereit, viel zu bezahlen – allerdings sei hier das Angebot begrenzt. Auffällig hierbei: Über 90 Prozent der Anleger stammen aus Deutschland, ausländische Investoren haben ihr Kapital aufgrund der Krise in die Heimat zurückgezogen. Und vor allem auch die Investitionen in Wohnimmobilien sind hoch. „In Neubauten in München gibt es ja quasi keine Leerstände. Sehr vielversprechende, aktuelle Projekte sind da zum Beispiel der Hirschgarten, die Isargärten oder die Welfenhöfe“, sagt er.
Für 2010 vermutet er, dass die institutionellen Investoren verstärkt Immobilien in München kaufen werden – auch wenn das Angebot an Neubauten in guter Lage mit langfristigen Mietern weiterhin dürftig bleibt. Weil die konjunkturellen Risiken vorerst bleiben und die Banken deswegen hohe Sicherheiten fordern, rechnet er noch keinem „großen Appetit“ auf riskantere Investitionen in weniger begehrte Objekte in B-Lagen.
Susanne Höppner
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